Genie-
streiche
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Sylvia Schwartz (als Hildegard), Katharina Kammerloher (als Fastrath) und Stephanie Atanasov (als Heswin) sind zwar nicht Emma und Eginhard an der Staatsoper im Schiller Theater, spielen aber trotzdem mit... | Foto (C) Monika Rittershaus
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Bewertung:
René Jacobs grub vor ein paar Jahren in der Staatsoper Unter den Linden schon mal einen lustigen Telemann aus - Der geduldige Sokrates dauerte damals über fünf Stunden, und das live erlebte Resultat war langatmig und langweilig zugleich.
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Bei Emma und Eginhard hätten wir's nun mit einer "Legende von der nicht standesgemäßen Liebesbeziehung einer Tochter Kaiser Karls des Großen zu seinem Geheimschreiber Einhard, bekannt als Verfasser der Karls-Vita" zu tun. Das Alles wäre "mit vielen Verwicklungen und komisch-tragischen Spiegelungen angereichert" - schreibt Mark Schachtsiek in seiner Nacherzählung auf staatsoper-berlin.de.
Und außerdem:
"Obwohl Emma und Eginhard unter Telemann-Kennern seit den 1950er Jahren als Höhepunkt der Hamburger Barockoper gehandelt wird, kommt es erst jetzt [1973!] in Magdeburg zu einer ersten Wiederaufführung der Oper [seit wieviel hundert Jahren?]. Weitere Produktionen gibt es 1981 in Hamburg, 1998 wiederum in Magdeburg und 2008 in Gießen." So steht's in der Zeittafel des Programmhefts der Staatsoper im Schiller Theater, wo das Werk nun, quasi in der Neuzeit, seine insgesamt wohl fünfte Produktion erlebt:
Die Inszenierung von Eva-Maria Höckmayr muss wohl als klug, historisierend und modern zugleich, v.a. aber als hochsinnlich und mit deutlichem (erfreulich festzustellendem) Instinkt für "Liebe, Lust und Leid", was in der Oper meistens da ist und auch funktioniert, bezeichnet sein. So lässt sie leitmotivisch den hochtalentierten Bariton Gyula Orendt, selbst wenn er nicht singt und direkt mitspielt, als Karl den Großen misstrauisch und unter manischen Kontrollzwängen die Drehbühne Nina von Essens dauerpräsenzartig einnehmen; Gyula ist also immerdar.
Auch gibt es optisch noch und nöcher Überraschungen; es brennt, es schneit, es gibt ein schönes nacktes Liebespaar im Hintergrund - die Doppelung der zweifach hochgenial singenden Stückprotagonisten Robin Johannsen (als Emma) und Nikolay Borchev (als Eginhard) - , es gibt herum rennende Kinder, es gibt eine Gruppe von das Stück verfolgenden ZuschauerInnen usw. usf.
Und die Musik erst - eine Wonne!!
Telemann steckt voller Joker; man hört Sachen, die man so noch nie zuvor gehört zu haben meint - da gibt es Briefszenen, da gibts Duette, da gibts eine Art von Liebestod, da gibt es rein instrumentale Zwischenmusiken, da hört man Stellen auf dem Cello (durch Jan Freiheit!!), wo man fast verrückt wird - derart zwingend-schön ist alles Das!
Die Akademie für Alte Musik macht ihren Job, wie es nicht anders zu erwarten war, geradezu perfekt, ja und sie klingt, bei allem so vermeintlich Altbarocken, eigentlich doch ganz und gar nach heute; das wirkt "angekommen" und ist somit fast schon wieder "unbarock".
Beides - die Telemannoper an sich + ihre aktuelle Produktion - sind abgehobene Geniestreiche der Sonderklasse.
Hingeh'n, sehen, hören!!! Unbedingt.
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Robin Johannsen und Nikolay Borchev als Emma und Eginhard an der Staatsoper im Schiller Theater | Foto (C) Monika Rittershaus
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Andre Sokolowski - 30. April 2015 ID 8606
EMMA UND EGINHARD (Staatsoper im Schiller Theater, 29.04.2015)
Musikalische Leitung: René Jacobs
Inszenierung: Eva-Maria Höckmayr
Bühnenbild: Nina von Essen
Kostüme: Julia Rösler
Licht: Olaf Freese
Dramaturgie: Mark Schachtsiek und Detlef Giese
Besetzung:
Carolus ... Gyula Orendt
Emma ... Robin Johannsen
Fastrath ... Katharina Kammerloher
Eginhard ... Nikolay Borchev
Urban ... Florian Hoffmann
Barbara | Amor ... Narine Yeghiyan
Hildegard ... Sylvia Schwartz
Heswin ... Stephanie Atanasov
Adelbert ... Dmitry Egorov
Wolrad ... Stephan Rügamer
Alvo | Stimme ... Jan Martiník
Steffen ... Johannes Chum
Akademie für Alte Musik Berlin
Premiere war am 26. April 2015
Weitere Termine: 2., 8., 10. 5. 2015
Weitere Infos siehe auch: http://www.staatsoper-berlin.de
Post an Andre Sokolowski
http://www.andre-sokolowski.de
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