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Kurzkritik

23. Mai 2014 - Werkstatt der Staatsoper im Schiller Theater

PUNCH AND JUDY

Oper von Harrison Birtwistle


Punch and Judy in der Werkstatt im Schiller Theater - Foto (C) Vincent Stefan



Nonsens auf hohem Niveau

Das ist schon sehr sehr englisch, was Harrison Birtwistle und sein Librettist Stephen Pruslin da Ende der 60ziger ausgeheckt haben. Humor immer an der Grenze zum Sarkasmus, Komik so scharf gewürzt, dass die Lacher meist im Hals stecken bleiben. England Ende der 60ziger Jahre - es ist die Zeit von Jimi Hendrix, der im Konzert seine erste Gitarre anzündet, es ist die Zeit der Beatles, die in ihrem Film Magical Mystery Tour einen Reisebus mit skurrilen Gestalten vollstopfen, mit Kleinwüchsigen, dicken Frauen, Zauberern und Strippern. Und es ist die Zeit von Monty Python - Satire und Nonsens bis zum Umfallen.

Nur wenn man sich diese Einflüsse bewusst macht, kann man nachvollziehen, weshalb Harrison Birtwistle eine Punch and Judy Show als Vorlage für seine Ende der 60ziger Jahre entstandene Oper gewählt hat. In einer Punch and Judy Show vergeht sich der bucklige Punch an einem Baby, schleudert es herum und wirft es gegen die Wand. Slapstick artig präsentiert er dem Publikum Dinge, die man nie tun würde.

Die Oper Punch and Judy fügt der Vorlage inhaltlich nichts hinzu, sie setzt auf eine Folge von Effekten, die das Publikum zum Lachen bringen soll, eine Rakete wird nach der anderen gezündet. Musikalisch bewegt sich die Oper ebenso im Schrillen. Auf der Suche nach dem Unkonventionellen werden dissonante Kaskaden errichtet, die stimmliche Besetzung mit Mezzosopran, Sopran, Tenor, Bass und zweimal Bariton irrlichtert fröhlich dazwischen.

Regisseur Derek Gimpel hat sich bereitwillig auf die Vorlagen eingelassen. Dem Publikum in der Werkstatt des Schiller Theaters wird einiges zugemutet: angeklebte Ohren und Nasen, völlig skurrile Ganzkörperanzüge (mal an Weihnachtsmänner, mal an Hasen erinnernd); in einem alten Backofen wird das Baby gegrillt. Man sitzt am Rand einer weißen, aufsteigenden Bühne, die Sänger brüllen einen bisweilen aus einem Meter Abstand direkt ins Ohr; ein älteres Paar verlässt nach zehn Minuten fluchtartig den Saal. Das Stück hat Längen. Der episodenhaften Aneinanderreihung geht schnell die Spannung verloren. Im Nachteil ist, wer nicht Muttersprachler ist - so geht die Wirkung der Wortspiele und Abzählreime nicht auf, vielleicht vergleichbar einem Engländer, dem man Anna Blume von Kurt Schwitters rezitiert. Die Inszenierung hat auf diesen Umstand nicht reagiert, was schade ist für das Stück. Die schauspielerischen und stimmlichen Leistungen, besonders von Richard Suart als Punch, sind beeindruckend, die Mitglieder der Staatskapelle Berlin sind bei Christopher Moulds in besten Händen. Resümee: Nonsens auf hohem Niveau!




Punch and Judy in der Werkstatt im Schiller Theater - Foto (C) Vincent Stefan



Bewertung:    



Steffen Kühn - 24. Mai 2014
ID 7855
PUNCH AND JUDY (Werkstatt, 23.05.2014)
Musikalische Leitung: Christopher Moulds
Inszenierung: Derek Gimpel
Ausstattung: Christoph Ernst
Licht: Sebastian Alphons
Dramaturgie: Detlef Giese
Besetzung:
Punch ... Richard Suart
Judy/Fortune Teller ... Annika Schlicht
Pretty Polly/Witch ... Hanna Herfurtner
Choregos/Jack Ketch ... Maximilian Krummen
Lawyer ... Jonathan Winell
Doctor ... Terry Cooks
Mitglieder der Staatskapelle Berlin
Premiere war am 16. Mai 2014
Weitere Termine: 27. + 31. 5. 2014


Weitere Infos siehe auch: http://www.staatsoper-berlin.de


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