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Zwischen Vaterland

und Vatersein



I due Foscari an der Oper Bonn | Foto © Thilo Beu

Bewertung:    



Eine mitreißend heterogene Musik, stimmungsvolle dramatische Partien und ein modernes Bühnenbild machen Giuseppe Verdis fatalistisches Frühwerk I due Foscari (deutsch: Die beiden Foscari) an der Oper Bonn zu einem eindrucksvollen Erlebnis.

Dirigent Will Humburg beweist sich mit sicher forcierter Akzentsetzung mal wieder als Spezialist für den neben Mozart wohl populärsten Opernkomponisten.

Philipp Kochheim inszeniert die Tragödie über die Unerbittlichkeit von Staatsmacht in einer tristen und kalten Konzernatmosphäre mit geschniegelten Anzugträgern. Die Bühne ist mit modernem Interieur, Überwachungsanlagen und Bodyguards wie eine Machtzentrale gestaltet. Skrupellos wird intrigiert, Mehrheiten werden gebildet und Widersacher kaltgestellt.

Schauplatz der Handlung ist Venedig. Nach der Vorlage Lord Byrons von 1821 behandelt Verdis Oper die letzten Tage des Dogen Francesco Foscari bis hin zu dessen Absetzung am 23. Oktober 1457. Der reale Foscari war von 1423 bis 1457 Doge von Venedig. Er konnte während seiner Amtszeit nicht seinen einzigen, damals noch lebenden Sohn Jacopo vor einer Verurteilung und Verbannung wegen Mordes schützen. Der allmächtige Stadtrat zwang Foscari ein Urteil über seinen Sohn auf. Der Doge geriet in einen tragischen Konflikt und war nicht mehr Herr seiner Entscheidungen. Von der Unschuld ihres Gemahls überzeugt, bangte Lucrezia um dessen Schicksal.

Dem italienische Bariton Lucio Gallo merkt man an, dass er die Verdi-Arien wie kein Zweiter beherrscht. Er verkörpert den Dogen Francesco Foscari mit einer weihevollen Eleganz, die erst langsam angesichts der persönlichen Tragödie zu bröckeln beginnt. Er paart Ausdruckskraft und Volumen mit viel Gefühl, wenn er mit seinem kräftigen baritonalen Stimmorgan von einstiger Macht und gegenwärtiger Ohnmacht erzählt. Felipe Rojas Velozo gestaltet Francescos Sohn Jacopo mit elastischer, lyrisch gefärbter und sich mühelos emporschwingender Tenorstimme, vermag jedoch kaum die Verzweiflung ob der Ungerechtigkeit der falschen Verdächtigung und dem Drang zum selbstgewählten Freitod emotional authentisch genug zu verkörpern. Anna Princeva aus St. Petersburg fesselt hingegen in der anspruchsvollen Rolle der Lucrezia mit einer starken Bühnenpräsenz. Höhensicher und kraftvoll verleiht sie ihrer Figur mit prägnantem und virtuos leuchtendem Sopran eine noble Autorität. Ihre mimisch und gestisch ausdrucksstarke Darstellung unterstreicht das emotionale Drama und sorgt für eine enorme Intensität. Der Rumäne Leonard Bernad ist als im Hintergrund fadenziehender Gegenspieler Jacopo Loredano leider nur wenig präsent, gibt jedoch mit volltönendem Bass und mit perfide hämischem Spiel pointiert einen unsympathischen, skrupellosen und gewieft-egoistischen Emporkömmling.

Flüssige Tempi, ein sichtlich beweglicher Chor und mitreißend schwungvolles Orchesterspiel bereichern die insgesamt recht stimmungsvolle, eindringliche und temporeiche Produktin der nur selten zur Aufführung gebrachten Oper.



I due Foscari an der Oper Bonn | Foto © Thilo Beu

Ansgar Skoda - 25. Mai 2018
ID 10714
I DUE FOSCARI (Opernhaus Bonn, 19.05.2018)
Musikalische Leitung: Will Humburg
Regie: Philipp Kochheim
Bühne: Piero Vinciguerra
Kostüme: Mathilde Grebot
Licht: Max Karbe
Choreinstudierung: Marco Medved
Besetzung:
Francesco Foscari … Lucio Gallo
Jacopo Foscari … Felipe Rojas Velozo
Lucrezia Contarini … Anna Princeva
Pisana … Ava Gesell
Jacopo Loredano … Leonard Bernad
Barbarigo … Christian Georg
Chor und Extrachor des Theater Bonn
Beethoven Orchester Bonn
Premiere an der Oper Bonn: 6. Mai 2018
Weitere Termine: 26.05. / 03., 09., 24., 29.06. / 07., 12.07.2018


Weitere Infos siehe auch: http://www.theater-bonn.de


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