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WASSERMUSIK 2015

Mother India



Bewertung:    



Verpackt wie einst der Reichstag um die Ecke ist nun auch das Haus der Kulturen der Welt am Spreeufer des Tiergartens. Die markante Silhouette der „Schwangeren Auster“ ist noch die ganze Sommerpause über hinter Bauplanen verschwunden. Das ließ das alljährliche Open-Air-Festival WASSERMUSIK von der schönen Dachterrasse auf den Spiegelteich vor dem HKW-Haupteingang umziehen. Als legendärer Nachfolger der Umsonst-und-Draußen-Heimatklänge, die dem Neubau des Kanzleramtes weichen mussten und nach langer Odyssee durch Berlin schließlich mangels Sponsoren auf dem Trockenen landeten, hat sich die WASSERMUSIK seit 2008 mit jährlich wechselndem Thema als das Sommerfestival der Weltmusik in der Hauptstadt etabliert.

Sang man bei der letztjährigen LUSOFONIA vorwiegend portugiesisch, steht die WASSERMUSIK in diesem Jahr ganz unter dem Motto Mother India. Und zur Eröffnung am 17. Juli ließen sich die Veranstalter des HKW etwas ganz Besonderes einfallen. Indien hat neben seiner typischen Musik auch noch eine weitere große Tradition. Die indische Kultur hat ihren Einfluss nicht erst seit der Zeit der Hippie-Bewegung in die westliche Welt getragen. Bereits in den 1930er Jahren begann man der US-amerikanischen Filmindustrie in Hollywood Konkurrenz zu machen und gründete eine unter der Marke Bollywood bekannt gewordene, stetig prosperierende eigene Hindi-Filmproduktion. Herausragendes Merkmal der Bollywood-Filme sind ihre zahlreichen, von berühmten indischen Komponisten geschaffenen Soundtracks mit hohem Kultstatus und großer Fangemeinde nicht nur unter den indischen Cineasten. Mittlerweile feiert man den Bollywood-Sound rund um den Globus.



Das Bombay Connection Orchestra | Foto (C) Stefan Bock


Die Hochzeit des klassischen Bollywood-Films liegt aber in den 1960-70er Jahren. Genau dieser Ära verpflichtet fühlt sich auch das aus Amsterdam angereiste 14-köpfige Bombay Connection Orchestra um Bandleader Gerry Arling, das zum Warming up bei bereits wieder recht sommerlichen Temperaturen dem Publikum auf der Wiese vor der Spiegelteich-Bühne mit satten Big-Band-Klängen zwischen Jazz, Progressive Rock und Discosound vermischt mit dem Percussion-Rhythmus der traditionell indischen Tablas zusätzlich einheizte. Das Orchester spielte ein frisches, launiges Set, bestehend aus Klassikern des sogenannten Lolly- und Bollywood-Films, das als Hommage an die großen Filmkomponisten R.D. Burman, M. Ashraf und Ilaiyaraaja gedacht war.



Talvin Singh | Foto (C) Stefan Bock


Es folgte mit dem in London lebenden Talvin Singh ein weiterer großer Meister auf der Tabla. Der führende Protagonist des „Asian Underground“ in Großbritannien zeigte aber nicht seine Fähigkeiten als DJ und Virtuose des elektronischen Tabla-Beats, sondern spielte extra für das Wassermusik-Festival in ganz klassisch indischer Instrumental-Besetzung mit Tablas, Sitar und bezaubernder Gesangstimme den Soundtrack des legendären Hindi-Kultfilms Pakeezah. Der aus den typischen Elementen Tanz, Gesang und einer Herzschmerzhandlung um die unerfüllte Liebe der Kurtisane Nargis zu einem Sohn aus gutem Hause bestehende Bollywood-Klassiker aus dem Jahr 1972 wurde im Anschluss auf der Dachterrasse des HKW gezeigt. Die sehr gefühlvolle, mal rhythmisch treibende dann wieder eher meditativ wirkende Musik des Komponisten Ghulam Mohammed, der bereits während des Drehs verstarb, entließ einen gut gestimmt in die laue Sommernacht.


Die WASSERMUSIK 2015 wird auch weiter im Bann von Bangra, Sitar und Tabla stehen, aber auch mit coolem Jazz und elektronischen Tanzbeats bei einem Electric-Sunday den Brückenschlag in die Moderne wagen. Bis zum 8. August folgen Konzerte so bekannter Künstler wie der berühmten Bollywood-Sängerin Asha Bhosle, dem Sufi-Sänger Asif Ali Khan, der Folklegende Mike Heron oder den Konkani Goan All Stars. Das Filmprogramm jeweils im Anschluss zeigt große Bollywood-Klassiker wie Mother India von 1957, eine Dokumentation über den pakistanischen Qawwali-Sänger Nusrat Fateh Ali Khan oder aktuelle Independent-Filme wie Gandu. Für das leibliche Wohl ist mit typischen Speisen, Getränken und einem Wassermarkt gesorgt. Zusätzlich kann man sogar zünftig zur Wassermusik mit dem Paddelboot auf der Spree anreisen und die verspannte Muskulatur bei einer Yogastunde lockern. Ganz water-proof finden die Konzerte bei Regen in der Halle statt.

Stefan Bock - 19. Juli 2015
ID 8769
Weitere Infos siehe auch: http://www.hkw.de/wassermusik


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