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27. Oktober Motte, Kulturzentrum Ottensen, Hamburg

Sommermädchen

Maria Debora Wolf und Siegfried Gerlich


Maria Debora Wolf. Foto: (c) Christoph Schweitzer



Was macht eine Schauspielerin zwischen zwei Engagements? Sie bastelt sich ein Soloprogramm. Wenn sie singen kann, dann sucht sie sich einen Pianisten und übt ein paar Lieder von Holländer, Weill oder Brel ein und schreibt sich eine kleine Moderation drum herum. Wo mehr Ehrgeiz vorhanden ist, schreibt sie sich sogar die Liedertexte selbst und lässt den Pianisten komponieren. Diese Chanson-Abende sind dann je nach handwerklichen und künstlerischen Fähigkeiten mehr oder weniger gelungen und ob der Fülle dieser Programme auch mehr oder weniger erfolgreich.

Maria Debora Wolf, die in Hamburg sehr erfolgreich im Theater in der Basilika spielt, hat sich nach diesem Muster ein Programm gebastelt, Songtexte geschrieben und einen komponierenden Pianisten dazu gefunden. Ihr gemeinsamer Abend heißt "Sommermädchen" und verspricht in der Ankündigung die übliche Mischung aus heiteren und anrührenden Liedern und Geschichten. Und, ja, es stimmt alles: Die Diseuse kommt von oben bis unten gold glitzernd auf die Bühne. Sie hat die Präsenz einer erfahrenen Schauspielerin und die Stimme einer Brecht/Weill Sängerin, nur besser. Siegfried Gerlich hat einen Reigen von Songs komponiert, die zwischen Jazz und Chanson changieren, Anleihen aus anderen Stilrichtungen inbegriffen. Er spielt lässig entspannt und lässt sich auch auf das oft zelebrierte Spiel "Sängerin gegen Pianisten" ein. So weit, so klassisch.



Maria Debora Wolf. Foto: (c) Christoph Schweitzer


Aber dann sind da die Texte der Maria-Debora Wolf. Frei von allen Klischees der Mädchenlyrik oder Frauenprosa, frei vor allem von billigen Reimen und vorhersehbaren Pointen. Diese Texte weisen sie als schwer verletzte Borderline-Persönlichkeit aus. Sie reißen dem schönen Schein den Glitzer herunter. Sie tun das mit Zähnen und Krallen. Da bleiben Wunden zurück. Da blutet es. Um keinen falschen Eindruck aufkommen zu lassen. Es handelt sich beileibe nicht um eine Psychotherapie auf der Bühne, nein, es geht eindeutig um Kunst. Die Figur des Sommermädchens will Mittelpunkt sein, will Beachtung, will unvergessen sein, verliert sich dabei in promisken Sex-Abenteuern, sucht Verständnis, fordert aber Schmerz und Auflösung. Ohne ironische Distanz und ohne Sentimentalität singt sie Lieder, die Aufmerksamkeit einfordern und gegen die Schönheit von Melodie und Vortrag scharfe Klingen führen.

Das ist nicht immer "schön", dafür aber sehr eigen, das Genre des Chansonprogramms um eine wichtige Nuance erweiternd. Und unbedingt erlebenswert.

"Vom Geben gab ich genug – ich will nur noch nehmen und genommen werden"


Sven Lange - red / 28.Oktober 2007
ID 00000003495
Auftritte:
Fr 18.01.08 Tübingen Sudhaus
Sa 19.01.08 Stuttgart Merlin Theater

Weitere Infos siehe auch: http://www.sommermaedchen.com





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