Im Lutherjahr
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Urban Malmberg als Mathis der Maler am Musiktheater im Revier | Foto (C) Karl + Monika Foster
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Bewertung:
Das mit Abstand schönste und wohl auch bedeutendste Opernhaus im Ruhrgebiet steht in Gelsenkirchen, es heißt Musiktheater im Revier (kurz MiR) und wurde 1959 errichtet. "Werner Ruhnau hat wie im Bauhüttenwesen des Mittelalters alle Künste zusammengefasst, Bildende Künstler integriert und so ein Gesamtkunstwerk geschaffen. Die filigranen Röhrenplastiken von Norbert Kricke, die kinetischen Arbeiten von Jean Tinguely, Robert Adams weißes Betonrelief vor dem Eingang, das Relief von Paul Dierkes an der Rundwand des Auditoriums oder die größten Monochrome der Welt, die Schwammreliefs im Gelsenkirchener Blau von Yves Klein: An diesem Haus gibt es immer wieder etwas Neues zu entdecken." (Quelle: musiktheater-im-revier.de) Es werden Opern, Musicals, Sinfoniekonzerte und Ballettaufführungen gespielt.
Im Oktober hatte hier Paul Hindemiths Mathis der Maler (in Zürich 1938 uraufgeführt) Premiere - ein Ausnahmewerk der Musik des 20. Jahrhunderts. Der Komponist wollte eigentlich eine Oper über Gutenberg, den Erfinder des Buchdrucks, schreiben, fokussierte sich dann allerdings auf den Renaissance-Maler Matthias Grünewald und dessen berühmtestes Werk, den Isenheimer Altar, womit er sich dann - dichterisch frei auslegend - sein eigenes Libretto konstruierte. Es geht in dem Stück (außer um Maler Mathis) selbstverständlich auch um alle großen Themen der den Grünewald tangiert habenden Lebenszeit inmitten dieses 16. Jahrhunderts: Reformation, Gegenreformation und Bauernkriege, also alles das, was ihn, sein Menschen- und sein künstlerisches Dasein während dieses vorgeführten Zeitabschnittes ausmachte, betraf und sicherlich auch prägte. Ganz zum Schluss "flieht" sich der große Künstler, der am Ende weder mit der ihn in Zwangspflicht nehmen wollenden Gesellschaft noch mit der ihn arg bedrängenden Frauhaftigkeit verknäultes Eins sein wollte, in die Ew'ge Ruhe...
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Star-Bühnenbildnerin Heike Scheele "verarbeitete" den gesamten Bühnenraum, der ihr im MiR verführerischer Weise zur Verfügung stand. Plötzlich, um nur ein Beispiel in Erinnerung zu rufen, hob sich die gesamte Unterbühne und gab eine Art Höllen-Etage optisch preis. Sowieso verschachtelte bzw. entflochte sie die Einzelbauteile (zumeist sakrale Wände), was dann abwechselnd zu Einengungen oder Ausweitungen des bespielten Raumes sorgte. Hochgenial das Alles!
Aus der Riege der schier ausnahmslos grandios zusammengestellten Besetzung ragten Urban Malmberg (in der Titelrolle) oder Martin Homrich (als Bischof-Kardinal) explizit heraus. Yamina Maamar (als Ursula) und Bele Kumberger (als Regina) standen ihren Männerkollegen mitnichten nach. Und alles schwer zu singende Partien übrigens.
Großartig auch Chor und Extrachor des Musiktheater im Revier!
Die Neue Philharmonie Westfalen musizierte ohrenschmausig!
Inszeniert hatte Michael Schulz, die musikalische Leitung lag in den Händen von Alexander Binder.
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Mathis der Maler am Musiktheater im Revier | Foto (C) Karl + Monika Foster
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Andre Sokolowski - 12. Dezember 2017 ID 10421
MATHIS DER MALER (Musiktheater im Revier Gelsenkirchen, 10.12.2017)
Musikalische Leitung: Alexander Binder
Inszenierung: Michael Schulz
Bühne: Heike Scheele
Kostüme: Renée Listerdal
Licht: Patrick Fuchs
Dramaturgie: Gabriele Wiesmüller
Chor: Alexander Eberle
Besetzung:
Albrecht von Brandenburg ... Martin Homrich
Mathis, Maler in seinen Diensten ... Urban Malmberg
Lorenz von Pommersfelden ... Joachim G. Maaß
Wolfgang Capito ... Edward Lee
Riedinger ... Luciano Batinić
Hans Schwalb ... Tobias Haaks
Truchseß von Waldburg ... Jacoub Eisa
Sylvester von Schaumberg ... Tobias Glagau
Der Pfeifer des Grafen ... Apostolos Kanaris
Ursula, Riedingers Tochter ... Yamina Maamar
Regina, Schwalbs Tochter ... Bele Kumberger
Gräfin Helfenstein ... Almuth Herbst
Statisterie des Musiktheater im Revier
Chor und Extrachor des Musiktheater im Revier
Neue Philharmonie Westfalen
Premiere war am 28. Oktober 2017.
Weiterer Termin: 30.12.2017
Weitere Infos siehe auch: http://musiktheater-im-revier.de
http://www.andre-sokolowski.de
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