Bachs
Matthäus-
Passion
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Das ist das Logo vom Orchestra of the Age Enlightenment, welches am 10. April 2009 mit Bachs MATTHÄUSPASSION im Konzerthaus Berlin gastierte.
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Insbesondere die Bach-Passionen haben sich - nicht erst seit es diese Orchester gibt, die sie (und anderes barockes Repertoire) "historisch", also auf historischen und sündhaft teueren, will sagen unersetzbaren und unikaten Instrumenten spielen - ihren siegeszugartigen Weg in die Konzertsäle der Welt gebahnt. Man könnte sie auch gut auf das Theater heben; ihre Handlungen sind jeweils spannender als Wagneropern, beispielsweise... Aber ist ja längst geschehen, war doch dutzendfach schon da; die prominentesten der Varianten (für Theater): Neumeiers so weltberühmt gewordenes Ballett oder die Inszenierung mit der Mischregie, also drei Regisseure wagten die Versuchung, an der Deutschen Oper in Berlin...
Jedoch! Dem vollwuchtigen Ausmaß aller Hochdramatik jener Bach-Passionen ist - und mit Verlaub - tatsächlich szenisch nicht und überhaupt nicht beizukommen, weil: Diese Dramatik kommt "von innen". Eine selten so an Geist und Körper des "beobachtenden" Hörers gleichsam wahr zu nehmende Symbiose.
Diesem merkwürdigen Zustand innerlichen Aufgewühltseins wurde man nun wieder einmal, und erneut, in einer singulären Aufführung gewahr:
Denn das Konzerthaus am Gendarmenmarkt lud sich Karfreitag das Orchestra of the Age of Enlightenment ein, dass es - zufälliger Weise dem gebotnen Anlass mäßig - die MATTHÄUSPASSION spielte. Und es brachte acht Gesangssolisten mit, sie heißen Mark Padmore, Roderick Williams, Amy Freston, Laura Mitchell, Christiane Stotijn, Iris Julien, Robert Murray, Charles Gibbs.
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Mark Padmore war die Seele in einer schier atemberaubenden Aufführung der MATTHÄUSPASSION von Bach am 10. April 2009 bei einem Gastspiel des Orchestra of the Age of Enlightenment im Konzerthaus Berlin - Foto (C) Marco Borggreve / www.markpadmore.com
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Kein Chor, kein Dirigent!!
Auch keiner - jedenfalls nicht so von außen sichtbar - , der den ganzen Apparat per Handzeichen oder per körperlicher Geste oder so oder so ähnlich navigierte.
Wie ist so was möglich???
So was habe ich noch nie erlebt; ich dachte erst, dass ich in einen Fantasyfilm rein geraten wäre. Alles funktionierte wie von Geisterhand... Das Orchester, im Hintergrund, spielte, und so wie ich das beobachtete, ohne jedes "Einsatz"-Zeichen.
Die Solisten, vorne, kamen alle, ohne sich etwa sehr auffällig mit Blicken zu verständigen, quasi auf ihren Punkt. Und sie vollführten alle Chorpassagen, und sie sangen gleichsam alle Arien; hierzu (Arien) gingen sie, nicht immer, aber meistens, in die Mitte zwischen die rechts/links postierten Doppelblöcke...
Doch die eigentliche Seele, dieser Hauch "von oben", ging vom stückerzählenden Mark Padmore aus. Die Textverständlichkeit ist atemberaubend, das Timbre seiner engelgleichen Stimme sollte unvergleichbar zu Kollegen seines Fachs zu nennen sein; ich habe nie vorher so einen Evangelisten gesehn, geschweige denn: gehört!
Es dauerte ein ganzes Stückchen, bis das Publikum - es ging ja nicht nur mir so - sich aus seiner paralysitären Starre, seinem "Schock" über die so vollzogne insgesamte Schönheit dieser Bach-Passion, zu lösen in der Lage war. Es schrie dann vor Begeisterung.
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Bachs MATHÄUSPASSION / 10.04.09, Konzerthaus Berlin
Orchestra of the Age of Enlightenment
(http://www.oae.co.uk)
Mark Padmore, Leitung und Evangelist
(http://www.markpadmore.com)
Roderick Williams, Bass (Christus)
Amy Freston, Sopran
Laura Mitchell, Sopran
Christiane Stotijn, Mezzosopran
Iris Julien, Alt
Robert Murray, Tenor
Charles Gibbs, Bass
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Andre Sokolowski - 11. April 2009 ID 4260
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