14. Februar 2013, Uraufführung im RADIALSYSTEM V
KALKWERK
Instrumentales Theater von Helmut Oehring nach dem Roman "Das Kalkwerk" von Thomas Bernhard
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Helmut Oehring - Foto © Jens Oellermann
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Helmut Oehring - dessen bisheriger Lebenslauf vor allem auf den singulären Doppelfakt verweist, dass er zum Einen das Kind gehörloser Eltern ist und zum Anderen sein Komponistensein autodidaktisch angefangen hatte (ehe er viel später Meisterschüler Georg Katzers wurde) - hat sich national wie international eine beachtliche Reputation erarbeitet; sein Werkverzeichnis ist schon respektabel; auch wird er mit Preisen dieser oder jener Art belobigt und benannt.
Wir wurden erstmals in 2007, als sein Blaumeer durch das Deutsche Symphonie-Orchester unter Ingo Metzmacher zur Uraufführung kam, auf ihn gelenkt.
Nun hatte er sich Thomas Bernhards aus dem Jahre 1970 stammenden Roman Das Kalkwerk vorgenommen zu vertonen; seine Variante nennt sich "instrumentales Theater" - und der eigentliche Grund, weshalb er Dieses (Bernhards Prosa jetzt zum Kalkwerk "umzu"komponieren) tat, mag justament vor allem durch die eigne Vita (s. o.) nachvollziehbar und erklärlich sein:
"In dem Roman geht es um den Protagonisten Konrad, der gemeinsam mit seiner Frau in ein abgeschiedenes altes Kalkwerk einzieht, um dort ungestört eine Studie über 'Das Gehör' niederzuschreiben. [...] Seine Frau, 'die Konrad' genannt, ist auf den Rollstuhl und auf die Hilfe und Pflege ihres Mannes angewiesen. Dieser missbraucht sie jedoch für seine Experimente nach der 'Urbantschitschen Methode', die seiner Studie dienen sollen." (Quelle: Wikipedia)
Also wird - in dem Roman wie in der Oper - nach dem sog. Sinn des Lebens eines einzelnen Vermessenen (Genie & Wahnsinn) peu à peu geforscht; ja und herauskommt, dass es einen solchen sog. Sinn des Lebens freilich geben könnte und auch gibt - jedoch unter der absoluten Preisgabe jedweder Menschlichkeit. In beiden Texten tut der lebenssinnsuchende "Held" nämlich den Menschen seiner nächsten Nähe kurzerhand verschwinden lassen oder so - - bei Oehring gibt es beispielsweise dann so eine Alles klärende Prolog-Beuntertitelung: Der Unmensch, Punkt.
Hundert Minuten "Kopfmusik" - das Gegenteil von "Bauchmusik" - bearbeiten den hörerischen oder querverweislerischen Sachverstand (sofern vorhanden); ja und wenn das andauernde Rätseln eines sich wohl mehr als Laie zu verstehen gebenden Musikliebhabers, bis zum Schluss der Aufführung (!), aus welchem ursprünglichen Stück der Oehring eigentlich so üppig variierte (Schuberts Tod und das Mädchen? war und ist es so??), mitunter nicht gewesen wäre - nein, wer weiß, ob sich ein anteilnehmendes Verweilen über die Geduldsgrenze hinaus dann überhaupt gelohnt hätte.
Der Personalaufwand für diese engagierte Uraufführung im RADIALSYSTEM Berlin muss als beträchtlich eingestuft sein; die Besetzungsliste (s. u.) liest sich imposant.
Das Blaumeer - mit Verlaub - gefiel uns vor sechs Jahren ungleich besser!
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Kalkwerk im Radialsystem - Foto © Nicolas Wackerbarth
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Andre Sokolowski - 15. Februar 2013 ID 6565
KALKWERK (Radialsystem, 14.02.2013)
Konzept und Realisierung: Parallelaktion
Komposition: Helmut Oehring
Streichquintett: ensemble mosaik
Libretto: Irene Rudolf und Albert Lang
Inszenierung: Albert Lang
Live-Elektronik: gogh smp
Videoinstallation: Nicolas Wackerbarth
Audiorealisation: Torsten Ottersberg
Ausstattung: Parallelaktion und Hanne Loosen
Dramaturgie: Stefan Ulrich
Personen und ihre Darsteller:
Fro ... Stephan Wolf-Schönburg
Konrad ... Nicolas Wackerbarth
Wieser ... Niklas Bardeli
Höller ... Sören Canenbley
Sprecher mit Sprechgesang: ensemble mosaik - mit Chatschatur Kanajan, Lea Rahel-Bader, Karen Lorenz, Wolf Bender und Mathis Mayr
Uraufführung war am 14. Februar 2013
Weitere Termine: 15. + 16. 2. 2013
Österreichische Erstaufführung: 7. 3. 2013
Eine Produktion von Parallelaktion, in Zusammenarbeit mit RADIALSYSTEM V. Gefördert aus Mitteln des Hauptstadtkulturfonds und von der Kulturstiftung Matrong
Weitere Infos siehe auch: http://www.radialsystem.de
Kalkwerk
ensemble mosaik
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