Die Zauberflöte
szenisch-
konzertant...
...und (Gott sei Dank!) mit richtig sprechenden Schauspielern
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Mandy Fredrich als Königin der Nacht aus Die Zauberflöte im Konzerthaus Berlin | Foto (C) Uwe Arens
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Bewertung:
Die Zauberflöte ist Standard-Repertoire der deutschen Opernhäuser - in Berlin ist sie daher gleich 3fach abrufbar oder präsent. Aber auch konzertant bzw. szenisch-konzertant wird sie gelegentlich geboten - ganz zuletzt probierte das die Akamus mit René Jacobs aus; das ist nun schon wieder paar Jahre her, doch wir erinnern uns recht gern daran.
Jetzt hatte Iván Fischer (künstlerischer Leiter und Chefdirigent vom Konzerthausorchester Berlin) erneute Lust, mit einem Mozart - wie schon nach dem alt bewährten Muster seiner Figaro-Darbietung vor drei Jahren - aufzuspielen. "Szenisches Konzert" nannte er das Projekt, ja und als Pate hierfür stand [wer hätte das gedacht]: Die Zauberflöte.
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Fischer, der hier auch Regie führte, zeigt, dass mit scheinbar wenig Mitteln Großeffekte zu erzielen sind. Auf einer überdimensionalen Leinwand werden illustrierte Seiten eines Kinderbilderbuches (mit diversen Szenen aus der Schikaneder-Zauberflöte) nacheinander aufgeblättert. Vor ihr spielen/singen die Akteure, und noch weiter vor ist eine Art Orchestergraben improvisatorisch aufgebaut; der Hintergrund ist schwarz verhängt. Sänger und Schauspieler werden "getrennt" - die Einen fürs Gesangliche, die Anderen für das Gesprochene [s. Besetzungsliste] - zu ihren jeweiligen Auftritten herangezogen; Zauberflöte ist ja eine Nummernoper. Die Idee an sich ist richtig, ja genial, denn: Schikaneders grauenhafte Zwischentexte... wenn die erst mal, so wie üblich und normal, vom OpernsängerInnen-Personal (mit seinen Oper-Kunststimmen) daher gesprochen werden; also schlechte Texte und dazu noch laienhafter Weise deklamiert - es ist [für mich] dann jedesmal die Hölle, wenn man so etwas auf den "normalen" Opernbühnen drei Stunden ertragen muss.
Also hatte der Fischer sich gedacht: Besser wäre/ist es, die Texte wohl von Schauspiel-Profis durchsprechen zu lassen; könnte/kann nix Schlimme(re)s passieren. Recht so! Nur: Die ständige Berlinerei des Papageno ging einem dann schon allmählich auf den Kranz...
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Bernard Richter und Valentina Nafornita in der szenisch-konzertanten Zauberflöte im Konzerthaus Berlin | Foto (C) Uwe Arens
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Ansonsten: Bernard Richter (als Tamino) sieht gut aus und singt auch gut. Mit Mandy Fredrich wurde eine Königin der Nacht gefunden, deren saphirartige Geschliffenheit in puncto Höhen und Koloraturen nichts zu wünschen übrig ließ. Bei Valentina Nafornita (als Pamina) fiel ihr arg vibrierendes Forcieren störend auf, obwohl sie wohl auch leise konnte. Hanno Müller-Brachmann ist ein zwischenzeitlich etwas in die Jahre gekomm'ner Papageno; doch man nimmt ihm diese Rolle gern, früher wie heute, ab.
Die hochvorzüglichen SolistInnen des A la carte Choirs könnten auch bei René Jacobs in Vertrag genommen werden.
Überhaupt hat Fischer eine Auffassung von Zauberflöte, deren Interepretation durch das Konzerthausorchester Berlin so zwischen Akamus und Staatskapelle angesiedelt werden könnte - also mir hatte es außerordentlich gefallen; meinen Ohren tat der schlanke und zumeist an allen passenden Stellen akzentuierte Klang sehr gut.
Mehr Mozart, gern auch wieder mit so Szenischem! Hat Spaß gemacht.
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Schlussbeifall nach der szenisch-konzertanten Zauberflöte im Konzerthaus Berlin | Foto (C) Uwe Arens
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Andre Sokolowski - 28. Mai 2016 ID 9343
DIE ZAUBERFLÖTE (Konzerthaus Berlin, 27.05.2016)
Szenisches Konzert
Regie: Iván Fischer
Bühne und Illustrationen: Margit Balla
Kostüme: Györgyi Szakács
Schattentechnik: Ágnes Kuthy und Viktória Makra
Licht: Tamás Bányai
Dramaturgie: Anna Veress
Besetzung:
Sarastro ... Krisztián Cserb
Tamino ... Bernard Richtert
1. Priester / 1. Geharnischter ... Gustavo Quaresma Ramost
Sprecher / 2. Priester / 2. Geharnischter ... Peter Harvey
Königin der Nacht ... Mandy Fredrich
Pamina ... Valentina Nafornita
1. Dame ... Eleonore Marrguerre
2. Dame ... Olivia Vermeulen
3. Dame ... Barbara Kozelja
Papageno ... Hanno Müller-Brachmann
Pagagena ... Norma Nahoun
Monostatos ... Rodolphe Briandt
Drei Knaben ... Mitglieder des Kinderchores der Ungarischen Staatsoper
SchauspielerInnen: Katharina Behrens (Königin der Nacht / Dame), Stella Denis-Winkler (Pamina / Dame), Otto Strecker (Tamino / Sklave / 2. Priester), Johann Fohl (Sarastro / Papageno / Sklave), Maximilian Held (Monostatos / Priester / Sklave) und Lia Marie Becker (Papagena / Dame)
A la carte Choir
Konzerthausorchester Berlin
Dirigent: Iván Fischer
Weiterer Termin: 28. 5. 2016
Weitere Infos siehe auch: http://www.konzerthaus.de
http://www.andre-sokolowski.de
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