Zum Sterben
schön
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Pavel Valuzhin als Alfredo (unten) und Giorgos Kanaris als sein Vater Giorgio Germont in La Traviata an der Oper Bonn | Foto © Thilo Beu
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Bewertung:
Zu den fließenden Klängen der gefühlvoll-anrührenden Ouvertüre richtet sich das Scheinwerferlicht langsam auf eine junge Frau. Am vorderen Rand der nach unten gewölbten Bühne blickt sie erwartungsvoll konzentriert ins Publikum. Sie trägt ein weißes Kleid, langärmlige weiße Handschuhe und eine oberhalb ihres Ausschnitts angesteckte weiße Kamelienblüte. Auf dem Bühnenboden spiegelt sich funkelnd das Licht. Die betörenden Klänge des Orchesters schwellen leidenschaftlich an. Zylinderhüte werden am Bühnenhorizont schemenhaft erkennbar. Die Frau schrickt spürbar zusammen. Dutzend Männer in bieder-altmodischen Anzügen betreten nebeneinander aufgereiht die Bühne. Die Gentlemen gehen gemäßigten Schrittes auf die junge Dame zu. Nur wenige Meter stehen zwischen der Frau und der Herrenschar. Scheu wagt sie einen Blick zurück. Dann dreht sie sich ganz um, um die Herrschaften spannungsvoll erregt und doch liebreizend unterwürfig zu begrüßen.
Giuseppe Verdis Oper von 1853 beruht auf Alexandre Dumas Roman Die Kameliendame (1848), dem wiederum das reale Schicksal der Marie Duplessis (1824-1847) als Vorlage diente. Im Mittelpunkt von La Traviata (Italienisch für „Die vom Wege abgekommene“) steht die Kurtisane Violetta Valéry, die von einer todbringenden Krankheit gezeichnet ist. Alfredo Germont lernt sie auf einem ihrer eleganten Feste kennen und entwickelt aufrichtige Gefühle für sie. Auch die kapriziöse Gastgeberin bewahrt nur kurzzeitig ihre Contenance. Bald erkennt sie in Alfredo einen Günstling, von dem sie selbst nur noch schwer ablassen kann. Sie zieht zu ihm aufs Land. Doch hier besucht Alfredos Vater Giorgio sie. Er möchte die Ehre seiner Familie retten und drängt Violetta Alfredo zu verlassen. Violetta schreibt Alfredo mit gebrochenem Herzen einen Abschiedsbrief.
Die russische Sopranistin Olesya Golovneva bezwingt und erweicht als sanfte, grazile und leidensfähige Violetta. Ihr geschmeidig fließender, ausdrucksstark schillernder und auch in den Höhen klangfarbenreicher Gesang sorgt für wohliges Gänsehaut-Feeling. An ihrer Seite behauptet sich der weißrussische Tenor Pavel Valuzhin als Alfredo mit zärtlichem Ausdruck und feinnuanciertem Verve. Ein wahrer Publikumsliebling ist auch der griechische Bariton Giorgos Kanaris in der Rolle des Vaters Giorgio Germont, der unnachgiebig fordernd forsche Akzente setzt und stimmgewaltig forciert für Dynamik sorgt. Die bekannten Arien und Duette aus Verdis vielleicht schönster Oper werden glanzvoll und meist wahrhaft formvollendet mit perlendem Nachdruck dargeboten.
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Olesya Golovneva als Violetta Valery mit Ensemble in La Traviata an der Oper Bonn | Foto © Thilo Beu
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Ansgar Skoda - 2. April 2018 ID 10616
LA TRAVIATA (Oper Bonn, 24.03.2018)
Musikalische Leitung: Dirk Kaftan
Inszenierung: Andreas Homoki
Bühnenbild: Frank Philipp Schlößmann
Kostüme: Gabriele Jaenecke
Licht: Thomas Roscher
Choreinstudierung: Marco Medved
Besetzung:
Violetta Valery … Olesya Golovneva
Flora Bervoix … Susanne Blattert
Alfredo Germont … Pavel Valuzhin
Giorgio Germont … Giorgos Kanaris
Dottore Grenvil … Leonard Bernad
Gastone … Taras Ivaniv
Barone Douphol … Johannes Marx
Marchese Di Obigny … Boris Beletskiy
Annina … Anjara I. Bartz
Un Servo … Sven Bakin
Giuseppe … Josef Michael Linek
Premiere war am 15. Januar 2006.
Weitere Termine: 22.04. / 10., 21.05.2018
Weitere Infos siehe auch: http://www.theater-bonn.de
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