W.festival | 24. - 28. 5. in Frankfurt am Main
|
Sex ist
nicht der
Feind
|
Shirley Manson, Sängerin von Garbage, beim W.festival in der Alten Oper Frankfurt | Foto (C) Ansgar Skoda
|
Bewertung:
Das Women of the world-Festival feierte vom 24. bis zum 28. Mai sein fünfjähriges Jubiläum in Frankfurt. Das Festival für weibliche Musik möchte starke Künstlerinnen auf die Bühne bringen. Die britisch-amerikanische Rockgruppe Garbage gehörte zu den diesjährigen Headlinern. Garbage zentriert sich um die schottische Frontfrau, Leadsängerin und Songschreiberin Shirley Manson. Die vierköpfige Combo kann mittlerweile auf eine weit über zwanzigjährige Erfolgsgeschichte zurückblicken und veröffentlicht im Juni ihr sechstes Album.
In der Frankfurter Alten Oper steht die Sängerin der Band klar im Fokus des Publikumsinteresses, während ihre vierköpfige männliche Liveband eher dezent im Hintergrund agiert. Leider ist die Akustik bei den Sitzplätzen im Oberrang weniger gut als bei den Stehplätzen im Innenraum. Die zierliche Sängerin dreht auf der Bühne wiederholt in schnellen Schritten Kreise, hüpft energisch während ihres Gesangs in die Luft oder windet sich dramatisch auf dem Boden. Hier liegend singt sie einige Male effektvoll unter sich hinweg. Ihr Mikroständer kippt mal zur Seite, und mal hält sie bei den Refrains das Mikro als Aufforderung zum Miteinstimmen ins Publikum. Manson begrüßt ausdrücklich auch die vielen Männer unter den Zuschauern des Frauenfestivals mit „You’re feminists. I love you“. Als Aufforderung für mehr harmonische Interaktion zwischen den Geschlechtern versteht sie sodann ihren Song „Sex is not the enemy“ aus dem Album Bleed like me von 2005, den sie bald performt: „I don't feel guilty/ No matter what they're telling me/ I won't feel dirty and buy into their misery/ I won't be shamed cause I believe that love is free/ It fuels the heart and sex is not my enemy”.
Die Performance ist vertraut dynamisch und gewohnt lässig-lasziv. Der rauchige Gesang der Schottin Manson dominiert betörend und verlockend düster weite Passagen der Songs. Die Frontsängerin singt rotzig-verführerisch und haucht mit wuchtiger Stimme dem einen oder anderen eher beliebigen oder seelenlosen Text Leben ein. Sie säuselt bei "A Stroke of Luck" oder "My Lover’s Box" aus dem Albumdebüt von 1995, um beim Einsetzen dichter Arrangements, stampfender Beats und hallender Effekte auf verruchte Weise lauter und härter loszulegen: "I won't be your dirty little secret" (Song „Automatic systematic habit“) und "Make it hard I want something to happen" (Song „Battle in me“); bei solcherart wüsten Ausrufen akzentuiert Manson ihren gesanglichen Ausdruck leidenschaftlich oder unterkühlt und wird oftmals durch Hall-Effekte verstärkt oder verzerrt untersungen. Besonders die melancholische Ballade "The trick is to keep breathing“ aus Version 2.0 von 1998 besticht durch den hypnotisch-verträumten Gesang Mansons. Das stimmungsvoll-rockige "Control“ aus ihrem fünften Album von 2012 ist mit seinen elegisch übereinander gelegten Grunge Gitarrenriffs eine der stärksten Performances des Konzertabends. Gesanglich überzeugt Manson insbesondere auch mit dem kühl-fordernden #1 Crush, ein Beitrag der Band zum Romeo & Juliet-Filmsoundtrack von 1996: „I would die for you/ I've been dying just to feel you by my side/ To know that you're mine.” In der beeindruckenden Setlist finden sich auch frühere Hits wie „Vow“, „Stupid Girl“, „Blood for Poppies“, „Push it“ und „Only happy when it rains”, bei denen Mansons Gesang jedoch vom Klang der Band manchmal zu sehr übertönt wurde.
Der Konzertabend bietet Synthiebombast, hämmernde Dance-Rhythmen, verstörende Sounds und vielversprechende, eingängige Refrains. Nach Querelen mit ihrer Plattenfirma lassen Sängerin Manson, Schlagzeuger Butch Vig, Gitarrist Steve Marker und Keyboarder Duke Erikson nach Not your kind of people von 2012 auch die neue Platte Strange little birds am 10. Juni 2016 auf ihrem bandeigenen Label Stunvolume erscheinen. Während der auf dem neuen Album erscheinende und zu Konzertbeginn performte knallige Song „Empty“ mit sich steigernden Beats und einen eingängigen Refrain für sich einnimmt, klingt die sanfte Ballade „Even though our love is doomed“ kompositorisch unaufgeregter, elegischer und minimalistischer. Auf ihrer Welttournee dürfte die Indie-Band mit ihrem markanten Sound noch viele weitere Fans auf ihre sechste Platte gespannt machen. Garbage verabschieden sich von der Bühne mit der Zugabe „Cherry Lips (Go Baby Go)“, bevor der Abend gegen O Uhr mit Standing Ovations und tosendem Applaus zu Ende geht.
|
Garbage beim W.festival in der Alten Oper Frankfurt | Foto (C) Ansgar Skoda
|
Ansgar Skoda - 29. Mai 2016 ID 9348
GARBAGE (Alte Oper Frankfurt, 27.05.2016)
Band:
Gesang, Gitarre … Shirley Manson
Gitarre, Keyboard … Duke Erikson
Schlagzeug, Percussion, Loops … Butch Vig
Gitarre … Steve Marker
Zusätzliche Livebesetzung:
Bass … Daniel Shulman
Bass … Eric Avery
Schlagzeug, Percussion … Matt Chamberlain
Nächste Termine:
30. 5. Amsterdam (Niederlande), The Paradiso
31. 5. Luxemburg, Den Atelier
1. 6. Céligny (Schweiz), Crans Pres Celigny, (CARIBANA FESTIVAL)
3. 6. Lyon (Frankreich), Le Radiant
4. 6. Montereau (Frankreich), Festival Montereau
5. 6. Grenoble (Frankreich), La Belle Electrique
7. 6. Laibach (Slowenien), Center Urbane Kulture Kino Siska
8. 6. Mailand (Italien), Fabrique
10. 6. Nickelsdorf (Österreich), Nova Rock Festival
13. 6. London (Großbritannien), Troxy
14. 6. Nottingham (Großbritannien), Rock City
16. 6. Madrid (Spanien), Mad Cool Festival
Weitere Infos siehe auch: http://www.w-festival.de
Post an Ansgar Skoda
http://www.ansgar-skoda.de
Hat Ihnen der Beitrag gefallen?
Unterstützen auch Sie KULTURA-EXTRA!
Vielen Dank.
|
|
|
Anzeigen:
Kulturtermine
TERMINE EINTRAGEN
Rothschilds Kolumnen
BALLETT | PERFORMANCE | TANZTHEATER
CASTORFOPERN
CD / DVD
INTERVIEWS
KONZERTKRITIKEN
LEUTE
NEUE MUSIK
PREMIERENKRITIKEN
ROSINENPICKEN
Glossen von Andre Sokolowski
= nicht zu toppen
= schon gut
= geht so
= na ja
= katastrophal
|