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Floria,

die Furie



Liudmyla Monastyrska als Floria Tosca an der Houston Grand Opera | Foto (C) Lynn Lane; courtesy of the Houston Grand Opera

Bewertung:    



Die ukrainische Sopranistin Liudmyla Monastyrska ist uns spätestens seit ihrer schmetterischen Lady Macbeth (an der Seite von Domingo) in der Staatsoper im Schiller Theater vor zwei Jahren überdeutlich in Erinnerung; da sang sie ja den damals bereits 74 Jahre jungen Superstar glatt an die Wand.

Jetzt wollten wir sie ganz spontan in einer ihrer derzeitigen Top-Rollen erleben; zufälliger Weise hatten wir sie nämlich - Gott sei Dank noch rechtzeitig, dass wir dann auch hierfür bestellen konnten - auf der DOB-Besetzungsliste für die aktuelle Tosca wahrgenommen, einer Produktion vom alten Barlog, die bereits seit über 48 Jahren immer wieder gern und gut vom altbewährten Repertoirepflege- und -auffrischdienst der Deutschen Oper in der Bismarckstraße vorgeholt wird, um v.a. für die jeweils engagierten Superstars der jeweils laufenden Saison ein adäquates Podium zu bieten. Meistens sind die Vorstellungen (ganz speziell bei Tosca) restlos ausverkauft.

*

In dieser tollen Oper geht's um Eifersucht und unbeabsichtigt heraufbeschworenen Verrat; auch gibt es einen starkpolitischen Aspekt, ohne dem all die Auslöser und Ausläufer des letztlich auf drei Menschen zugespitzten Plots undenkbar wären. All die Kurzweil ihrer Handlung resultiert aus einem dramaturgisch gut gebauten Text, wo man sich "zwischenmenschlich" wiederfindet und/oder -entdeckt. Dass der Puccini in das Alles seine insbesondere für Tosca ungewöhnlich hochdramatischen und dennoch abschluchzenden Klänge einwob und das Ganze hochemotional zum Kochen und zum Explodieren bringen lassen konnte - war und ist und bleibt sein ureigenstes Komponiergeheimnis.

Das Berliner Tosca-Trio war dann in der Tat zum Kochen und zum Explodieren aufgelegt:

Jorge de León erklomm geradezu artistisch-frohgemut sämtliche tenorale Höhen, die Cavaradossi ihm so bot; auch wollte oder musste er aufs Kräftigste und andauernd vibrieren.

Zeljko Lucic überzeugte spielerisch (und selbstverständlich auch mit seinem Heldenbariton) als fieses Scarpia-Tier - die vielleicht überzeugendste Gesamtleistung des Abends.

Ja und unsere Liudmyla donnerte (ja, donnerte!) in zügelloser Angriffslaune ihr gesamtes Stimmvolumen, was sie nun mal aufzubieten in der Lage war und ist, ins quasi "ungeschützte" Rund vor ihr; dieser gewalttätige Diven-Ausbruch hat dann schon was Einschüchterndes und rückt unsre Floria mehr ins allgemeine Furienreich.

Die Leute tobten, trotzdem.




Tosca in der 1969er Inszenierung von Boleslaw Barlog an der Deutschen Oper Berlin | Foto (C) Bettina Stöß

Andre Sokolowski - 22. Oktober 2017
ID 10331
TOSCA (Deutsche Oper Berlin, 21.10.2017)
Musikalische Leitung: Giampaolo Maria Bisanti
Inszenierung: Boleslaw Barlog
Ausstattung: Filippo Sanjust
Chöre: Thomas Richter
Kinderchor: Christian Lindhorst
Besetzung:
Tosca ... Liudmyla Monastyrska
Mario Cavaradossi ... Jorge de León
Scarpia ... Zeljko Lucic
Angelotti ... Derek Welton
Der Mesner ... Noel Bouley
Spoletta ... James Kryshak
Sciarrone ... Byung Gil Kim
Ein Schließer ... Dong-Hwan Lee
Kinderchor, Chor und Orchester der Deutschen Oper Berlin
Premiere war am 13. April 1969.
Weitere Termine: 24.10.2017 // 05., 12.01., 08.02., 21., 24.03.2018


Weitere Infos siehe auch: http://www.deutscheoperberlin.de


http://www.andre-sokolowski.de

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