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Che seduttore crudele!



Rigoletto an der Deutschen Oper Berlin | Foto © Bettina Stöß

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Was für ein grausamer Verführer, der tugendhaften Mädchen mit gewiefter Zunge viel vortäuscht, um in ihre Gunst zu gelangen. Selbstgewiss umfängt er sie mit seinem lüsternen Verlangen, um ihrer nach erfolgtem Beischlaf alsbald überdrüssig zu werden. Der Herzog von Mantua stellt einem unbekannten Bürgermädchen nach und erzählt es bei Hofe. Zugleich wirbt er um eine Gräfin. Deren Ehemann empört sich über die Annäherungsversuche. Der Hofnarr Rigoletto, der den Herzog stets bei Laune hält, verspottet den Ehemann. Hierfür wird er vom Vater des entehrten Mädchens zusammen mit dem Herzog verflucht. Rigoletto gerät ins Grübeln. Was die Höflinge noch nicht wissen, auch er hat eine Tochter, Gilda. Rigoletto hält das junge Mädchen vom Hofleben fern. Doch auch Gilda drängt es in die Freiheit und sie ist empfänglich für galante Komplimente und stürmisch-hingebungsvolle Zuwendung. Giuseppe Verdis Oper Rigoletto von 1851 nach Victor Hugos Drama Le Roi s'amuse (1832) handelt von höfischen Intrigen, schamloser Vermessenheit, Untreue, Verrat und Enttäuschungen.

*

An der Deutschen Oper Berlin inszenierte Jan Bosse Verdis vielleicht düsterste Oper recht einfalls- und spannungsarm mit einem modern anmutenden Bühnenbild. Noch vor Spielbeginn sitzt das Ensemble auf der Bühne dem Publikum zugewandt, in ähnlichen Sitzreihen wie die Besucher. Die Inszenierung spielt also in einem Opernhaus. Das Irreale soll seine eigene Realität im Opernhaus finden. Die Figuren auf der Bühne blicken erwartungsvoll auf die Zuschauer. Festliche Kostüme glitzern und funkeln. Auch Hofnarr Rigoletto trägt keinen Buckel, wie noch in Verdis Vorlage, sondern ein glitzerndes Hasenkostüm. Er muss sich einen Sitzplatz erkämpfen, nur um alsbald wieder aufzuspringen und das Wort zu ergreifen. Die Verhängnisse nehmen ihren Lauf, die Sitzreihen auf der Bühne dienen weiterhin als Kulisse.

Simon Keenlyside befeuerte als Rigoletto mit souveränem Bariton in verschiedenartigen Erregungszuständen das Geschehen. Nuancenreich mischten sich zynische Kommentare und sarkastische Pointen in Arien wie "Cortigiani vil razza dannata" und „Pari siamo!“. Gleichzeitig akzentuierte der 58jährige Brite auch die Leidenschaft facettenvoll, mit der Rigoletto blutige Rachegedanken hegt und seiner verletzten Vatergefühle Herr zu werden sucht. Stephen Costello gefiel als schmucker, stolzer und notorischer Frauenheld. Der 37jährige schlanke Amerikaner mimte den Macho mit dem zügellosen Charakter und den amourösen Eskapaden amüsiert-unbekümmert mit rasantem, leicht geführtem und warm-virilen Tenor. Den ordinär-frivolen Ohrwurm „La donna è mobile“ meisterte er forciert mit agilem Schwung. Albina Shagimuratova spielte die Gilda leidenschaftlich und verletzlich mit differenziertem Ausdruck. Mit ihrer Interpretation der Arie „Caro nome che il mio cor“ sorgte die die russische Koloratursopranistin für Gänsehaut-Feeling. Chor und Orchester meisterten die rasanten Passagen unter der musikalischen Leitung des Spaniers Guillermo García Calvo mit rhythmischer Präzision.

Leider vermochte die Inszenierung aufgrund dramaturgischer Schwächen nicht vollends zu berühren. Figuren und Konflikte schienen nicht gut genug herausgearbeitet, was sich etwa in der eingeschränkten Bewegungskoordination der Opernsänger begründen ließ, die oft zu sehr auf den Sitzplätzen auf der Bühne platziert schienen und deren eingeschränkte Mimik und Gestik die Dramatik des Geschehens nicht immer gebührend unterstrich.



Rigoletto an der Deutschen Oper Berlin | Foto © Bettina Stöß

Ansgar Skoda - 21. Mai 2018
ID 10705
RIGOLETTO (Deutsche Oper Berlin, 03.05.2018)
Musikalische Leitung: Guillermo García Calvo
Inszenierung: Jan Bosse
Bühne: Stéphane Laimé
Kostüme: Kathrin Plath
Chöre: Jeremy Bines
Besetzung:
Der Herzog von Mantua … Stephen Costello
Rigoletto … Simon Keenlyside
Gilda … Albina Shagimuratova
Der Graf von Monterone … Derek Welton
Der Graf von Ceprano … Byung Gil Kim
Die Gräfin von Ceprano … Nicole Haslett
Marullo … Sam Roberts-Smith
Matteo Borsa … Paul Kaufmann
Sparafucile … Tobias Kehrer
Maddalena / Giovanna … Judit Kutasi
Ein Gerichtsdiener … Dean Murphy
Eine Hofdame … Meechot Marrero
Chor und Orchester der Deutschen Oper Berlin
Premiere war am 21. April 2013.


Weitere Infos siehe auch: http://www.deutscheoperberlin.de


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