BACH - BUTOH
URBAN STRING mit dem Ensemble Resonanz - im ressonanzraum St. Pauli, Hamburg
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Das ist Tadashi Endo. | Foto (C) Marciej Rusinek / Bildquelle: ensembleresonanz.com
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Bewertung:
"Es gibt keinen Weg, die Natur des Lichtes zu verstehen, wenn man die Dunkelheit nie durchdrungen hat."
(Japanische Weisheit)
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Der japanische Tanz der Finsternis trifft auf Bach, den Seelentröster.
Beide auf der Suche nach dem Grund des Daseins. So wie sich Leben und Tod vereinen, so tanzt auch Tadashi Endo den schwarz-weißen Tanz, indem er seinen schwarzen Kimono versucht abzustreifen, sich dennoch festbeißt. Und da es letztendlich um die Verbindung von Leben und Tod geht, müssen wir das Böse, das Dunkle, unseren Schatten lieben lernen.
Es ist auch der Blick nach Innen - dorthin, wo das Ursprüngliche wohnt. So gibt er sich letztendlich dem nackten Leben hin; das weiße Unterkleid, Sinnbild reinen Lebens, kommt zum Vorschein.
Vielleicht haben wir Angst vor dem Leben, mehr noch als vor dem Tod?
Diese Kunstform ist hoch philosophisch und spirituell.
Butoh - entstanden in Tokyo in den 50er Jahren, ist ein Ausdruckstanz, den auch die Choreographin Pina Bausch sehr verehrte. Als Tanz des Widerstandes bringt er Gefühle auf eine sehr subtile und individuelle Art zum Schwingen.
Tadashi Endo sagt: "Ich tanze nicht - ich werde getanzt."
Plötzlich passiert es, ruckartiger Stellungswechsel, ein nackter Arm schnellt in die Höhe.
Dieser Tänzer ist ein alter Mann, schon tausend Mal hat er diesen Tanz getanzt, und doch bleibt er bedächtig im Moment. Er möchte bewegen, doch das innere Feuer scheint erloschen.
Ich vermisse Emotion und Mimik. Vielleicht ist es auch Gelassenheit?
Das Harte mit unserer Logik ist dort, wo die Dinge allein schwarz-weiß sind. Das Weiche hingegen hat viele Schattierungen von Grau bis hin zur Farbe. Es ist das Zulassen, das Getanztwerden.
Beim zweiten Akt trägt er einen farbigen Kimono.
Leider konnte ich ihn trotz zweiter Reihe oft nicht sehen und auch nicht spüren. Ich erwartete Gänsehaut. Nun gut, die Musik war es, die den Raum erfüllte und lange in mir nachklang.
Violine, Bratsche, Violoncello, ein besonderes Geigensolo versetzte das Publikum in weite Ferne.
Ich bin fasziniert von den Zwischentönen. Die exzellente Akustik hier im Bunker auf dem Heiligengeistfeld läßt zuweilen sphärische Töne von der Decke erklingen als wären es Vögel.
Später lese ich, dass die drehbaren Eisentore die Akustik des Raumes steuern. Ansonsten sieht man Betonwände und warmen Holzfußboden.
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Doch noch einmal an den Anfang; der Abend war lang.
Es heißt vom Ensemble Resonanz, dass zum Erleben von Kunst die Begegnung mit dem Unbekannten gehöre. Und deshalb war ich gekommen. Ein wenig befremdlich wartete ich diese 45 Minuten, bis es losging. Sicherlich kamen viele aus der Stadt und konnten sich kühle alkoholische Getränke von der großen erleuchteten Bar holen. Man wollte eine Clubatmosphäre gepaart mit minimalistischer Architektur.
Ich lauschte allein der elektronischen Musik, live gespielt von Nika Son (Electronics), welche allerdings derbe von Gesprächsfetzen gestört wurde.
Man sitzt im Kreis, auf Stühlen oder Kissen, über uns große Ringleuchten und eine Art Kronleuchter aus 270 illuminierten PET - Flaschen, um mit wechselnder Farbe Stimmung zu betonen.
Vier Musiker stehen ebenfalls im Kreis um die Tanzfläche und spielen aus Bachs Kunst der Fuge. Es ist eine festliche Atmosphäre. Der Tänzer kommt mit langsamen Bewegungen der Mitte entgegen.
In einem Text an die Wand projiziert heißt es über Butoh: radikal gegen sich selbst zu sein. Das klingt in meinen Ohren lebensfremd, vielleicht ist damit aber auch Geduld und Disziplin gemeint.
Zwischendrin gab es noch einmal eine Pause. Die Bar wurde wieder belagert. Ein freudiges Publikum schien den Abend zu genießen und applaudierte überschwänglich.
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Liane Kampeter - 10. Juni 2016 ID 9373
Tadashi Endo begründete in Göttingen vor 30 Jahren das bis heute existierende Butoh Zentrum MAMU.
Wer einmal Einblick in das Konzept vom Resonanzraum erhalten will, es gibt das neue Ankerangebot "Bunkersalon" zu Gesprächen über das Hören und das Fremde - zwischen Wissenschaft, Philosophie und Musik.
Und da Hamburg sich jetzt Musikstadt nennt und die Elbphilharmonie kurz vor ihrer Vollendung steht, hat auch das Ensemble Resonanz eine Residenz ab Januar 2017 - im dortigen Kleinen Saal.
Weitere Infos siehe auch: http://www.ensembleresonanz.com
Post an Liane Kampeter
http://www.liane-kampeter.de
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