Orchester der Deutschen Oper Berlin (Sir Donald Runnicles)
DIE WALKÜRE, 3. Akt u.a.
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Bewertung:
Zurück vom Ring - und gleich wieder auf Anfangsposition! Donald Runnicles scheint Wagners Tetralogie nie und nimmer müde zu werden: Zu Ostern dirigierte er die beiden letzten Aufführungen von Götz Friedrichs Tunnel-Inszenierung, und am Ende der Spielzeit wird er mal eben drei Zyklen an der San Francisco Opera aus dem Ärmel schlenkern. Heute Abend, gewissermaßen als Startschuss in die neue Saison der Deutschen Oper und zugleich krönender Abschluss vom MUSIKFEST BERLIN, serviert Runnicles den 3. Aufzug der Walküre.
Wagner ist ja quasi Charlottenburgs Haus- & Hofkomponist. Und da seine Werke sowieso meistens Chefsache sind, braucht Runnicles nicht viel mehr zu tun, als mit dem Orchester der Deutschen Oper die Ernte einzufahren. Es strömt einem ein griffig-kräftiger Klang entgegen: Was für leuchtend rot-gold’ne Farben, welch’ leidenschaftliche Dynamik!
Die Walküren sind vortrefflich, vor allem die von der Gutrune (Bayreuther Castorf-Ring) zur Brünnhilde aufgestiegene Allison Oakes, deren Timbre an die junge Deborah Polaski denken lässt. Mit weniger Metall auf den Bändern, dafür sehr lyrisch. Sobald Anja Harteros den Mund aufmacht, tritt Runnicles auf die Bremse, damit wir, wenn schon nicht so viele, dann doch wenigstens lang gehaltene Töne hören können. Denn im letzten Akt hat die Sängerin der Sieglinde ja nicht wirklich viel zu tun. Was für ein virtuoses, wahrlich hehrstes Wunder!
Nur der Göttervater hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck. Ganz so leicht fällt es Bryn Terfel nicht mehr, seine bassbaritonale Pracht zu entfalten. Die Stimme hat an Substanz verloren, sie klingt etwas trocken und spröde.
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Leider entpuppen sich auch die drei Auszüge aus Berlioz’ dramatischer Romeo und Julia-Sinfonie als reichlich schlechter Einstieg in den Konzertabend. Die Melodien - frei von Tiefen, aber auch von Höhen - mäandern in sanft dahinplätschernder Gemütlichkeit durch den Saal, als seien sie nur die Warteschleife, bis endlich Wagner an den Apparat geht. Da gibts deutlich bessere Werke des Franzosen.
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Heiko Schon - 20. September 2017 ID 10263
ORCHESTER DER DEUTSCHEN OPER BERLIN (Philharmonie Berlin, 18.09.2017)
Hector Berlioz: Romeo et Juliette - Symphonie dramatique (Auszüge)
Richard Wagner: Die Walküre, 3. Akt
Sir Bryn Terfel (Wotan), Anja Harteros (Sieglinde), Allison Oakes (Brünnhilde) sowie Martina Welschenbach, Seyong Park, Alexandra Hutton, Judit Kutasi, Annika Schlicht, Jana Kurucová, Ronnita Miller und Nadine Weissmann (Walküren)
Orchester der Deutschen Oper Berlin
Dirigent: Sir Donald Runnicles
Weitere Infos siehe auch: http://www.berlinerfestspiele.de
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MUSIKFEST BERLIN
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