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CD-Kritik

Andreas Böhlen

spielt

Sammartini-

Sonaten für

Blockflöte und

Basso continuo



Bewertung:    



Kenner und Kollegen oder auch "bloß" Fans und Freunde der barocken Blockflötenmusik kommen bei den seit Kurzem vorliegenden sieben Stücken für Flöte und Basso continuo von Giuseppe Sammartini (1695-1750), die der Starflötist und Blockflöten-Professor Andreas Böhlen mit Michael Hell (am Cembalo), Daniel Rosin (am Cello) und Petro Prosser (an der Laute) - und als Fortsetzung (Vol. 2) ihrer bereits 2020 begonnen Edition - fürs Label Aeolus einspielte und veröffentlichte, voll auf ihre Kosten!



Petro Prosser, Andreas Böhlen, Michael Hell und Daniel Rosin (v.l.n.r.) | Foto (C) Fabian Stürz


Und obwohl ich mich mitnichten als DER Spezialist für explizite Flötentöne in und aus Alter Musik zu outen je erdreisten würde, auch weil meine hörerische Präferenz in eine etwas andere (auch etwas spätere) Richtung tendiert, zog ich mir die 80 Minuten Spieldauer währende Scheibe sage und schreibe dreimal (dreimal!!!) hintereinander rein und empfand die Klänge, die mich über Kopfhörer erreichten, nicht nur über alle Maßen inspirierend, nein - vielmehr noch, dass ich mich zudem interessiert und neugierig dem lesenswerten Booklet, das der US-amerikanische Blockflöten-Experte David Lasocki für diese CD mitverfasste, wissbegierig widmete und Weiteres als Quellenstudium zu dem Sammartini hie und da im World Wide Web entdecken konnte:


"Sammartini – reichlich mit Vornamen beschenkt: Giuseppe (oder Gioseffo) Francesco Gaspare Melchiorre Baldassare – war der Sohn eines französischen Oboisten namens Alexis Saint-Martin, der sich um 1690 in Mailand niederließ. Die Oboe wurde von französischen Instrumentenbauern in der Mitte des 17. Jahrhunderts auf Basis der Schalmei, eines traditionell 'lauten' Instruments, erfunden, mit dem Ziel einer flexibleren Klangfarbe und Dynamik zur Verwendung in Kombination mit Streichinstrumenten in Orchester- und Kammermusik. [...] Heute sind 32 Werke für Altblockflöte und basso continuo von Sammartini überliefert, wobei fünf dieser Werke wahrscheinlich ursprünglich für ein anderes Instrument komponiert wurden. Darüber hinaus gibt es einige ähnliche Werke für Traversflöte, Oboe und Violine mit basso continuo. [...] Auch wenn Sammartinis Werke nicht dieselben technischen Herausforderungen an die Spielerin/den Spieler darstellen wie Vivaldis Konzerte aus derselben oder etwas späteren Zeit, sind die schnellen Passagen aufgrund der Sprünge mitunter nicht einfach zu spielen. Mir sind tatsächlich keine Werke bekannt, die Sammartini gekannt haben durfte, welche uns stilistisch auf seine verblüffend einzigartigen Werke für Blockflöte und basso continuo vorbereiten. Die sieben hier vorgestellten Werke sind ein guter Querschnitt durch Sammartinis stilistische Bandbreite von spätbarocker bis galanter (frühklassischer) Schreibart."

(Quelle: Giuseppe Smmartini und seine Blockflötensonaten von David Lasocki; CD-Booklet, S. 12-18)

*

Die spieltechnischen Herausforderungen, die Lasocki in seinem obig zitierten Text bemerkt, sind in der wunderbaren Aufnahme, welche bereits im Herbst 2019 in dem Blankenburger Kloster Michaelstein bewerkstelligt wurde, deutlich hör- und spürbar; und Andreas Böhlen meistert sie aufs Bravouröseste. Es mag nicht wenig Leute geben, die in ihrem Leben auch mitunter eine (meistens) laienhafte Blockflötenerfahrung haben, ja und ganz besonders sie würden - beim Hören dieser Sammartini-Kleinode - die könnerische Kunst von Böhlen außerordentlich zu schätzen wissen!



Der Blockflötist Andreas Böhlen | Bildquelle: andreasboehlen.com


Musiziert wird ausschließlich nach Manuskript-Kopien, weil bis heute keine umfassende Werkausgabe Sammartinis existiert.

Die absolute Exklusivität der vorliegenden Scheibe erklärt sich selbstverständlich auch aus der Mitwirkung solcher Alte Musik-Koryphäen wie dem deutschen Cembalisten Michael Hell (der übrigens auch Blockflöte spielt), dem Schweizer Cellisten Daniel Rosin und dem italienischen Lautisten Pietro Prosser.

Feiner und besser geht es nicht!!


Andre Sokolowski - 4. Februar 2022
ID 13439
Giuseppe Sammartini, Sonatas for recorder and basso continuo, Vol.2
Giuseppe Sammartini (1695-1750): Sonata C-Dur [Sibley No.8]
- Sonata a Flauto Solo con il Basso F-Dur [Sibley No.18]
- Sonata a Flauto Solo con il Basso f-Moll [Sibley No.16]
- Sonata a Flauto Solo con il Basso C-Dur [Sibley No.26]
- Sonata a Flauto Solo con il Basso d-moll [Sibley No.20]
- Sonata a Flauto Solo con il Basso D-Dur [Sibley No.17]
- Sonata a Flauto Solo con il Basso g-moll [Sibley No.14]
Andreas Böhlen, Blockflöte
Michael Hell, Cembalo
Daniel Rosin, Violoncello
Pietro Prosser, Laute
Label: AEOLUS | AE 10336
Erstveröffentlicht am 22.11.2021


Weitere Infos siehe auch: https://andreasboehlen.com/


https://www.andre-sokolowski.de

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