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30. 8. - 2. 9. 2008, Deutsche Staatsoper Berlin

Spektakulärer Saisonbeginn mit Beethoven, Schönberg und Bruckner

Dirigent: Daniel Barenboim


Daniel Barenboim dirigierte Werke von Beethoven, Schönberg und Bruckner zur Eröffnung der neuen Berliner Staatsopern-Saison - Foto (C) Staatskapelle Berlin

Schöner konnten sich Daniel Barenboim und die Staatskapelle Berlin den diesjährigen Saison-Auftakt (der Deutschen Staatsoper Berlin) nicht vorstellen: An die 50.000 Leute (!) kamen... und das Wetter war okay.

Das Nichtmehrdasein eines Intendanten: null Bedeutung. (Jeder Neubewerber sollte wissen: Wenn er an die Lindenoper kommt, steht er dem Generalmusikdirektor unter, niemals umgekehrt; solange Barenboim dort ist, wird/muss es auch so sein.) Ronald H. Adler, "neuer" Kommissarischer, und falls ers wirklich in persona war, ist jedenfalls sehr außerplanstelliger Weise initiativ, indem er vor Beginn von Beethovens FIDELIO alle Anwesenden zur Eröffnungsvorstellung schnurstracks vom Sitz zum Stand befiehlt: Das Bundespräsidentenpaar hätte soeben seinen Mittellogenplatz betreten - wie? der Bundespräsident und seine Frau?? ja ist es möglich??? Alles glotzt zum Rang empor... doch statt des Bundespräsidentenpaars ist erst mal nur und lediglich das eintreffende Bürgermeisterpaar zu sehen; Wowi und sein Freund genießen sichtlich und genüsslich diese Ironie des Augenblicks; erheiterndes Gelächter, gute Laune machen sich im Nu im alten Paulick-Saale breit... da sind sie ja! der Bundespräsident und seine Frau!! sieh einer an, tatsächlich, dass der Bundespräsident sogar gekommen ist!!! - - Bei Szábo (nach Klaus Mann) gibt es, natürlich unter gänzlich anderen und unverglechlicheren Vorzeichen, eine so ähnliche Begrüßungszene im Theater...


So siehts rechts neben der Lindenoper aus, wenn auf den Bebelplatz hin und wieder Aufführungen von drinnen nach draußen übertragen oder sogar Life-Konzerte organisiert werden - zur diesjährigen Saison-Eröffnung waren es Beethovens FIDELIO und die NEUNTE SINFONIE - Foto (C) Deutsche Staatsoper Berlin

Und vom ersten Takt an wurde klar: Die Deutsche Staatsoper Berlin punktet nicht etwa mit verheißungsvollen oder weniger verheißungsvollen Produktionsideen - Braunschweig's visuelle Inszenierung (des FIDELIO) hat zwar eiskalt-klare Züge, doch Personen führen konnte/kann er nicht - , sondern viel einziger durch ihr Orchester! Anders ausgedrückt: Es könnte sich wer immer auch überm Orchestergraben mühen, abstrampeln oder verüberehrgeizen - - der jeweilige Vorteil aller solcher Abenden war, ist und wird bis alle Ewigkeiten sein: Man kann sich wohlgetrost und außerordentlich nach hinten lehnen, seine Augen schließen, um letztendlich nur zu lauschen, lauschen, lauschen; die Gefahr also besteht berechtigt, anzunehmen, dass wer an dem Korpus Oper etwas abzuzwacken sich erdreisten könnte, alldieweil ja das Orchester und an sich schon bestens (sozusagen unbezahlbar) ist.

O ja, die Staatskapelle Berlin hat sich auf ein Niveau inzwischen eingespielt, das kaum noch Wünsche offen lässt! Und Daniel Barenboim ist dieser sagenhafte Schub an spielerischer Qualität zu danken. Man erkennt den Sound des ältesten Berliner Klangkörpers sofort in dem Vergleich mit anderen Orchestern raus; und er ist allenthalben noch, gefühltermaßen, mit dem seiner viel viel älteren, aber nicht wesensfremden Stiefschwester aus Dresden irgendwie verwandt; und Barenboim hat den Instinkt dafür gehabt, DAS zu bewahren, auszubauen und massivst zu formulieren - wenn er nicht von Anfang an gewollt hätte, hätte er nie und nimmer DAS Orchester als sein schönstes und schon spätes Lebenswerk für sich erkoren und erkannt.


FIDELIO wurde auf den Bebelplatz nach draußen übertragen. Die Begeisterungen waren lautstark und enorm; ein Andrang bis zur Humboldt-Uni gegenüber.

Nicht viel anders - dem Vernehmen nach - beim Life-Konzert am Tag darauf mit Beethovens NEUNTER (auch mit Barenboim, Staatsopernchor und Staatskapelle auf dem Bebelplatz).

Schönbergs EIN ÜBERLEBENDER AUS WARSCHAU wurde dann von Barenboim am Montag und Dienstag in der Philharmonie und dem Konzerthaus mit BRUCKNERS ACHTER gekoppelt - - ein kühner und doch angemessener Geniestreich: Die ins Mark erschütternde (von Hanno Müller-Brachmann in der ätzend schrecklichsten Verlautbarung, die diesem Melodram zuteil sein könnte, dargebrachte) Selektionsszene - ein deutscher Feldwebel lässt im Warschauer Ghetto zum Morgenappell antreten und abzählen, wer dann durch Zufall in die Gaskammer verbracht sein wird - schwang lange noch bis in den ersten Satz der so pompösen und so "sinnlos schön" gefertigten vorletzten Sinfonie des wunderlichen Einzelgängers aus Ansfelden mit; grandioses, nicht zu steigerndes Konzerterlebnis!!


Opernpremieren 2008/09 (mit der Staatskapelle Berlin)
an der Deutschen Staatsoper Berlin:


27. September 2008
EUGEN ONEGIN
(Barenboim / Freyer / Lukjanova, Freyer)

16. November 2008
HÖLDERLIN
(Ruzicka / Fischer / Schäfer, Janczyk)

15. Februar 2009
FAUST
(Altinoglu / Wiegand / Hohmann, Welter)

4. April 2009
LOHENGRIN
(Barenboim / Herheim / Scheele, Völlm)

7. Juni 2009
DIE ENTFÜHRUNG AUS DEM SERAIL
(Jordan / Thalheimer / Altmann, Tag)



Andre Sokolowski - 3. September 2008
ID 3973
Weitere Infos siehe auch: http://www.staatskapelle-berlin.de




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