Innsbrucker Festwochen der Alten Musik 2021
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Et in
Arcadia ego
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Bewertung:
Die Tiroler sind Rebellen. Insbesondere, wenn es um die Verteidigung der Freiheitsrechte gegen die napoleonischen Truppen oder feindliche Viren geht. Die INNSBRUCKER FESTWOCHEN DER ALTEN MUSIK mahnen zwar ausdrücklich: „Es besteht keine Maskenpflicht. Wir empfehlen jedoch weiterhin einen Mund-Nasen-Schutz oder eine FFP-2- Maske zu tragen. Dies schützt Sie und Ihre Mitmenschen.“ Aber Tiroler lassen sich nichts vorschreiben, auch nicht den Schutz ihrer Mitmenschen. Schluss mit den Repressionen. Mander (und Weiber) s'ischt Zeit! Wenn zehn Prozent der Besucher Masken trugen, ist das hoch geschätzt.
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Unter dem Motto Lost in Arcadia luden die Festwochen in den Spanischen Saal des prächtigen Schlosses Ambras ein. Zwar trennt mehr als ein Jahrhundert den Bau des Spanischen Saals von der Zeit, in der die aufgeführten Werke von Arcangelo Corelli, Carlo Francesco Cesarini und Alessandro Stradella komponiert wurden, ist ihnen also stilistisch ebenso nah oder entfernt wie der Westminsterpalast, aber wer nimmt es so genau: er vermittelt das heimelige Gefühl von ehrwürdiger Historie, ebenso wie das Trompetensignal, das den Beginn des Konzerts ankündigt wie anderswo eine Shakespeare-Vorstellung.
Und das historische Gefühl respektiert das Ensemble L'Astrée aus Turin, bestehend aus Francesco D'Orazio und Paola Nervi an den Violinen, Rebeca Ferri am Cello, Pietro Posser (stehend) an der Theorbe und Giorgio Tabacco am Cembalo, im besten Sinne. Zwischen seinen inspirierten Interpretationen von Sonaten Corellis und einer Sinfonia von Stradella in der Besetzung für drei bis fünf Instrumente begleitete es den nicht minder vollendeten Sopran Stéphanie Varnerin, den das Publikum, mit oder ohne Maske, nicht ohne Zugaben verabschieden wollte, bei Kammerkantaten von Cesarini. Von Arkadien ist in ihnen nicht die Rede, dafür wird die traurige Geschichte Ariadnes angedeutet. „Und wie kannst du, kaltblütig, damit prahlen, dass du eine treue Ehefrau, die dich noch immer liebt, betrogen hast?“ Ja, wie kann er? Wie ein Chanson eine umfangreichere Geschichte in drei Minuten erzählt, so enthalten Cesarinis Kantaten den Kern einer Oper. Der Applaus war berechtigt.
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L´Astrée | Bildquelle: lastree.it
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Thomas Rothschild - 28. August 2021 ID 13101
LOST IN ARCADIA (Schloss Ambras Innsbruck, 27.08.2021)
Werke von Carlo Francesco Cesarini, Arcangelo Corelli und Alessandro Stradella
Stéphanie Varnerin, Sopran
L’Astrée
Weitere Infos siehe auch: https://www.altemusik.at/
Post an Dr. Thomas Rothschild
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