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Opernkritik

Seelen-Schocker - nah zum Anfassen

MACBETH - Tre atti senza nome von Salvatore Sciarrino


(C) Staatsoper im Schiller Theater

Bewertung:    



"Im Fokus des diesjährigen Festivals für Neues Musiktheater INFEKTION! steht der aus Palermo stammende Komponist Salvatore Sciarrino, der als Autodidakt bereits in den 1960er Jahren eine unverwechselbare Klangästhetik, jenseits serieller Denkmuster entwickelte und zu den bedeutendsten Vertretern der Neuen Musik gehört. Seine 2002 uraufgeführte Kammeroper Macbeth bezeichnete er schlicht als 'Drei namenlose Akte'. Nach der Dramenvorlage William Shakespeares, geht es hierin um das Prinzip der Wiederkehr des Immergleichen, des Bösen und der Gewalt. Ein doppelter Sinn ergibt sich auf musikalischer Seite, da Sciarrino sich in seinem Macbeth ganz bewusst mit den 'klassischen' Vorbildern auseinandersetzt, die er, wie der Komponist selbst es formuliert, als An- oder Abknüpfungspunkt, immer brauche. 'So werfen die Gräber der Musik wieder Mozart und Verdi aus', kommentiert Sciarrino die auftauchenden Zitate aus den Opern Don Giovanni, Macbeth und Un ballo in maschera." (Quelle: staatsoper-berlin.de)

Jürgen Flimm hat dieses zweistündige Kammerstück des Italieners im Gemäuer des Orchesterprobensaals der Staatsoper Unter den Linden inszeniert - vielleicht auch um zu demonstrieren, dass es mit der Dauerbaustelle inzwischen doch ein bisschen vorwärts geht und wir uns, irgendwann dann, auf den Wiedereinzug Daniel Barenboims und seiner Staatskapelle inkl. der zudem beschäftigten Belegschaft der Berliner Staatsoper (also im Ganzen) freuen sollten oder so - - aber natürlich stimmen wir, genau wie er, in positivem Frohsinn ob des unterminisierten-unbestimmten aber um so heheren Gesamtziels Aller unbedingt mit ein; sonst wären wir ja nicht gekommen... [Die Senatsbaudirektorin Lüscher konnte dem Vernehmen nach auch gestern, Mittwoch, noch nicht sagen, wann der Laden wieder öffnet; bisher waren 296 Millionen Euro für die Staatsopernsanierung im Gespräch - lt. allerletztem Stand, den die Berliner Zeitung heute, Donnerstag, als Randnotiz vermeldete.]

* * *

Flimms Inszenierung ist schon toll!

Er hat den baufälligen Raum gerade mal mit ein paar sich gegenüberstehenden Bankreihen (für das Publikumn), zwei nebeneinanderliegenden versufften Orientteppichen, einem auf einem hingebauten Gips- oder Betonhügel eingelassenen Wasserloch und drei vor dem Kamin mit Spiegel hingestellten und verstaubten Ledersesseln (für die Protagonisten) von Bühnenbildnerin Magdalena Gut errichten lassen. Die phänomenalen jungen Musikerinnen und Musiker der Opera Lab Berlin (!) sind - von der Eingangsfront aus - rechts hinten positioniert; ein weiterer Teil von ihnen, als kleines Fernorchester, im offen stehenden Nebenraum linkerseits quasi versteckt. David Robert Coleman dirigiert zumeist in eine Videokamera hinein; sein Dirigat ist dann auf rundum installierten Monitoren für alle Ausführenden permanent zu sehen...

Die Musik klingt stark in ihrer durchgehenden "Unaufdringlichkeit"; es scheint, dass Coleman die ganze Zeit über fast nur ein Taktmaß schlägt, verblüffend-intensiv vernimmt man jede noch so kleine Regung, die sich überraschend mitteilt. "Die Instrumentalsolostimmen klingen als Widerhall und Unterstützung der Sänger. Sie sind in den beiden Instrumentalgruppen versteckt. Die Entfernung der zwei Gruppen schafft eine ständige Pendelbewegung zwischen nah und fern, nächtliche Atmosphäre und einen Raum, in dem gleichzeitig die Halluzinationen des Traumes und die Halluzination der Realität atmen." (Salvatore Sciarrino)

Natürlich macht es "Spaß", über zwei Stunden lang den Durchgeknalltenkosmos jenes legendären Schurkenpaares (Macbeth / Lady Macbeth) musikalisch-szenisch nachvollzogen zu bekommen - ein gefundnes Fressen für so hochgradig geniale Mimen wie z.B. Otto Katzameier und Carola Höhn, die aus dem siamesisch anmutenden Rollendoppel ein grandioses Psychofest veranstalteten; Katzameier hatte "seinen" Sciarrino-Macbeth ja schon in Paris, New York, Salzburg, Graz oder Frankfurt ausprobiert. Für Höhn war "ihre" Sciarrino-Lady ein Debüt.

Katharina Kammerloher, Stephen Chambers und Timothy Sharp brillierten ebenso - in "kleinen" Auftritten (Rollen s.u.).

Atemberaubend das Vokal-Sextett - in eine uniforme rostbraune Abendkleidergarderobe sowie lange, graue Kapuzenmäntel inkl. aufgesetzter Riesen-Raubtier-Plüsch-Köpfe von Birgit Wentsch (Kostüme) eingepackt - mit Sónia Grané, Lena Haselmann, Uta Buchheister, Magnús Hallur Jónsson, Jakob Ahles und Ulf Dirk Mädler.

Ein zum Anfassen naher Seelen-Schocker sondergleichen!

Bin total begeistert.




Macbeth (Otto Katzameier) nebst Gattin (Carola Höhn) im Orchesterprobensaal der Staatsoper Unter den Linden - Foto (C) Hermann und Clärchen Baus


Andre Sokolowski - 26. Juni 2014
ID 7921
MACBETH (Orchesterprobensaal der Staatsoper Unter den Linden, 25.06.2014)
Musikalische Leitung: David Robert Coleman
Inszenierung: Jürgen Flimm
Mitarbeit: Mara Kurotschka
Bühnenbild: Magdalena Gut
Kostüme: Birgit Wentsch
Licht: Olaf Freese
Dramaturgie: Jens Schroth
Besetzung:
Macbeth ... Otto Katzameier
Lady Macbeth ... Carola Höhn
Ein Sergeant/Fleance/Ein Mörder/Ein Wachsoldat/Der zweite Geist ... Katharina Kammerloher
Banquo/Der Geist/Ein Diener ... Stephen Chambers
Duncan/Ein Höfling/Macduff ... Timothy Sharp
Voci ... Sónia Grané, Lena Haselmann, Uta Buchheister, Magnús Hallur Jónsson, Jakob Ahles und Ulf Dirk Mädler
Opera Lab Berlin
Uraufführung zu den Schwetzinger Festspielen war am 6. Juni 2002
Berliner Premiere: 21. Juni 2014
Weitere Termine: 28., 30. 6. / 1. 7. 2014
INFEKTION! Festival für Neues Musiktheater


Weitere Infos siehe auch: http://www.staatsoper-berlin.de


Post an Andre Sokolowski

http://www.andre-sokolowski.de

INFEKTION! 2014



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