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Großes Trallala

am Schluss



Orfeo in der Choreographie von Sasha Waltz | Foto (C) Monika Rittershaus

Bewertung:    



Monteverdi-Opern werden zwar nicht allzu oft, aber auch nicht zu selten aufgeführt - das letzte Mal, dass ausgiebig Musik von ihm an der Berliner Staatsoper erklang, war bis 2007; damals hatte René Jacobs einen Zyklus der drei Monteverdi-Opern inkl. der Marienvesper hier gestemmt - unter historisch-aufführungspraktischem Gesichtspunkt sicherlich: ein Fest. (Über das Szenografische des Großprojekts wurde zu seiner Zeit ausgiebig hin und her gewettert; nein: die Welt wars nicht.)

Jetzt reiste Sasha Waltz mit ihrer Exklusiv-Choreographie nebst ihrer weltberühmten Truppe in das Schiller Theater, wo sie "ihre" Sicht des Monteverdi'schen Orfeo [Amsterdamer Uraufführung war bereits im Herbst 2014] vorstellte - die sichtlich-scheinbar teure Produktion ist ein Gemeinschaftsakt von Sasha Waltz & Guests mit zahlungswilligen und -kräftigen Kopartnern Amsterdams, Bergens, Lilles, Luxembourgs und wurde hie und da bereits gezeigt.


"L`Orfeo von Claudio Monteverdi (1567-1643) gilt als ein Meisterwerk europäischer Musikgeschichte und genießt den Ruf, die erste Oper überhaupt zu sein – sicher ist seine Vertonung des Mythos um Orpheus und Eurydike die erste, heute erhaltene 'Favola in musica', die mit der Uraufführung 1607 anlässlich des Geburtstages von Francesco IV. Gonzaga im herzoglichen Palast von Mantua Instrumentalmusik, Gesang, Tanz und Bühne als eine Einheit verstand. Das Libretto stammt von Alessandro Striggio d. J. (1573-1630).

Für Sasha Waltz laufen in
Orfeo verschiedene Stränge vorangegangener Kreationen zusammen, treffen Solisten aus ihren Bearbeitungen zeitgenössischer Werke auf Akteure der Alten Musik." (Quelle: staatsoper-berlin.de)



Also:

Zweieinhalb Stunden (gottlob mit einer Pause) schöne aber anstrengende Monteverdi-Klänge - diese ellenlangen Sprechgesänge sind nun mal nicht jeder Mann Sache - fordern das Durchhaltevermögen auf das Imposanteste. Das musikalisch-ausführende Personal: vom Feinsten! Freiburger Barockorchester und Vocalconsort Berlin - was willst du mehr?! Auch die 10 Tänzerinnen und Tänzer von Sasha Waltz & Guests [Namen s.u.]: eine Augenweide!!!

Dennoch zieht und zieht sich die Geschichte, kommt die ohnehin an Höhepunkten armselige Handlung nicht vom Fleck. Das Choreographische der Waltz: bloß Kommentare und verarabeskende Illustration; der anhaltende Tick mit "ihren" Zweigen und Wedeln [hatten wir bereits in Waltz' Tannhäuser-Inszenierung hochgenervt begutachten müssen]: eine Masche, weiter nichts.

Georg Nigl in der Titelpartie - wegen ihm ließ sie sich eigentlich erst auf's Orfeo-Projekt ein (so steht es im Programmheft) - tut erstaunen und verblüffen.

Ganz am Schluss der wohl gelungenste Einfall von Sasha Waltz: Ja, Alle (auch die Freiburger Musiker) tanzen, hüpfen und springen ein grandioses Trallala der Freude und des allgemeinen Frohsinns. So müssen Finali sein.

Die Fangemeinde jubelte.



Orfeo in der Choreographie von Sasha Waltz | Foto (C) Monika Rittershaus

Andre Sokolowski - 2. Juli 2015
ID 8739
ORFEO (Staatsoper im Schiller Theater, 01.07.2015)
Musikalische Leitung: Torsten Johann
Regie und Choreographie: Sasha Waltz
Bühnenbild: Alexander Schwarz
Kostüme: Beate Borrmann
Licht: Martin Hauk
Video: Tapio Snellman
Repetition: Antonio Ruz
Dramaturgie: Yoreme Waltz
Besetzung:
Orfeo ... Georg Nigl
Euridice / La Musica ... Anna Lucia Richter
Messaggiera / La Speranza ... Charlotte Hellekant
Caronte ... Douglas Williams
Plutone ... Konstantin Wolff
Proserpina ... Luciana Mancini
Apollo / Eco / Pastore 4 ... Julián Millán
Ninfa / Pastore 1 ... Cécile Kempenaers
Pastore 2 / Spirito ... Kaspar Kröner
Pastore 3 ... Fabio Trümpy
Pastore 5 / Spirito ... Hans Wijers
Spirito ... Florian Feth
Tanz / Choreografie: Davide Camplani, Juan Kruz Diaz de Garaio Esnaola, Luc Dunberry, Florencia Lamarca, Hwanhee Hwang, Michal Mualem, Virgis Puodziunas, Zaratiana Randrianantenaina, Orlando Rodriguez und Joel Suárez Gómez
Vocalconsort Berlin
Freiburger Barockorchester
Uraufführung in Amsterdam war am 3. September 2014
Berliner Premiere: 1. Juli 2015
Weitere Termine: 2., 3., 5., 6. 7. 2015
Eine Produktion von Sasha Waltz & Guests in Koproduktion mit Dutch National Opera Amsterdam, Les Théâtres de la Ville de Luxembourg, Bergen International Festival und Opéra de Lille


Weitere Infos siehe auch: http://www.staatsoper-berlin.de


Post an Andre Sokolowski

http://www.andre-sokolowski.de

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