Schillerklause...
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Italiener!
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Jens Joneleit - Foto (C) Andre Sokolowski
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Kaffee- und Wassertrinken mit Jens Joneleit
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Jens Joneleit ist elf Jahre jünger als ich - so duze ich ihn, und er stößt sich nicht die Bohne dran. Wir haben uns für Nachmittag verabredet; ich kriegte seinen Mail-Anschluss über die Agentur, die ihn vertritt, gesandt. Ich meinte, als ich ihm zuvor kurz schrieb, dass ich mich gern mit ihm ein bisschen über seine Oper METANOIA und die Staatskapelle Berlin unterhalten wollte... denn mit Beidem - METANOIA / Staatskapelle - hat er momentan wieder zu tun. Hauptanlass unserer Begegnung ist nämlich die Pressekonferenz, zu der die Staatsoper im Schiller Theater wegen ihres erstmals zu veranstaltenden Festivals der "INFEKTION!" (zwei Wochen Musik des 20. und 21. Jahrhunderts) in die legendäre Werkstatt in der Bismarckstraße eingeladen hatte...
[Also wurde letzten Herbst, zum Spielzeitauftakt, seine Oper METANOIA. Über das Denken hinaus uraufgeführt (s. Besprechung 1!); und ein paar Wochen später sein Orchesterwerk YESH ME ÄIN (s. Besprechung 2!) - beide Male auch bzw. ausschließlich durch die Staatskapelle Berlin unter der Leitung Daniel Barenboims.]
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"Joneleit wuchs in Nieder-Roden bei Offenbach auf. Im örtlichen Musikverein erlernte er das Schlagzeugspiel. Nach Abitur und Zivildienst spielte Joneleit zunächst Schlagzeug in regionalen Rock- und Jazzgruppen. 1990 übersiedelte er in die USA. Dort studierte er in Vermillion (South Dakota) und Madison (Wisconsin) bei Stephen Yarbrough (* 1946), Robert Marek (1915–1995), Lewis Hamvas und Joel Naumann (Schüler von Stefan Wolpe)", steht bei Wikipedia über ihn zu lesen.
Erst studierte er Malerei, danach Komposition... ja und obwohl er immer schon, auch vor und während seiner Malerei, "nebenbei" komponierte. Aber weil es ohnehin "Lehrer wie Sand am Meer" gäbe, brachte er sich's - wie ich großäugig erfahre - Komponieren quasi selber bei; "die besten Lehrer sind die Partituren, die es gibt", behauptet er sehr überzeugend, und so zählt er seine Meister auf, die heißen: Wagner, Bruckner, Mahler, Strauss, Berg, Schönberg...
Er ist Einzelkind. Sein Vater war mal Chefkoch im Hotel Atlantic, seine Mutter ist Grundschullehrerin.
In den vergangenen sechs Monaten hätte er, wie er sagt, weniger komponiert als sonst; der "Abstand" (zu der Oper METANOIA) war und ist ihm erst mal wichtig; und das wäre ihm das erste Mal in dieser Art passiert, denn eigentlich, so sagt er weiter, hätte er sonst immer ein Werk auf das andere geschrieben; seine Arbeitswut scheint sowieso sehr strikt und sehr diszipliniert zu sein, wenn er von 5 bis 17 Uhr - so grenzt er seinen Arbeitsalltag ein - tonsetzerisch (oder als Maler halt) am Schaffen ist; so hätte er, als Beispiel nur, während des Komponierens seiner Oper gleichzeitig an einer Serie Leinwände im Großformat von 2 x 3 Meter geackert, diese waren auch schon in der Nähe vom Hamburger Bahnhof ausgestellt gewesen... Respekt!
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Jens Joneleit bekommt vom Kellner (li. o.), während er die Messages auf dem IPhone nach und nach durchkämmt, auch ein Glas Wasser mit serviert... - Foto (C) Andre Sokolowski
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Jens Joneleit trinkt Wasser, und sein Kaffee Latte steht bereit... - Foto (C) Andre Sokolowski
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Jens Joneleit will später zahlen... - Foto (C) Andre Sokolowski
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Ich frage ihn, wie schon gesagt, nach seiner Zusammenarbeit mit der Staatskapelle Berlin, die er für "eines der tollsten und phänomenalsten Orchester der Welt" hält und aus deren Reihen er viele Musiker persönlich kennt; und so kommt das Thema zwangsläufiger Weise auch auf Daniel Barenboim, der sich für ihn und seine Werke zusehends interessierte. Eine Episode von vor Jahren fällt ihm plötzlich ein:
Claudio Abbado (den er auch kennt) war mit den Berliner Philharmonikern auf USA-Tournee, und als sie in Chicago auftraten, trafen sie Daniel Barenboim; "du musst mal zu dem Daniel gehen und ihm etwas von dir geben", hätte der Abbado ihm geraten... Und paar Jahre später blätterten Jens Joneleit und Daniel Barenboim gemeinsam in den neuen Noten, ja, in Wien war das, inmitten einer Gastspielreise... "Anstatt er sich hingehauen hätte, hatte er mit mir Partituren angesehen."
In Wien erlebte er auch erstmals live die Staatskapelle, mit Erwartung ... In Berlin war es mit Tristan und Isolde... Und er nennt sie "meine Pinsel (wenn ich das als Maler mal so sagen darf)" ; für ihn bedeuten Musiker die "middlemens", denn ohne sie geht sowieso nichts!
Abschließend die obligatorische Interviewer-Frage nach den künstlerischen Plänen, nach Konkretem für die nächste Zeit. Und er bestätigt lediglich, dass Opern auch in Zukunft von ihm zu erwarten wären. Auch sein 15minütiges YESH ME ÄIN wäre nur die Vor-Fassung für ein großes chorsinfonisches Werk von 70 Minuten Gesamtdauer gewesen.
Er spricht ziemlich ruhig, unaufgeregt und wirkt sehr ausgeglichen. In den Augen winkt ein großer Schalk.
Ich freue mich, wenn ich ihn wiedersehe.
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Andre Sokolowski - 17. Juni 2011 ID 00000005247
Uraufführung von Jens Joneleit!
Schnitt, Auftragswerk für KLAVIERFIEBER (inspiriert durch die Dada-Collage von Hannah Höch Schnitt mit dem Küchenmesser Dada durch die letzte Weimarer Bierbauchkulturepoche Deutschlands)
Solist: Winston Choi (Kanada)
26. Juni 2011, 20 Uhr - Neue Nationalgalerie
http://www.klavierfieber.de
Weitere Infos siehe auch: http://de.wikipedia.org/wiki/Jens_Joneleit
http://www.andre-sokolowski.de
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