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Konzertkritik

Die Legende lebt

Bernard Haitink dirigierte MAHLERS DRITTE


Bernard Haitink | Foto (C) Todd Rosenberg Photography / Bildquelle: koelner-philharmonie.de

Bewertung:    



Das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks zählt seit Jahren und Jahrzehnten zur Rollce-Royce-Flotte der Großklangkörper öffentlich-rechtlicher Sendeanstalten - und nicht von ungefähr wird es seit 2003 von Mariss Jansons (den Sir Simon Rattle einmal als "den Besten" überhaupt bezeichnete) geleitet. Jeder, der in den Genuss kommt, es gelegentlich live zu erleben, kann das nur bestätigen. Die Damen und Herren aus München sind schon eine Extraklasse und (wahrscheinlich auch) ihr teures Geld hochwert; wir Steuer- und Gebührenzahler geben gern und viel, wenn wir - hörende Topplaien, die wir letztendlich sind - fundamentalen Sonderernst bei allen diesen Größenordnungen erahnen oder, durch ein Live-Erlebnis halt, "verspüren".

*

Bernard Haitink (87) - lebende Legende Amsterdams, wo er sage und schreibe 27 Jahre Chef des Concertgebouworchesters war - reiste jetzt mit den Bayern [s.o.] in die Domstadt, wo zu Mahlers Dritter aufgewartet wurde...

Ja und wenn es nicht der ehrenhalbernen Bezeigung ganz im Sinne dieses wahrlich großen Maestros - seine Mahler-Platten, die er in den Siebzigern aufnahm, gab es auch in der DDR zu kaufen, und der Schreiber dieser Zeilen tat (als Pubertierender) sodurch, quasi "mit ihm", sämtliche Sinfonien Gustav Mahlers, auch die Dritte (!), erstentdecken, was ein singuläres Urerlebnis seines peu à peu heranwachsenden Lebens war - geschuldet gewesen wäre, hätte man wohl aktuell behaupten müssen, niemals je vorher einer so derart fantasie-, inspirations- und leidenschaftslosen Gereichung des besagten Mammut-Opus (130 Minuten Spieldauer) beigewohnt zu haben. In der Tat:

Haitink bleibt permanent im Takt, setzt unverhältnismäßig breite Tempi an und scheint der Meinung, dass ein derart filmisch durchgestyltes (und von Mahler ja auch textlich "programmiertes") Breitwand-Sinfonie-Event durch akademisch-trockenkeksige Bevormundung zu uns hin funktionieren könnte - - nein, natürlich funktioniert es nicht; im Gegenteil. Ein Blick hinauf zur Chorempore, wo die Buben des "Bim-bam"-singenden Kölner Domchores auf ihren Minimaleinsatz weit über eine Stunde warten mussten, zeigte klar und deutlich, wie Musik (falls sie aufs Akademisch-Trockenkeksige verreduziert wird) nerven und auch quälen kann; die Kinder müssen ein Martyrium durchgestanden haben, wie sie all das Langatmige und auch Langweilige nach und nach so auf sich wirken ließen: ja, zum Gähnen!!

Gerhild Romberger beeindruckte mit ihrer tief-sanften "O Mensch"-Warnung (von Nitzsche).

Und der Maestro selbst erntete einen stark frenetisch anmutenden Beifall.
Andre Sokolowski - 21. Juni 2016
ID 9394
SYMPHONIEORCHESTER DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS (Kölner Philharmonie, 19.06.2016)
Gustav Mahler: Sinfonie Nr. 3 d-Moll (1893–96, rev. 1906) für Alt, Frauenchor, Kinderchor und Orchester
Gerhild Romberger, Alt
Kölner Domchor
(Einstudierung: Eberhard Metternich)
Damen des Chores des Bayerischen Rundfunks
(Einstudierung: Yuval Weinberg)
Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
Dirigent: Bernard Haitink


Weitere Infos siehe auch: http://www.koelner-philharmonie.de


http://www.andre-sokolowski.de

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