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Lehár im Walzwerk

DIE LUSTIGE WITWE durch die Kammeroper Köln


(C) Kammeroper Köln

Bewertung:    



Vor ungefähr zehn Jahren nahmen wir das letzte Mal von 'ner großaufgebotigen Großhäuserproduktion der Lustigen Witwe kritisch Kenntnis - die Berliner Staatsoper Unter den Linden stemmte zu der Zeit die Lehár-Operette (die im Allgemeinen, wie Die Fledermaus, zumeist dann auch an Großhäusern gespielt und musiziert wird) sehr, sehr ambitioniert und sozusagen "mächtig".

Jetzt interessierte uns genau das Gegenteil, will sagen: Wie lässt sich das "dicke" Ding (3 Std. Dauer) auch mal aufs Entschlackteste und also völlig anders bringen. Als uns das Plakat der Kammeroper Köln - rein zufällig im Web - auffiel, wurden wir neugieriger als wir jemals war'n und flogen justament dorthin, wo sowas möglich schien:


"Die Kammeroper Köln liegt als privates unsubventioniertes Musiktheater mit weitem Abstand ganz vorn in der Theaterszene Nordrhein-Westfalens. Das Theater wurde 1996 von Esther und Inga Hilsberg gegründet. Parallel zu ihren Engagements als Sopranistin und Dirigentin verwirklichten die Schwestern ihr Konzept lebendigen Musiktheaters. Am 17. Oktober 2014 wird das neue Theater im Walzwerk in Pulheim eröffnet. In den Genres Oper, Musical, Operette und Kinderoper ist die Kammeroper gleichzeitig eines der erfolgreichsten Tourneetheater in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Die unverwechselbaren Inszenierungen der Kammeroper Köln mit ihren erstklassigen Künstlern, eindrucksvollen Bühnenbildern und der mitreißenden Musik, die Zuschauer aus dem Alltag und schenken den Besuchern berührende, unvergessliche Theatererlebnisse."


(Quelle: kammeroper-koeln.de)



Die Hilsberg-Dynastie war/ist KULTURA-EXTRA - lange vor dem impulsiven Lehár-Absteiger von uns - kein unbeschrieb'nes Blatt, nein: In Berlin erlebt man beispielsweise Dirigentin Etta Hilsberg [= Mutter der zwei Hilsberg-Schwestern], die die Camerata Vocale Berlin dort gründete und seither leitet, hin und wieder mit bemerkenswerten Choraufführungen, wo auch mitunter Esther Hilsberg die entsprechenden Sopran-Partien singt - jene war ursprünglich als Hanna Glawari [Die lustige Witwe] vorgesehen; unvorhergesehen fiel und fällt sie nun aus Krankheitsgründen leider aus - wir wünschen gute Besserung!!

Miriam Kurrle sprang dann jetzt (für Esther Hilsberg) ein und machte ihre Sache mehr als gut. Ihr Stimmvolumen packt es insgesamt, ihr Spiel an sich ist vollblutweibisch also voll Esprit und Empathie.

Die vielen geldgierigen Männer, die de facto zu versorgen sie null Willens ist, haben es nicht ganz leicht an ihrer dominanten Seite - allenthalben mag da noch Dominic Kron (Danilo) augenhöhenmäßig zu ihr passen; alle anderen geben sich allergrößte Mühe, nicht von vornherein an diesem Bollwerk hoffnungslos zu scheitern. Froh-frisch spielgelaunt harmonisier'n sie alle, und es macht schon Laune dabei zuzusehen.

Schmissig auch die Tanzeinlagen! Sascha Theiss und Rachele Pedrocchi haben diese flott choreografiert.

Die Namen der drei Musiker (die Violine, Cello, Klarinette spielten) und von Dirigentin Inga Hilsberg am Klavier begleitet werden, hätten wir sehr gern auf dem Besetzungszettel aufgedruckt gesehen - der Vermerk, dass sie dann wohl das Kammerorchester der Kölner Symphoniker und in persona wären/sind, betrachten wir ganz nebensächlich als ironisch-aufgeblas'ne Überhöhung, haben freilich dann den Witz an sich - vieleicht - verstanden.

Regisseurin Birgit Eckenweber hätte dann - als klitzekleinen Einwand, den wir helfend hegen - auf die überaus unzeitgemäß-bescheuerten Texte von Victor León und Leo Stein verzichten oder (wenn schon nicht) wenigstens eine Art szenischen "Gegenentwurf" versuchen sollen.

Alles in Allem: Junge Leute haben Spaß an Tante Operette, immerhin!



Die lustige Witwe in der Kammeroper Köln - Foto: actorsphotography by Rolf Franke

Andre Sokolowski - 6. September 2015
ID 8853
DIE LUSTIGE WITWE (Walzwerk in Pulheim, 05.09.2015)
Musikalische Leitung: Inga Hilsberg
Regie: Birgit Eckenweber
Kostüme: Karisma Costumes
Bühnenbild: Pascal Seibicke
Lichtdesign: Jörg Moll
Choreografie/Dance Captain: Rachele Pedrocchi
Choreografie Weibermarsch/Spielleitung: Sascha Theiss
Besetzung:
Hanna Glawari ... Miriam Kurrle
Danilo ... Dominic Kron
Zeta ... Andreas Post
Valencienne ... Wibke Wittig
Camille de Rossilon ... Benedikt Sindermann
Cascda ... Kevin Dickmann
St. Brioche ... Thorben Söhn
Njegus ... Wolfram Fuchs
Bogdanowitsch ... Klaus Kronabetter
Kromow ... Sascha Theiss
Pritschitsch ... Mooyeol Yang
Olga Kromow/Grisette ... Rachele Pedrocchi
Praskowia Pritschitsch/Grisette ... Elena Fäth
Grisette ... Sarife-Ines Afonso
Grisette ... Pia Latz
Grisette/Ensemble ... Claudia Wölfel de Meija
Kammerorchester der Kölner Symphoniker
Premiere im Theater und Konzerthaus Solingen war am 28. August 2015
Weitere Walzwerk-Termine: 9., 11., 19. 9. / 28. 11. 2015


Weitere Infos siehe auch: http://www.kammeroper-koeln.de/


Post an Andre Sokolowski

http://www.andre-sokolowski.de

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