Berliner Philharmoniker (Susanna Mälkki)
Busoni, Bartók, Sibelius
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Bewertung:
Kramen Sie doch bitte mal in Ihrem Portemonnaie herum, ob sich darin zufälligerweise eine finnische 1-Euro-Münze befindet, und schauen sich die Kopfseite an. Googeln geht natürlich auch. Auf dieser ist ein Singschwan abgebildet, der Nationalvogel Finnlands. Singschwäne gelten als sehr ruffreudig und verfügen über ein beachtliches Stimmrepertoire. Das hat mit den Werken des Abends zunächst einmal nichts zu tun, da kein einziger Ton gesungen wird und Zwischenrufe in der Philharmonie generell zu unterlassen sind. Aber jetzt kommt’s: Charakterisch für die nasalen Laute des Singschwans ist ein tiefer Posaunenklang. Und der wiederum erschallt in allen drei Stücken, wenn auch von Blechbläsern erzeugt. Typisch für den musikalischen Stil von Jean Sibelius, dem finnischen Nationalkomponisten, ist die Nähe zur Natur, die beispielsweise im ersten Satz seiner Sinfonie Nr. 2 durch hell erleuchtetes D-Dur hervorblitzt. Nun, und dann wäre da noch Susanna Mälkki, Chefdirigentin der Helsinkier Philharmoniker und so eine Art Königin der Herzen des diesjährigen MUSIKFESTs, die mit einer federleichten, sportlichen Eleganz am Pult agiert, reagiert, korrigiert - kurzum: dirigiert, dass sich der Schwan abermals als Metapher anbietet.
Alternativ könnte der Dreivierteltakt als programmatische Klammer herhalten. Ferruccio Busonis Tanz-Walzer eröffnet das Konzert auf klare, schneidig spitze Art und Weise: Ein durchaus anspruchsvolles wie hörenswertes Stück, das 1921 von den Berliner Philharmonikern unter Busoni uraufgeführt wurde - und seitdem nie wieder auf ihren Pulten lag.
Danach gesellt sich der sympathische Gil Shaham hinzu, bewaffnet mit einer Stradivari und hochansteckender Spielfreude, um in Béla Bartóks zweitem Violinkonzert ein virtuoses Feuerwerk abzufackeln. Ein Ereignis!
Zum Abschluss der Sibelius: Unter Mälkkis konzentrierter und überaus präziser Führung spielen die Philharmoniker exquisit wie eh und je, doch sind die Farben frischer, der Klang griffiger als zuletzt unter Rattle. Fast unmerklich steigert Mälkki nach und nach die Intensität, um sie im Finale in aller Pracht zu entladen.
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Susanna Mälkki dirigierte die Berliner Philharmoniker zum MUSIKFEST BERLIN 2017 | Foto (C) Monika Rittershaus
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Heiko Schon - 11. September 2017 ID 10248
BERLINER PHILHARMONIKER (Philharmonie Berlin, 10.09.2017)
Ferruccio Busoni: Tanz-Walzer für Orchester op. 53
Béla Bartók: Konzert für Violine und Orchester Nr. 2 Sz 112
Jean Sibelius: Symphonie Nr. 2 D-Dur op. 43
Gil Shaham, Violine
Berliner Philharmoniker
Dirigentin: Susanna Mälkki
Weitere Infos siehe auch: http://www.berlinerfestspiele.de
Post an Heiko Schon
MUSIKFEST BERLIN
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