Tolles Trompetenkonzert von Brett Dean
Boston Symphony Orchestra in Köln
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Das ist der schwedische Startrompeter Håkan Hardenberger - Foto (C) Marco Borggreve | Bildquelle: koelner-philharmonie.de
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Bewertung:
Die Kölner Philharmonie stellte ihr Podium gestern Abend (anlässlich ihrer Reihe "Internationale Orchester") den Musikerinnen und Musikern des Boston Symphony Orchestras zur Verfügung. Die warn erstmals - und nachdem sie vor knapp 16 Jahren hier zuletzt gastiert hatten - mit ihrem neuen Chef, den lettischen Stardirigenten Andris Nelsons, in der Domstadt. Nelsons war und ist weltweit "begehrt" wie selten je zuvor; weil die Berliner Philharmoniker sich zwischen ihm und Thielemann nicht ein-eindeutig festlegten bzw. festzulegen in der Lage sahen, zogen sie vor ein paar Wochen einen dritten (ein-ein-eindeutigeren!) Topkandidaten für den nach Sir Simon Rattles Weggang ab 2017 ausstehenden Chefposten, quasi als Joker, aus der Tasche; Kirill Petrenko wird der Nachfolger dann sein - - soweit die altbackenen News, auch im Zusammenhang mit Nelsons, aus der "Klatsch und Tratsch"-Kiste...
Der Nelsons fing als Jugendlicher, wie wir im Programmheft lasen, mit Trompetespielen an. Das könnte auch der Grund dafür gewesen sein, dass er Brett Deans im Wolkenturm von Grafenegg uraufgeführtes Trompetenkonzert Dramatis personae [dieser Begriff bedeutet "handelnde Personen" und steht daher oft bei Stücktexten, z.B. denen Gerhart Hauptmanns, nachfolgend dem jeweiligen Stücktitel auf Seite 2 des jeweiligen Manuskripts] - neben dem doch etwas belanglosen Second Essay von Samuel Barber und dem in der letzten Zeit durch inländische Klangkörper doch unverschämthäufiger Maßen abgespielten Straussischen Ein Heldenleben - ganz zentristisch aufs Programm setzte.
Als Starsolist reiste der Schwede Håkan Hardenberger, der das Stück bei Dean bestellte und in Folge auch als Uraufführungsinterpret in Grafenegg fungierte, mit nach Köln.
"Das Konzert begibt sich in klanglicher Abstraktion auf die Spuren eines 'Superhelden', für den sich Dean durchaus von Actionfilmen und grellen Comicfiguren inspirieren ließ. Pate standen für ihn aber auch die historischen Dimensionen des Heldentums und die mannigfaltigen Reflexionen darüber, wofür es in der Musik- und Kunstgeschichte viele Vorbilder gibt", klärt uns die lesenwerte Stückeinführung Egbert Hillers im Programmheft auf [daher also die Kombination mit Strauss' unsäglich-grobem Stück, A.S.]. Und weiter heißt es: "Die Trompete verkörpert in Dramatis personae den Helden, wobei Dean drei Tableaus schuf, in denen sich dieser 'Held' in einer Fantasiewelt seinen Weg bahnt."
Die Dramatis personae dauern weit über eine halbe Stunde, und es gibt hierbei nicht nur Erstaunliches zu hören (unter reichlich demonstriertem Stopf- und Dämpfeinfluss) sondern auch Vieles optisch zu bestaunen; permanent schreiten dann paar der übrigen Trompeter aus den BSO-Reihen nach rechts, nach links, nach vorn, wieder zurück nach hinten, um sich ihrer Kooperationen mit dem ausführenden Hauptsolisten - wie auch umgekehrt jener mit ihnen - eingehend zu vergewissern.
Jubel über Jubel nach der tollen Darbietung.
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Und: Malcolm Lowe, der Konzertmeister des Boston Symphony Orchestras, wurde regelrecht für seine Solo-Einlage beim abschließenden Heldenleben ovationshaft überschüttet. Vollkommen zurecht!!
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Das ist Andris Nelsons, der Chefdirigent des Boston Symphony Orchestra - Foto (C) Marco Borggreve | Bildquelle: koelner-philharmonie.de
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Andre Sokolowski - 5. September 2015 ID 8850
BOSTON SYMPHONIE ORCHESTRA (Kölner Philharmonie, 04.09.2015)
Samuel Barber: Second Essay op. 17 für Orchester
Brett Dean: Dramatis personae für Trompete und Orchester
Richard Strauss: Ein Heldenleben
Håkan Hardenberger, Trompete
Boston Symphony Orchestra
Dirigent: Andris Nelsons
Weitere Infos siehe auch: https://www.koelner-philharmonie.de
http://www.andre-sokolowski.de
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