Samson
et Dalila
mit Ray M. Wade, Jr. und Rita Kapfhammer
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Foto (C) Claudia Heysel
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Bewertung:
In der nicht allzu oft gespielten Bibel-Oper Samson et Dalila von Camille Saint-Saëns (1835-1921), die wir vor paar Jahren schon mal in zwei hochbemerkenswerten Produktionen in Berlin (an der Deutschen Oper) und in Rom (am Teatro dell’Opera) zur Kenntnis nahmen, geht's um das hier:
"Der für seine übermenschlichen Kräfte verehrte hebräische Heerführer Samson befreit sich und seine Mitgefangenen aus der Hand der Philister. In der rückeroberten Stadt begegnet er in einer Gruppe gefangener Philisterfrauen der schönen Dalila, seiner ehemaligen Geliebten. Als Samson Dalilas Einladung in ihr Haus folgt, ruft sie die Schergen der Philister herbei, die den überraschten Samson gefangen nehmen können. Samson, dem sein Augenlicht und mit dem Haupthaar auch seine Stärke genommen wurde, muss als Sklave arbeiten. Er wird einer Versammlung von Philistern als wehrloses Opfer ihres Spottes vorgeführt. Samson bittet seinen Gott, ihm ein letztes Mal Kraft zu verleihen und kann, als er die tragenden Säulen des Gebäudes umstößt, im einstürzenden Saal tausende von Philistern mit sich in den Tod reißen."
(Quelle: anhaltisches-theater.de)
Das [s.o.] schreit ganz selbstverständlich nach pompösester Bebilderung - aber (der Geldregen und -segen tut sich halt nicht überall für derartige Zwecke einer Allgemeinbespaßung elitärer Kreise irgendwie verselbständigen) so "zur Not" ginge und geht es wohl auch ohne, nämlich so:
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Bildquelle: anhaltisches-theater.de
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Die Anhaltische Philharmonie Dessau mit dem Opernchor des Anhaltischen Theaters Dessau und vier hochvorzüglichen Gesangssolisten führte das 3-Stunden-Opus als Konzert auf; die Akustik im von 1935 bis 1938 errichteten ehemaligen Nazibau ("als damals größte Bühne nördlich der Alpen mit 1250 Sitzplätzen" von Wikipedia apostrophiert) hat, insbesondere für derart großbesetzte Opernbrocken, eine sängerfreundlich-ausladenden Qualität, will sagen, dass das Personal sich dann nicht groß "verheben" bräuchte, würde es sich beispielsweise gegen orchestrale Übermacht behaupten müssen. Der besagte Saal trägt es gewissermaßen mit sich fort, ohne groß zu verhallen.
Eine, wie man denken könnte, wonnenreiche Aufgabe also für die zwei titelgebenden ProtagonistInnen Ray M. Wade, Jr. (als Samson) und Rita Kapfhammer (als Dalila)!! Und in der Tat bestimmen und "beherrschen" sie das individuelle Kampfgeschehen ihrer zwei Figuren in der wie für sie geschaffenen Arena; er vermag es beispielsweise ganz abrupt, quasi von jetzt auf gleich, spitzeste Höhen zu erklimmen; sie schöpft ihrerseits die ganze Skala ihrer zwischen hoch klingendem Mezzo und rumorend-schwarzem Alt wechselnden Stimmpalette aus.
Auch soll das herrlich-ausgeglichene Sonorium von Dominic Baberi's Bass ruhig Erwähnung finden. Überhaupt nicht minder exklusiv Ulf Paulsen's expressive Rollendarstellung des Dagon-Oberpriesters. Was dem Einen durch Noblesse wie von selbst gelingt, vermag der Andere mittels Dramatik unterscheidend "auszugleichen".
Dirigentin Elisa Gogou scheint überraschend erst im zweiten Teil der Oper - also nach der Pause - das Orchester und die Anderen mehr "hochzufahren" als es in der relativ uninspirierten Stunde vorher zu erleben war; da dachte man dann schon, o Gott, wenn sie jetzt weiter derart taktgerecht und ohne jede Koloritbereitschaft musizieren ließe... Aber (wie gesagt) kurz nach der Pause ging die Post dann richtig ab! Kann auch gut möglich sein, dass es bloß an der Werk-Dramaturgie gelegen hatte; manche Opern tun sich eben erst in ihrem zweiten Teil zu einem echten Großhype nach und nach entwickeln.
Langanhaltende Begeisterung.
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Nach der konzertanten Aufführung von Samson et Dalia am Anhaltischen Theater Dessau | Foto (C) Andre Sokolowski
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Andre Sokolowski - 5. Juni 2017 ID 10066
SAMSON ET DALILA (Anhaltisches Theater Dessau, 03.06.2017)
Konzertante Aufführung
Musikalische Leitung: Elisa Gogou
Dramaturgie: Felix Losert
Besetzung:
Dalila ... Rita Kapfhammer
Samson ... Ray M. Wade, Jr.
Oberpriester des Dagon ... Ulf Paulsen
Ein alter Hebräer ... Dominic Barberi
Ein Kriegsbote der Philister ... David Ameln
Erster Philister ... Pawel Tomczak
Zweiter Philister ... Tomasz Czirnia
Opernchor des Anhaltischen Theaters Dessau
Anhaltische Philharmonie Dessau
Premiere war am 3. Juni 20917.
Weiterer Termin: 17.06.2017
Weitere Infos siehe auch: http://anhaltisches-theater.de
http://www.andre-sokolowski.de
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