Trau´ keinem
Auftragskiller!
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Rigoletto an der Oper Köln | Foto (C) Klaus Lefebvre
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Bewertung:
Sechs Jahre jung ist Katharina Thalbachs schöne Rigoletto-Inszenierung an der Oper Köln - jetzt läuft sie wieder (vorerst noch bis 7. Januar) im Staatenhaus; ich war in der dem Anschein nach wohl ausverkauften Wiederaufnahme-Reprise gestern und empfand sie szenisch als wie musikalisch unbedingt weiterempfehlenswert!
"Am Hofe des Herzogs von Mantua sind menschenverachtende Schikane und sexuelle Ausschweifung gang und gäbe. Der Hofnarr Rigoletto nimmt in diesem Spiel die Rolle eines zynischmachiavellistischen Kommentators ein. Niemand weiß jedoch von Rigolettos schwacher Seite: Fernab der Öffentlichkeit zieht er seine Tochter Gilda auf, ängstlich bemüht, sie vor den gefährlichen Einwirkungen der Außenwelt zu bewahren. Sein persönlicher Niedergang nimmt seinen Anfang, als Gilda die Bekanntschaft des inkognito auftretenden Herzogs macht." (Quelle: oper.koeln)
Ausstatter Ezio Toffolutti hat sämtliche Umwandungen des lombarischen Herzogpalasts wandmalerischer Weise auf den Kopf gestellt, in seinem Zentrum geht es demzufolge ziemlich drunter und drüber; das Heer der Höflinge befindet sich im Dauer-Lust-Modus; der Chor der Oper Köln meistert die große Gruppen-Rolle exemplarisch gut! Allein Jeongki Cho als deren Quasi-Boss wirkt stimmlich nicht gerade als ihr tenoraler Anführer; er singt zwar schön und hell, doch wenn die Masse ihn einschüchternd attackiert, scheint er mit einem Male ganz und gar verloren...
Nina Minasyan (die beste Gilda, die ich bisher live erlebte!) und Nicholas Pallesen (als Rigoletto) überzeugen als gepaarigtes Gesamtkunstwerk - - man kriegt von Anfang an durch sie vermittelt, wie komplex und kompliziert dieses so angespannte Tochter-Vater-(Un-)Verhältnis funktioniert, wie aussichts- und auch völlig zwecklos dieser väterliche Isolierungs- resp. Einkerkerungsplan geschmiedet wurde, wie er letztlich scheitern musste; Thalbach "tröstet" uns bei all der implizierten Hoffnungslosigkeit mit gottlob etwas distanziert-ironischer Personenführung. Merkwürdig auch, dass somit die beiden individualsten Bösewichter in dem Stück, der Auftragskiller Sparafucile und dessen heimtückisch-notgeile Schwester Maddalena, zu den zwei mit Abstand fast sympathischsten Figuren der Dramatis personae geraten; Lucas Singer / Marta Wryk vollführen dieses Kunststück kammerspielgerecht!!
Das Gürzenich-Orchester Köln erweist sich einmal mehr als eines der professionellsten und zugleich verspieltesten Opernorchester, die es derzeit gibt; Arne Willimczik hat es an besagtem Neujahrsabend dirigiert.
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Rigoletto an der Oper Köln | Foto (C) Klaus Lefebvre
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Andre Sokolowski - 2. Januar 2018 ID 10451
RIGOLETTO (Staatenhaus, 01.01.2018)
Musikalische Leitung: Arne Willimczik
Inszenierung: Katharina Thalbach
Ausstattung: Ezio Toffolutti
Licht: Andreas Grüter
Choreografie: Nadine Schori
Chorleitung: Andrew Ollivant
Dramaturgie: Birgit Meyer
Mit: Jeongki Cho (Herzog von Mantua), Nicholas Pallesen (Rigoletto), Nina Minasyan (Gilda), Michael Mrosek (Graf Monterone), Insik Choi (Graf Ceprano), María Isabel Segarra (Gräfin Ceprano), Hoeup Choi (Marullo), Alexander Fedin (Borsa), Lucas Singer (Sparafucile), Marta Wryk (Maddalena), Judith Thielsen (Giovanna), Constanze Meijer (Ein Page) und Nam-Uk Baik (Ein Gerichtsdiener)
Chor der Oper Köln
Gürzenich-Orchester Köln
Premiere an der Oper Köln: 15. März 2012
Weitere Termine: 04., 07.01.2018
Weitere Infos siehe auch: http://www.oper.koeln
http://www.andre-sokolowski.de
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