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Konzertkritik

Blockbuster-Feeling

samt Fast-Food-

Sounds



A Symphonic Celebration – The World of Hans Zimmer in der Lanxess Arena Köln | Foto © Ansgar Skoda

Bewertung:    



Die Zuschauer auf den etwa 20.000 Sitzplätzen in der Kölner Lanxess Arena sind geflasht. Komplexe Lichteffekte tauchen den großen Saal stets in neue Farben. Sie gleiten mal über die Zuschauerreihen und formen mal kunstvolle Muster auf nebeneinander aufgestellten, hohen und großformatigen Leinwänden. Der Konzertabend A Symphonic Celebration – The World of Hans Zimmer feiert einen der einflussreichsten und bekanntesten Filmkomponisten der Gegenwart. Der deutsche Filmkomponist, Arrangeur und Musikproduzent Hans Zimmer wurde elfmal für den Oscar nominiert. Er erhielt 1995 einen Oscar für seine Filmmusik zu Walt Disneys The Lion King. Zimmer kann heute Sterne mit seinem Namen auf den Hollywood Walk of Fame und dem Boulevard der Stars in Berlin sein eigen nennen. Auch in der Kölner Lanxess Arena möchte er als Stern am Firmament brillieren.

Für seine opulente Showtournee arrangierte der Komponist seine Werke teilweise neu. Das vielköpfige Symphonieorchester des Bolschoi Staatstheaters Belarus unter der Leitung von Gavin Greenaway wird durch den Rundfunk- und Fernsehchor Belarus, die Sopranistinnen Valentina Nafornita und Gan-ya Ben-gur Akselrod und die Sängerin Asja Kadrić unterstützt. Prominenteste gesangliche Solistin ist jedoch die Australierin Lisa Gerrard, Sängerin der Weltmusik-Kultband Dead Can Dance. Sie hat selbst unabhängig von Hans Zimmer einige komplexere Filmmusiken komponiert, wie etwa für Whale Rider (2003) und The Insider (1999), letzteres zusammen mit Pieter Bourke. Bekannt wurde sie jedoch v.a. mit der eingängigen Hymne „Now we are free“ aus Gladiator (2000), die sie mit Hans Zimmer zusammen arrangierte. Gemeinsam erhielten sie 2001 für den Gladiator-Score den Golden Globe für die beste Filmmusik. Neben „Now we are free“ performt Gerrard an dem Konzertabend auch „Injection“ aus Zimmers Score von Mission Impossible 2 (2000), an dem sie sich mit ihren Vocals beteiligte. Mit beeindruckendem Stimmvolumen singt sie zweimal sphärische Melodien in einer selbsterfunden Fantasiesprache. Ihre Performances gehören zu den Highlights der Show. Darüber hinaus werden auch orchestrale Solos etwa von der rumänischen Geigerin Rusanda Panfili, der österreichischen Cellistin Marie Spaemann und dem venezolanischen Holzbläser Pedro Eustache geboten.

Hans Zimmer selbst ist bei dem Konzertabend nicht persönlich anwesend. Vor jedem Wechsel zu einer anderen Filmmusik präsentieren vorproduzierte Kurzvideos den Schöpfer auf Großbildleinwand in einem privaten Interieur. Hier unterhält Zimmer sich meistens auf einem Sofa mit Regisseuren oder anderen Kollegen über die gemeinsame Arbeit. Er spricht so mit Ron Howard über die Zusammenarbeit für Rush (2013) und mit Nancy Meyers über die Kollaboration für The Holiday (2006). Leider bieten diese Gespräche und spätere Monologe Zimmers meist keine erhellenden oder interessanten Einblicke in sein Werk. Die gemeinsame Arbeit wird sehr gelobt und das Gesagte erscheint wie ein einziges Selbstmarketing und sich gegenseitig auf die Schulter klopfen. Ron Howard meint etwa “I would love to see your show myself.” Hans Zimmer antwortet “Good idea. Than I would have sold one more ticket.”

*

Mit den Special Effects der Lichttechnik, künstlichen Verstärkern und einer computerisierten Überblendung überwiegt ein visueller Showcharakter. Die Musik gerät oft arg als einfache Untermalung in den Hintergrund. Während das Orchester spielt, sehen die Zuschauer leuchtende Effekte auf der Leinwand. Zu den Klängen des Da Vinci Code-Score von 2006 werden Details aus Leonardo Da Vincis berühmten Gemälden Mona Lisa und Das Abendmahl auf großformatiger Leinwand konsumierbar gemacht. Die Projektionen trivialisieren die Kunstwerke und machen sie so auf primitive Art einem großen Publikum zugänglich. Jeweils abgepasst auf einzelne Songtitel zeigt die Leinwand oft auch Filmausschnitte. Altbekannte Gesichter großer Hollywood-Stars wie Tom Cruise, Tom Hanks, Cameron Diaz, Kate Winslet, Russel Crowe und Johnny Depp werden in Großaufnahme widergegeben. Seltener betten die Leinwandbilder Live-Nahaufnahmen der Solisten des Konzertes vor einen kunstvoll arrangierten Bildhintergrund ein. Es gibt hier neben Gerrard viele junge, gutaussehende und hingebungsvoll musizierende Künstlerinnen mit Dekolletee zu bestaunen. Der Konzertabend ist melodisch recht unkomplex und somit auch leicht konsumierbar und gut verdaulich. In der Pause gibt es darüber hinaus „was auf die Finger,“ nämlich hochpreisiges Fingerfood wie Popcorn, Fritten und allerlei anderem Knabberkram. Man kann dann alles auch mit in die Konzerthalle zur zweiten Hälfte nehmen. Laute Schmatzgeräusche dürften (ganz wie im Kino) die Sitznachbarn offensichtlich nicht stören.



Lisa Gerrard in der Lanxess Arena Köln | Foto © Ansgar Skoda

Ansgar Skoda - 9. Mai 2018 (2)
ID 10690
Weitere Infos siehe auch: http://www.worldofhanszimmer.com


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