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23. Mai 2014 - De Nationale Opera

FAUST

von Charles Gounod



Heute ist im Het Muzirktheater Amsterdam die letzte von acht Faust-Aufführungen der gleichnamigen Oper von Gounod. Es handelte und handelt sich hierbei um ein Spektakel selten so gesehenen (und auch gehörten!) Ausmaßes. Alex Ollé (einer der sechs künstlerischen Leiter von La Fura dels Baus) und Marc Minkowski waren die zwei Hauptverantwortlichen dieses ungeheuerlichen Hypes - der eine war für die Regie, der andere als Dirigent zuständig...

Mit Goethes Faust (im Allgemeinen wie Besonderen) haben es die umtriebigen Leute von La Fura dels Baus schon immer irgendwie gehabt: 1999 wurden sie von den Salzburger Festspielen für La damnation de Faust verpflichtet; 2001 gab es den eigens von ihnen kreierten Faust 5.0, der daraufhin verfilmt wurde, zum ersten Mal in Spanien zu erleben - um die zwei, drei Beispiele am Rande zu erwähnen.

Raumgreifung und Materialfülle zählen ganz augenscheinlich zu den vordergründigsten und überwältigensten (truppeninhärenten) Stilmerkmalen - Alfons Flores baute ein gigantisches Versuchslabor, das er witziger Weise als "Homunculus-Project" (so auch original bei Goethe im Faust II) markieren ließ. Lluc Castells kombinierte den sich hochmodern und cyberzeitgemäß gebenden Handlungsort mit dementsprechenden Kostümen sowie plastischen Veränderungen der Gesamtstatisterie aus Chorsolisten und Bewegungsdarstellern; das Gros der sich aus der Idee um das "Homunculus-Project" speisenden Damen-Personnage ist so mit scheinbar gänzlich überzüchteten und bis zum Platzen großen Riesenbrüsten ausgestaltet worden; das sieht schon dann sehr bedrohlich aus und wirft einen possierlich-anheimelnden Schatten auf das sich hier breit gemacht habende Männer-Idealbild der gigantischen Blondinentitte - sowieso werden die Männer hier fast ausnahmslos als lauter Deppen vorgeführt; entweder sind sie Wacheschiebende für das Versuchslabor, oder sie kehren als total lädierte Kriegsversehrte (beim Soldatenchor) zurück etc. pp.

Das Alles macht schon einen Heidenspaß und ist in seiner fürderhin monströsen Fülle nicht ganz leicht zu überblicken; sicherlich hätte man sich alle acht Aufführungen anschau'n müssen, um das Vollständige an Ideen/Aussagen annähernd zu verinnerlichen.

Den Hinzu-Geniestreich landete De Nationale Opera mit der Benennung von Minkowski (der ja nachweislicher Maßen ein historisch-aufführungspraktischer Experte ist und also von der Alten Musik her kommt) zum Einstudieren/Dirigieren dieser Megaproduktion:

Er hat das unsägliche und [für mich anhaltend] grauenhafte Werk Gounods von dem grand-opera-mäßigen Schwulst entschlackt und musikalisch durchgelüftet und sodurch geerdet. Er scheint "durchzudirigieren" und schlägt schleunigst (s)einen Takt. Die Musikerinnen und Musiker vom Rotterdams Philharmonisch Orkest spielen anbetungswürdig, wunderschön!!

Aus der Besetzungsliste ragen Michael Fabiano (Faust), Irina Lungu (Marguerite), Florian Sempey (Valentin) und Marianne Crebassa (Siebel) aufs Vorzüglichste heraus! Und Mikhael Petrenko kann zwar gut einen Mephisto spielen, aber singen kann er ihn nicht adäquat; flachbrüstig beispielsweise sein Rondo vom Goldenen Kalb...

Alles in Allem: Kurzweiliger geht es nicht.

Was für'n gigantisches Gesamtkunstwerk!!!




Faust an der De Nationale Opera in Amsterdam - Foto (C) DNO



Bewertung:    


Andre Sokolowski - 26. Mai 2014
ID 7858
FAUST (Het Muzirktheater Amsterdam, 23.05.2014)
Musikalische Leitung: Marc Minkowski
Regie: Àlex Ollé (La Fura dels Baus)
Bühne: Alfons Flores
Kostüme: Lluc Castells
Licht: Urs Schönebaum
Chöre: Ms Ching-Lien Wu
Besetzung:
Faust ... Michael Fabiano
Méphistophélès ... Mikhail Petrenko
Valentin ... Florian Sempey
Wagner ... Tomislav Lavoie
Marguerite ... Irina Lungu
Siebel ... Marianne Crebassa
Marthe ... Doris Lamprecht
Koor van De Nationale Opera
Rotterdams Philharmonisch Orkest
Premiere war am 10. Mai 2014
Letzter Termin: 27. 5. 2014


Weitere Infos siehe auch: http://www.operaballet.nl


http://www.andre-sokolowski.de



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