Ein Feuerwerk
Grace Jones eröffnet ELECTRONIC BEATS in Köln
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Grace Jones bei den Electronic Beats im Kölner E-Werk | Foto © Ansgar Skoda
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Bewertung:
Die Stimme funkelt ebenso tief und imposant wie die Auftritte - visuell mit pompösen Details aufgeladen - dynamisch-reizvoll sind. Beats überlagern sich, bis sie sich in einem tragenden und elektrisierenden Rhythmus entladen. Die Erde bebt.
Am Vorabend zu ihrem 68. Geburtstag ließ es die jamaikanische Popikone Grace Jones noch einmal ordentlich krachen. Die Allround-Künstlerin eröffnete im Kölner E-Werk das ELECTRONIC BEATS-Festival der Telekom, das noch bis diesen Sonntag mit zahlreichen Konzerten, Ausstellungen und Performances in die Domstadt lockt. Die exzentrische Künstlerin – auch als Schauspielerin und Bond-Gegenspielerin in A view to a kill (1985) bekannt - zeigt sich bei ihrem ersten Konzert seit Sommer 2015 in spektakulären Outfits. Die schrille Diva eröffnet das Konzert weit nach 21 Uhr mit schnellen Schritten und effektvollen Sprechgesang zu Nightclubbing, ihrem reggaelastigen Iggy Pop-Cover von 1981. Später performt sie starke Songs wie „This is“ aus ihrem letzten Erfolgsalbum Hurricane von 2008.
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Grace Jones bei den Electronic Beats in Köln | Foto © Ansgar Skoda
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Jones wechselt bei jedem Song ihre Garderobe und eroberte die Bühne so stets mit neuen, überbordenden Hinguckern, zu denen nicht nur ihre Kopfbedeckungen gehören. Sie posiert in hautengen Dessous oder barbusig, bei einem Song mit einer leuchtenden Totenkopf-Maske, bei einem anderen zückt sie einen glänzenden Dildo. Lasziv lässt sie immer wieder unter ihren dunklen, weiten Gewandungen kunstvoll weiß angemalte Haut hervorlugen. Verschwörerisch erzählt sie, was sie beim erneuten Gang hinter die Bühne mit ihrem neuen „German boyfriend and girlfriend and…“ hinter der Bühne alles so machen möchte – „playing on my nipples“. Das gleißende Licht der Scheinwerfer feiert diese mondäne Künstlerin mit einer Fülle von Lichteffekten.
Zu Jones stärksten Songs an diesem Abend zählt „I’ve seen that face before“ von 1981, den sie nuanciert und stimmgewaltig mit glamouröser Coolness zum Ausdruck bringt. Leider wirkt die 80er-Ikone jedoch beim Edith Piaf-Cover „La vie en rose“ (1986) stimmlich etwas grell und hält die Töne nicht ausdauernd genug. Gutgelaunt improvisiert sie beim eingängigen Refrain, indem sie statt des langgezogenen Reprise wiederholt lässig „Je t’aime“ haucht.
Begleitet wird Jones gekonnt von einer fünfköpfigen Band und zwei Backgroundsängerinnen, die dezent Akzente setzen. Bei ihrem größten Hit „Slave to the rhythm“ schwingt Jones anmutig, rhythmisch und bestaunenswert ausdauernd den Hula-Hoop-Reifen. Das Publikum singt und schwingt mit. Sehr zufrieden, so Jones, sei sie mit dem Kölner Publikum, das sich gerne von ihr zum Einstimmen in den einen oder anderen Refrain anleiten lässt.
Bei ihrem ersten Deutschlandkonzert seit sieben Jahren bersten die Schauwerte, wenn etwa ein blauer Laser minutenlang auf Jones Kopf zielt oder es bei "Pull Up To The Bumper" Konfetti regnet. Auch gibt es Showeinlagen eines Athleten zu bestaunen. Die vielen Hingucker bleiben in Erinnerung beim Revue-passieren-Lassen des Konzertabends; Hörerlebnisse wie Hurricane erneut in den CD-Player schiebend. Ein Erlebnis.
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Grace Jones bei den Electronic Beats im Kölner E-Werk | Foto © Ansgar Skoda
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Ansgar Skoda - 20. Mai 2016 ID 9320
Weitere Infos siehe auch: http://www.electronicbeats.net
Post an Ansgar Skoda
http://www.ansgar-skoda.de
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