26. September 2013 - Kölner Philharmonie
IAN BOSTRIDGE
Liederabend
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Ian Bostridge - Foto (C) Benjamin Ealovega
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Ian Bostridge (48) sieht noch immer wie ein großer Junge aus, und seine schöne Stimme ist - wie gestern Abend während seines anspruchsvollen Liederabends in der Kölner Philharmonie zu hören war - so gut wie nie zuvor; und "früher" war sie auch schon gut. Er zählt aller Wahrscheinlichkeit nach zu dem Typus Sänger, der sich mit der Zeit und den von ihn gestellten Aufgaben entwickelt, überprüft und (wenn es angebracht zu seien scheint) auch rar macht - - als wir ihn dann überhaupt das erste und seither auch letzte Mal in live erlebten, war er mit der Winterreise auf Tournee; wir hatten selten einer derart aufwühlenden und uns bis ins Mark erschüttert habenden Darbietung dieses Schubert-Zyklus beigewohnt; das könnte ungefähr zehn Jahre oder länger her gewesen sein, der Tatort war zu seiner Zeit der KMS der Philharmonie Berlin...
Sein Kölner Programm enthielt Werke von Britten, Dowland und Henze. [Wir konnten, leider, nur bis zur Pause bleiben.]
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Die "besten" lyrischen Ergüsse sollten oft in der Spagatkategorie zwischen Genie und Wahnsinn einen zuordlichen Nachweis finden; und obgleich der Name Friedrich Hölderlin, als Beispiel nur, mehr unqualifizierter und auch ungerechter Weise dorthin angesiedelt wurde und auch wohl - bis heute - angesiedelt bleibt. Nichts desto Trotz strahlte und strahlt der Nimbus (= Hölderlin als der Insasse des nach ihm und seinem Irrseinssschicksal nachbenannten Hölderlinturms) faszinorisch auf Vertreter aller Nachbarkünste aus. Tonsetzer (früher/heute) als wie Filmemacher (heute) griffen froh und motiviert zu seinen Werken, inkl. Kurzvita, und nutzten sie für ihr privates Schaffen als wie künstlerisches Oevre.
Sänger Bostridge konfrontierte uns nun mit Brittens klavierbegleiteten Sechs Hölderlin-Fragmenten op. 61 sowie einer Auswahl von 6 Teilsätzen aus Henzes berühmter Kammermusik 1958, die der Komponist "Über die Hymne 'In lieblicher Bläue' von Friedrich Hölderlin" - übrigens im gleichen Jahr, da Britten seinen Hölderlin verkomponierte - in die Noten setzte. Julius Drake spielte Klavier (bei Britten); Xuefei Yang spielte Laute (bei der Werkauswahl von Henze).
Bostridges Textverständlichkeit sowie Gestaltungskosmos muss als aufsehenerregend annotiert sein!!
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Die in China geborene und in London lebende Lautistin Xuefei Yang - Foto (C) Neil Muir
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Bewertung:
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a. so. - 27. September 2013 ID 7192
LIEDERABEND (Kölner Philharmonie, 26.09.2013)
Benjamin Britten: Sechs Hölderlin-Fragmente op. 61
John Dowland: "Come, heavy sleep" aus: The First Booke of Songes or Ayres
Britten: Nocturnal after John Dowland op. 70 | Reflections on "Come, heavy sleep" für Gitarre
Hans Werner Henze: II., III., V., VIII., X., XI. aus: Kammermusik 1958 | Über die Hymne "In lieblicher Bläue" von Friedrich Hölderlin
Henze: Three Auden Songs für Tenor und Klavier
Britten: Seven Sonnets of Michelangelo op. 22 für Tenor und Klavier
Ian Bostridge, Tenor
Julius Drake, Klavier
Xuefei Yang, Gitarre
Weitere Infos siehe auch: http://www.koelner-philharmonie.de
http://www.andre-sokolowski.de
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