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Festival

Ein Hauch

von Freiheit



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Ein meditativer Rausch für die Sinne – ungezielt, offen und frei von üblichen Harmonien: Langsame Rhythmen erstarken mit überraschenden Akkordfolgen und krachenden Tempi. Bekannte Melodien werden variiert und arrangieren sich feinnuanciert in neue Klangmuster. Auf unterschiedliche Weise angestoßene Töne weben einen munteren Klangteppich. Klänge werden reduziert, entfalten sich bald darauf neu und ergießen sich farbenreich in die Gehörgänge.

Das JAZZFEST BONN zeigt alljährlich international bekannte Jazzgrößen in ausgewählten Locations in der Bundesstadt. 2010 gegründet, scheint das Festival jedes Jahr anhand der Anzahl seiner Konzerte zu wachsen. Die Konzertabende bestreiten i.d.R. zwei aufeinander folgende Künstler oder Bands. Auch 2018 waren die Doppelkonzerte ein Saisonhighlight für viele Jazzinteressierte:

In der Bonner Oper präsentierte der US-amerikanische Jazz-Gitarrist und Komponist John Scofield sein mit einem Grammy als bestes Jazz-Instrumentalalbum prämiertes Album Country for old men (2016). Danach spielte das Bundesjazzorchester (kurz: BuJazzO) eine exklusive mediale Neuproduktion, Klingende Utopien – 100 Jahre Bauhaus. Während bei John Scofield einzelne Instrumente stets gut hörbar eigene Akzente setzten, entwarf das BuJazzO mit fast 30 Mitwirkenden ein komplexeres Gesamtkunstwerk mit Gesang, zahlreichen Blasinstrumenten, sehr ungewöhnlichen Kompositionen und Thematiken vor dem Hintergrund bewegender Kurzfilme.

John Scofield widmet sich in Country for old men älterer und neuerer Country-Musik aus den USA. Gecovert werden traditionelle Folklore wie „Wayfaring Strangers“ und „Red river valley“ und neuere Hits wie „Jolene“ von Dolly Parton oder Shania Twains „You’re still the one“. Unterstützt wird der 66jährige Jazz-Gitarrist während seiner Performance gekonnt von jüngeren Jazzinstrumentalisten, dem gebürtigen Niederländer Gerald Clayton an den Keyboards, Vincente Archer am Bass und dem Amerikaner Bill Stewart am Schlagzeug. Alle Musiker überzeugen mit gekonnten Soli. Scofield gewinnt den Country-Vorlagen überraschende Klangnuancen ab und einige Songs sind nach seiner Bearbeitung nur beim genaueren Hinhören wiederzuerkennen.

Das BuJazzO unter der künstlerischen Leitung von Niels Klein feiert 2018 sein 30jähriges Jubiläum. Mit ihrem ersten Multimedia-Projekt möchte das offizielle Jugendjazzorchester der Bundesrepublik ein Signal für die zeitgenössische Relevanz der Bauhaus-Gründung setzen. Das BuJazzO performt leidenschaftlich, kraftvoll und fein ausdifferenziert neuere Kompositionen von Jazzkomponisten wie Ansgar Striepens, Christopher Dell, Gebhard Ullmann, Bill Dobbins, Julia Hülsmann, Oliver Schneller und Niels Klein. Hierbei werden auf eine großformatige Leinwand im Bühnenhintergrund Schwarz-Weiß-Kurzfilme aus den 1920er und 1930er Jahren projiziert. Es handelt sich überwiegend um Filme des Bauhausmeisters László Moholy-Nagy, die unterschiedliche Aspekte des Lebens in der modernen Großstadt bebildern. Eine Trompete übt das bewegte Duett mit einer Sopranstimme. Es wird rhythmisch geklatscht und gesprochen. Leider wirkt jedoch die musikalische Performance vor dem Hintergrund der sehenswerten Stummfilme nur noch wie bloße, stimmungsvoll arrangierte Begleitmusik.



John Scofield und im Hintergrund Vincente Archer am Bass beim Jazzfest Bonn an der Oper Bonn | Foto © Heike Fischer

Ansgar Skoda - 9. Mai 2018
ID 10689
Weitere Infos siehe auch: http://www.jazzfest-bonn.de/


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