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Festival

Crazy Vibes



Selah Sue beim W-Festival in Frankfurt | Foto © Ansgar Skoda

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Zum siebten Mal bespielen starke Musikerinnen Mitte Mai die Bühnen Frankfurts im Rahmen des Women of the World Festivals (kurz: W-Festival). Als ein Höhepunkt dieses Festivals trat jetzt die belgische Singer-Songwriterin Selah Sue in der Frankfurter "jugend-kultur-kirche sankt peter" auf. Vorm Eingang aufgestellte Hängematten und Frankfurter Apfelwein stimmten die Besucher auf ein abwechslungsreiches Konzerterlebnis ein. Das Vorprogramm ab 21 Uhr bestritt die deutsche Songwriterin Alex Mayr mit urbanem Pop und deutschen Texten. Ihre Songs “Inch Allah“, “Wenn alles schläft“, “Wir eskalieren“ und “Über den Dächern“ klangen mädchenhaft-melancholisch, enthielten jedoch auch musikalisch spannungsvolle Einsprengsel. Mayr erinnerte stimmlich und von der Akzentuierung her, etwa aufgrund des schnoddrigen Verschluckens von Wortendungen, ein bisschen an Judith Holofernes. Leider waren die Songtexte so nicht immer gut verständlich, auch da die Akustik im Kirchenraum auf die Vorband nur suboptimal abgestimmt war. Die Mannheimer Deutsch-Pop Künstlerin trat übrigens im Rahmen des Festivals bereits mit einer eigenen Show auf.

*

Beim Hauptact Selah Sue ab 22 Uhr überzeugte dann auch die Akustik. Sanne Putseys, wie die 29jährige Künstlerin mit bürgerlichen Namen heißt, wuchs bereits in einer Musikerfamilie auf. Der Vater der Soulsängerin war Organist der örtlichen Kirchengemeinde, die Mutter Vorsängerin des Chors. Die Belgierin verarbeitet in ihren Kompositionen eigene Gedanken, Gefühle und Ängste. Kompositorisch lassen sich in ihren Songs Einflüsse aus Hip Hop, Pop, Funk, Soul und Reggae raushören. Es lag viel Power, Leidenschaft und jugendliche Frische in Selah Sues stimmlichem Ausdruck, wenn sie mit ihrer Stimme lustvoll schnalzte, ungewöhnliche Akzente setzte, dynamisch Refrains wiederholte und kraftvoll variierte. Ihr Debütalbum Selah Sue (2011) und das zweites Album Reason (2015) der Singer-Songwriterin waren in Belgien höchstplatzierte Charterfolge und auch in den Niederlanden, Frankreich und der Schweiz enorm erfolgreich. Sie gewann 2011 als beste Solokünstlerin den belgischen Music Industry Award.

2017 wurde Selah Sue Mutter eines Sohnes. Sie unterbrach ihr Tourneepensum und zog sich für längere Zeit zurück. Als Opener spielt die Sängerin nun in Frankfurt neuere Songs, in denen sie ihre Gefühle als junge Mutter verarbeitete. Viele Konzertbesucher waren von den Lyrics gerührt oder bewegten sich in der umfunktionierten Kirche im Rhythmus der Musik. Mit rauer, heiserer Stimme – irgendwo zwischen Janis Joplin, Amy Winehouse und M.I.A. pendelnd – schwang sie sich auf zu experimentellen Höhenflügen. Selah Sue performte Hits wie “Crazy Vibes”, “Alone” und “Reason“. Begleitet wurde die Künstlerin gekonnt von zwei Musikern, einer spielte Kontrabass und der andere saß an den Keyboards. Bevor Selah Sue das melancholisch-schwermütige “I need” anstimmte, erklärte sie, dass dieser Song davon handele, dass sie manchmal über ihr Bedürfnis nachdenke von allen geliebt zu werden. Sie versuche dadurch, es allen Recht zu machen und achte dabei manchmal zu wenig auf sich selbst. Ein Highlight des Konzertabends war ihr bluesmäßiges Cover von Doris Days “Whatever Will Be, Will Be (Que Sera, Sera)”. Bei ihrer Interpretation des Klassikers von 1956 hauchte sie dem Song eine ganz neue Energie und eine dynamischere Grundstimmung ein. Beim letzten Titel vor der Zugabe, „This World“ (aus ihrem Debütalbum), fuhr die Lichttechnik mit gelbfarbigen Scheinwerferspots zu wahren Hochtouren auf. Als Zugabe performte Selah Sue dann noch alleine an der Gitarre ihre temporeichen Songs “Raggamuffin“ und den „Ragga Medley“-Rap. Weit nach 23 Uhr verließ ein zufriedenes und teils sogar euphorisiertes Publikum den leider etwas zu drückend heißen Konzertsaal.



Selah Sue beim W-Festival in Frankfurt | Foto © Ansgar Skoda

Ansgar Skoda - 11. Mai 2018
ID 10692
Weitere Infos siehe auch: http://www.selahsue.com/


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