Oper in
Preßburg
DON GIOVANNI am Slowakischen Nationaltheater
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Don Giovanni am Slowakischen Nationaltheater | Foto (C) Jozef Barinka
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Bewertung:
Bratislava hat ein schönes, altes Opernhaus! Der mittelgroße Prachtbau im eklektischen Stil wurde 1886 vom Wiener Architektenduo Fellner & Helmer entworfen; ähnlich aussehende und auch funktionierende Theater- und Konzertbauten der Beiden stehen heute noch in Wiesbaden (Staatstheater), Prag (Staatsoper), Wien (Volkstheater und Akademietheater), Salzburg (Landestheater), Zürich (Neue Tonhalle und Opernhaus), Graz (Oper) oder Hamburg (Deutsches Schauspielhaus)...
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Im historischen Gebäude des Slowakischen Nationaltheaters ist die Oper Bratislava beheimatet | Bildaquelle: Wikipedia
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Seit 2012 ist der österreichische Dirigent Friedrich Haider Musikdirektor am Slowakischen Nationaltheater; er folgte (lt. Wikipedia) einem "persönlichen Wunsch" von Marek Maďarič, des auch heute noch amtierenden Kulturministers der Slowakei, "das Haus europäisch wettbewerbsfähig zu machen". Die paar fünfzig Kilometer, die die beiden quasi angrenzenden europäischen Hauptstädte Wien und Bratislava voneinander trennen, sind dann heutzutage (insbesondere verkehrsbedingt) so derart leicht und preisgünstig zu überwinden, dass im Umkehrschluss vielleicht die Hälfte der Besucherinnen und Besucher - in der letzten Samstag von uns ausgewählten und beehrten Don Giovanni-Vorstellung - mit Wiener Dialekt hörbar geortet werden konnten. Ja, der Wiener Opernfan reist halt sehr gern dorthin, wo er auch (außerhalb der Wiener Staatsoper) sehr Gutes und mit sehr, sehr guten "Kräften" dargeboten kriegt! Da spürt man irgendwie, was die gefühlte Nähe insgesamt also an sich betrifft, etwas sentimental-kakanisch Überliefertes von früher her...
Die traditionelle Inszenierung von Jozef Bednárik (mit dem herrlich puffrotplüsch'nem Bühnenbild Vladimír Čáps) besticht v.a. durch ihre rasant laufende und präzis durchdachte Personenführung; und man ist daher sofort geneigt, an alte Zeiten des Regiealtmeisters Walter Felsenstein zurückzudenken.
Musikalisch haben wir es mit einem perfekt aufeinander abgestimmten Solisten-Ensemble zu tun; seine Spiellaune, um nicht zu sagen Spielwut, obsiegt in der über drei Stunden andauernden Oper derart überdeutlich, dass am Ende gar mitunter Negativ-Details der interpretatorischen Gereichungen rein hörerisch fast untergehen. Startenor Pavol Bršlík (präsent auf allen erstklassigen Opernbühnen dieser Welt!) räumt jedenfalls in einer seiner Top-Paraderollen ab - womöglich gibt's bis heute keinen besseren Ottavio als ihn! Die Leute tobten vor Begeisterung. Ihm zur Seite die nicht minder erstklassige Jana Šrejma Kačírková als Donna Anna. Ebenso erwähnenswert: der scheinbar alterslose Leporello von Peter Mikuláš.
Das Orchester des Slowakischen Nationaltheaters spielt locker, frisch und kräftig auf. Dirigent Haider treibt es lichterloh und frohgemut vom Anfang bis zum Schluss.
Sehr schöner Abend.
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Komturszene aus Don Giovanni am Slowakischen Nationaltheater | Foto (C) Jozef Barinka
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Andre Sokolowski - 19. Mai 2016 ID 9316
DON GIOVANNI (Altes Nationaltheater, Bratislava, 14.05.2016)
Musikalische Leitung: Friedrich Haider
Inszenierung: Jozef Bednárik
Bühne: Vladimír Čáp
Kostüme: Ľudmila Várossová
Choreographie: Jaroslav Moravčík
Chöre: Ladislav Kaprinay
Besetzung:
Don Giovanni ... Adam Plachetka
Dona Anna ... Jana Šrejma Kačírková
Don Ottavio ... Pavol Bršlík
Der Komtur ... Ján Galla
Donna Elvira ... Adriana Kohútková
Leporello ... Peter Mikuláš
Masetto ... Martin Mikuš
Zerlina ... Jana Bernáthová
Diener ... Miloslav Krajčík
Chor und Orchester des Slowakischen Nationaltheaters
Premiere war am 25. Mai 2001
Weitere Termine: 9. 6. / 29. 10. / 28. 12. 2016 // 24. 3. / 13. 4. 2017
Weitere Infos siehe auch: http://www.snd.sk/
http://www.andre-sokolowski.de
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