Rachmaninoff-Klaviertrio, Lieder
von Wolf und Strauss sowie zwei
Pas de deux von Neumeier und
Cranko
im 2. Montagskonzert der Bayerischen Staatsoper
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Bewertung:
Durchforstet man in Zeiten von Corona das geupdatete Online-Angebot in Deutschlands großen Opernhäusern und Konzertsälen, fällt auf, dass ihre Schockstarre wegen des derzeitigen Nicht-mehr-spielen-Könnens zwar zu eigentlich mehr hilflosen Verlegenheitslösungen dergestalt geführt hat, dass dann wenigstens von Seiten ihres "ausgesperrten" Publikums auf Videos on demand (TV- und Internet-Mitschnitte aus dem Repertoire) zurückgegriffen werden darf.
Aber wo bleiben eigentlich die individuellen, menschlich anrührenden Eigeninitiativen, die von all den "Zugesperrten" zu uns "Ausgesperrten" schwingen? Übertragungstechniken - also für ECHTE Live-Streams - dürften allerorts vorhanden sein; daran würde es sicherlich nicht scheitern.
Also:
Wo und wann und wie lässt sich durch uns (das Publikum) erspüren, dass es euch (die Künstler) in Tatsächlichkeit noch gibt??
Wahrhaftig, es sind unbegreiflich schwere und auch beispiellose Zeiten.
Dennoch!
Lasst uns alle fühlen, dass es in der Tat uns alle etwas angeht, was letztendlich mit uns allen augenblicklich so geschieht... Ein kleines, trostspendes Mittelchen hierfür sind halt die ECHTEN Live-Streams, die der "ausgesperrte" Zuhörer und Zuschauer derzeit im World Wide Web am Suchen ist und die er auch mitunter sehr erfolgreich findet...
Gestern Abend beispielsweise, viertel neun, war es dann wieder aktuell soweit:
Die Bayerische Staatsoper livestreamte aus dem (leeren) Nationaltheater München ihr inzwischen 2. MONTAGSKONZERT!!
Ein schönes und willkommenes Projekt, an dem sich auch die andern Opernhäuser und Konzertsäle ruhig orientieren sollten; Bayern geht auch hier sehr forsch und richtungsweisend als ein wahrer Pionier voran.
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Anderthalb Stunden lang waren wir per Direktschalte mit Mitgliedern des Bayerischen Staatsorchesters (der Geigerin Hanna Asieieva, der Cellistin Darima Tcyrempilova, dem Pianisten Dmitri Mayboroda) und zwei Ensemblemitgliedern der Oper (der Sopranistin Hanna-Elisabeth Müller und dem Bariton Michael Nagy; am Flügel: Susanna Klovsky), die uns einerseits dieses unsäglich traurige Trio élégiaque von Rachmaninoff, andererseits sage und schreibe 14 (!) Lieder Hugo Wolfs und Richard Strauss' in ECHT-Zeit schenkten, live verbunden.
Staatsopernintendant Nikolaus Bachler richtete nachdenkliche und aufmunternde Worte an die Zuseher und Zuhörer; er informierte, dass allein das 1. Montagskonzert (v. 16. 3.) über 50.000 Menschen weltweit mitverfolgt hätten. Auch appellierte er an unsre Solidarität besonders für die tausenden von freiberuflichen Kultur- und Kunstschaffenden, insbesondere die freien MusikerInnen, deren Werkaufträge derzeit alle wegbrächen und sie von jetzt auf gleich - wie viele andere Selbstständige in vielen anderen Berufen (nicht nur) bundesweit - ohne Honorar und/oder Einkommen dastehen; und man sollte auf das Spendenkonto "Nothilfe für freie Kunstschaffende" (einsehbar auf staatsoper.de/stream) einzahlen.
Letzter Programmpunkt waren noch zwei wunderschöne Pas de deux aus den zwei legendären Neumeier- bzw. Cranko-Choreografien Die Kameliendame und Der Widerspenstigen Zähmung, die von Prisca Zeisel & Dmitri Vyskubenko (am Klavier: Simon Murray) bzw. Laurretta Summerscales & Yonah Acosta getanzt wurden; die vier SolistInnen sind Mitglieder des Bayerischen Staatsballetts.
ECHT-Eindrücke - wenn auch bloß auf virtuellem Wege.
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Andre Sokolowski - 24. März 2020 ID 12110
2. MONTAGSKONZERT (Nationaltheater München, 23.03.2020)
mit Mitgliedern des Bayerischen Staatsorchesters, der Bayerischen Staatsoper und des Bayerischen Staatsballetts
Sergej Rachmaninoff: Trio élégiaque Nr. 1 g-Moll
Lento lugubre – piu vivo
Hanna Asieieva, Violine
Darima Tcyrempilova, Violoncello
Dmitri Mayboroda, Klavier
Hugo Wolf: Lieder nach Gedichten von Eduard Mörike
- Der Genesene an die Hoffnung
- Das verlassene Mögdlein
- Der Tambour
- Nimmersatte Liebe
- Selbstgeständnis
- Abschied
Richard Strauss:
- Die Georgine op. 10, 4 (von Gilm)
- Ich wollt‘ ein Sträußlein binden op. 68 (Brentano)
- Ich trage meine Minne op. 32, 1 (Henckell)
- Kornblumen op. 22, 1 (Dahn)
- Mohnblumen op. 22, 2
- Malven op. posth. (1948) (Wehrli-Knobel)
- Zueignung op. 10, 1 (von Gilm)
- Morgen! op. 27, 4 (Mackay)
Hanna-Elisabeth Müller, Sopran
Michael Nagy, Bariton
Susanna Klovsky, Klavier
Die Kameliendame (Choreographie: John Neumeier)
2. Akt, Auf dem Land; Variationen
Prisca Zeisel (als Prudence)
Dmitrii Vyskubenko (als Gaston)
Simon Murray, Klavier
Der Widerspenstigen Zähmung (Choreographie: John Cranko)
2. Akt, Schluss-Pas-de-Deux
Laurretta Summerscales (als Katharina)
Yonah Acosta (als Petrucchio)
Live-Stream auf STAATSOPER.TV
Weitere Infos siehe auch: https://www.staatsoper.de/
http://www.andre-sokolowski.de
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