28. September 2013 - Festival Alte Musik Knechtsteden
LUTHER IN WORMS
Oratorium von Ludwig Meinardus (1827-1896)
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"Ludwig Meinardus hatte sich viel vorgenommen, als er um 1871 Martin Luthers berühmten Auftritt vor Kaiser Karl V. zu einem Oratorium machte; in einer Zeit, die sich gerade heftig mit Richard Wagners Musik beschäftigte. Durchaus in der Tradition Bachs und Mendelssohns stellte der Komponist das Werk auf die Bühne. Kein Geringerer als Franz Liszt ließ es in Weimar uraufführen." (Quelle: Festival Alte Musik Knechtsteden)
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Luther in Worms ist ein kurioses Stück! Sein Komponist und Textdichter hatte mit ihm - nach der uns vorliegenden Überlieferung - den größten Coup seines auf nicht viel mehr als 48 (von ihm zur Veröffentlichung frei gegebnen) Opera zählenden Werkverzeichnisses gelandet. Jedesmal wenn es, zumeist im Umfeld irgendwelcher Luther-Jubiläen, großartig und also auch motivisch für Reprisen wiederaufgerichtet wird, geziemt ihm durch die hörerische Allgemeinheit staunende, um nicht zu sagen ungläubig anmutende Begeisterung - - so gestern Abend in der imposant geräumigen Klosterbasilika von Knechtsteden, wo das vom Dirigenten Hermann Max im Jahre 1992 gegründete Festival Alte Musik Knechtsteden mit ihm seinen diesjährigen Abschluss fand. Es ist nämlich, nach unserm zugegeben-unmaßstäblichen Dafürhalten, vielleicht dann doch mehr Oper sprich Musiktheater als Vokalsinfonik resp. Oratorium, und obgleich als solches (= Oratorium) vom Meinardus deklariert.
Ist eigentlich dann jemals wer auf die Idee gekommen, dieses opernhaft verchorte Riesenstück ganz zeitgemäß, also mit viel-viel Brechungen und Brüchen, szenisch anzubieten und somit herauszustellen, welcher inhaltlicher "Sprengstoff" in ihm steckt? Es ist ja nicht nur so, dass es allein um Luthers widerborstigen und standhaften Ausflug zum damaligen deutschen Reichstag ging, nein-nein, auch macht sich (was so aktuelle Leseansprüche und ergo übergreifende Verinterpretationen anbelangen könnte) marzialischer Nationalismus wortstark kund; ein, wie wir finden, dankbares Betätigungsfeld für Regiestar Philipp Stölz... fällt uns, so als Beispiel, ganz spontan jetzt ein.
Über zwei Stunden werden wir nicht müde, uns auf die emotional geladene Musik Meinardus' sehr gefällig und bereitwilliger Weise einzulassen. Es macht einen Heidenspaß, dieser entgleisend-spätromantischen Verlautbarung zu lauschen.
Gut gelaunt und irgendwie total entspannt kommen uns da die Alleskönner vom Concerto Köln, das sich mit vielen Gast-Profis verstäkte, vor. Man sieht nur Frohgemutes, Schmunzeln, Lächeln, lachende Gesichter... [Wohl nicht auszudenken, wenn das opulente Werk gar "in die Hände" eines verbeamteten Orchesters fiele; klänge höchstwahrscheinlich mehr nach missmutigem Brei.]
Superb der Chor: Rheinische Kantorei!!
Ein Halleluja ebenso für die Gesangssolisten - Corby Welch (als Kaiser Karl V.), Catalina Bertucci (als Katarina von Bora) und, selbstredend, Matthias Vieweg (als Martin Luther) seien hier genannt.
Unglaubliche Wiederentdeckung - wird vom WDR, auch als CD, koproduziert.
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(C) Lutherhalle Wittenberg, KDG Wittenberg
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Bewertung:
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Andre Sokolowski - 29. September 2013 ID 7197
LUTHER IN WORMS (Klosterbasilika, 28.09.2013)
Matthias Vieweg, Bass
Catalina Bertucci, Sopran
Annette Gutjahr, Alt
Corby Welch, Tenor
Markus Flaig, Bass
Anne Bierwirth, Alt
Clemens Löschmann, Tenor
Clemens Heidrich, Bass
Rheinische Kantorei
Concerto Köln
Dirigent: Hermann Max
Eine Koproduktion mit dem WDR
Weitere Infos siehe auch: http://www.knechtsteden-altemusik.de
http://www.andre-sokolowski.de
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