Lauter
Grammo-
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My Fair Lady an der Komischen Oper Berlin | Foto (C) Iko Freese/drama-berlin.de
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Bewertung:
In My Fair Lady geht's um eine Veilchen verkaufende Gossengöre, die nicht richtig sprechen kann. Sie wird von einem Linguisten, der sich auf 'ner Sprachexpedition durch's Gossenreich befindet, zufällig "entdeckt" und nachgerade - abseits ihres Gossenlebensraumes - sprachlich abgerichtet. Das erfolgt rein sachlich und in gegenseitigem menschlichem Einvernehmen. Die Probantin heißt Eliza Doolittle, ihr Zuchtmeister in puncto Sprache ist Professor Henry Higgins.
Der berühmteste der My Fair Lady-Hits, "Es grünt so grün, wenn Spaniens Blüten blühen", bringt die Angelegenheiten auf den Punkt: Erst wenn der Satz (mit den vier "ü"!) Eliza fehlerfrei über die Lippen ginge, könnte man mit der Ex-Gossengöre als Jetzt-Großedame richtig Staat machen - sie in die Hohen Kreise einführen.
Am Schluss entspinnt sich sowas wie ein zwischenmenschliches Geflecht: Eliza, die sich mittlerweile weder als 'ne Gossengöre noch als Großedame fühlt, hat nur noch einen Wunsch, nämlich Henrys Pantoffelbringerin zu sein. Das ist das Happyend der spitzfindigen Story, es ist ganz und gar ironisch und ein ziemlich schräges Emanzipationsbeispiel aus alter Zeit.
Das Musical macht Spaß, sein Text (nach Shaws Pygmalion) hört sich fließend-flott und lustig an, seine Musik (von Loewe) ebenso, kurzum: beides vom Feinsten!
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Kristiina Poska dirigiert, und das Orchester der Komischen Oper Berlin spielt, in von uns gewohnter alleskönnerischer Wucht & Laune, auf!
Frank Philipp Schlößmanns wichtigtuerisches Bühnenbild besteht aus einem halben Dutzend großen und immer größer gewordenen Grammophonen. Und dann gibt es außerdem noch einen permanment sich öffnenden und schließenden Theatervorhang, der das Maß der Drehbühne einnimmt. Auch steht ein Ledersessel, wo man sitzen oder fläzen könnte, zur Verfügung.
Zwischen, vor und hinter all der Ausstattung müssen nun sämtliche Akteure ihre Plätze finden. Sie dahinter und davor und auch dazwischen zu ver-ordnen, macht sich Andreas Homoki (Inszenierung) - der nach ein paar Jahren wieder hier als Regisseur gewirkt hat - hauptsächlich zur Aufgabe. Leute in unverkrampften Posen zu bewegen, kann er wirklich gut; auch Chorarbeit (Bewegungen) sind eine seiner Markenzeichen.
Arturo Gama hat hübsche Tänzchen einchoreografiert.
Bei den Kostümen Mechthild Seipels ragen insbesondere die imposanten Hut-Roben der feineren Gesellschaft sendemastmäßig hervor.
Max Hopp - ein nicht nur auf Berliner Bühnen hochbeliebter und bekannter Schauspielstar - gibt dem Professor Higgins die ihm eigene sprachliche Hochdelikatesse, ebenso reichert er ihn mit Witz und Charme an.
Katharine Mehrling (als Eliza Doolittle) scheint sicherlich vom Typ her eine Idealbesetzung: kleines, freches Ding mit Herz & Schnauze. Ihr gesangliches Vermögen, was die Höhen angeht, ist dann allerdings begrenzt.
Jens Larsen (als Elizas Gossengörenvater) schießt den Spielspaßvogel ab, sein "Heute morgen mach' ich Hochzeit" wird zum eigentlichen Highlight der an sich behäbigen und allzu hingestellten Produktion.
Im Ganzen aber nett und prima, also "dufte!" - wie das der Berliner auf den Punkt zu bringen pflegt.
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My Fair Lady an der Komischen Oper Berlin | Foto (C) Iko Freese/drama-berlin.de
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Andre Sokolowski - 29. November 2015 ID 9014
MY FAIR LADY (Komische Oper Berlin, 28.11.2015)
Musikalische Leitung: Kristiina Poska
Inszenierung: Andreas Homoki
Choreographie: Arturo Gama
Bühnenbild: Frank Philipp Schlößmann
Kostüme: Mechthild Seipel
Dramaturgie: Johanna Wall
Chöre: David Cavelius
Licht: Franck Evin
Besetzung:
Professor Henry Higgins ... Max Hopp
Eliza Doolittle ... Katharine Mehrling
Alfred P. Doolittle ... Jens Larsen
Mrs. Higgins ... Susanne Häusler
Oberst Pickering ... Christoph Späth
Freddy Eynsford-Hill ... Johannes Dunz
Mrs. Pearce ... Christiane Oertel
Professor Zoltan Karpaty ... Zoltan Fekete
Chorsolisten der Komischen Oper Berlin
Orchester der Komischen Oper Berlin
Premiere war am 28. November 2015
Weitere Termine: 5., 9., 15., 27., 31. 12. 2015 // 15. 1. /8., 20. 2. 2016
Weitere Infos siehe auch: http://www.komische-oper-berlin.de
http://www.andre-sokolowski.de
Interview mit Max Hopp
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