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Hot, hot Summer… Die Hitze bei knalliger Sonne und weit über 30 Grad war ein Dauerthema während der vierten Ausgabe des Musikfestivals A SUMMER´S TALE in der Lüneburger Heide. Die Schattenplätze vor den zahlreichen Freiluft-Bühnen waren begehrt. Es bildeten sich ab mittags ganze Besucherschlangen um die kostenfreien dauerbetriebenen Trinkwasseranlagen. Ein Abkühlung versprechender Pool fehle dem Outdoor-Komfortfestival im Eventpark Luhmühlen nun aber doch noch, so einige der prominenten Musiker auf der Bühne. Die australische Singer-Songwriterin Kat Frankie meinte während ihres Auftrittes im Zeltraum verschmitzt schwitzend, sie fühle sich wie in der Sauna beim Warten auf den Aufguss. Das Indie-Rock Duo Gurr schoss gar über dutzend großformatige und leuchtend gelbe Smiley-Bälle ins Publikum, um die Zuschauer während ihres erfrischend facettenreichen Auftrittes im brütend warmen Zeltraum bei Laune zu halten. Die irische Musikerin Wallis Bird spritzte von der Zeltraum-Bühne Wasser und warf Wasserplastikflaschen ins Publikum. Der satte Sonnenschein war insbesondere für viele Camper ein Glück, denn mit Regen war an allen vier Festivaltagen und –nächten nicht zu rechnen. Trotz der Temperaturen ließen es sich die meisten Gäste auch nicht nehmen, ausdauernd das Tanzbein zu schwingen. Und das Festival in der Lüneburger Heide konnte sogar mit einem Besucherrekord von rund 13.000 verkauften Tickets aufwarten.



Wallis Bird im Zeltraum beim A SUMMER’S TALE in Luhmühlen | Foto © Ansgar Skoda


Das seit 2015 jährlich veranstaltete Festival erfrischt mit einem besonderen Konzept. Neben der Live-Musik auf drei Bühnen können die Besucher auf dem weitläufigen und geschmackvoll angelegten Heidegelände zahlreiche andere Angebote im bunten Programm besuchen. Oft gab es über zehn Parallelangebote gleichzeitig. Außer den etwa 30 Konzerten wurden Kreativworkshops, Lesungen, Poetry, Comedy und Satire, Diskussionen, Wanderungen oder Kanufahrten angeboten. Wer jedoch bei einer Weinprobe oder einer Holzwerkstatt teilnehmen wollte, war gut beraten, sich im Vorfeld online anzumelden. Die Plätze für solcherlei Specials waren begrenzt und die Wartezeiten lang. Bei dem besonderen Festivalformat ist es trotzdem kein Wunder, dass man hier viele Kinder oder Senioren antrifft, da für alle Generationen im erstaunlich heterogenen Zeitplan gesorgt schien.


Höhe- und Tiefpunkte am Mittwoch

Nach der Anreise ab Lüneburg mit dem Busshuttle sorgte bereits am Mittwochabend exzellenter Indie-Rock der belgischen Band Intergalactic Lovers um Leadsängerin Lara Chedraoui für einen blendenden Festival-Auftakt. Die vierköpfige Formation überzeugte mit mitreißenden Songs, fröhlich-offenen Melodien und sauber aufeinander abgestimmten Harmonien voller Leichtigkeit. Der auf der Waldbühne auf das Quartett folgende weniger beschwingte Auftritt der deutschen Rockband Isolation Berlin war mit provokanten deutschsprachigen Songs wie „Vergifte dich“ dazu ein verstörendes Kontrastprogramm. Die das Konzertprogramm beschließende Band Hudson Taylor war dann mit gefälligen Rhythmen und jugendlicher Frische wieder sehr mainstreamtauglich und tanzbar.


Highlights am Donnerstag

Am Donnerstagmorgen informierte ein festivaleigenes Polarcamp mit einem Fachvortrag über Neues aus der Klima- und Polarforschung. Professor Peter Lemke vom Alfred-Wegener-Institut berichtete sehr lebendig über seiner Erfahrungen bei einer Winterexpedition mit dem Forschungsschiff Polarstern auf gefrorenen Ozean in der Antarktis. Eingangs bedauerte er scherzhaft, kein Eis zum Festival mitgebracht zu haben. Er erklärte, dass wir uns auch zukünftig auf ähnlich heiße Sommer freuen könnten. Denn Eisbohrungen verdeutlichten als Klimaarchive, dass eine global gemittelte Temperatur auch zukünftig deutlich ansteigen dürfte. Er verdeutlichte verschiedene Gründe für die Klimaerwärmung und bedauerte das verantwortungslose Wirtschaften von Spitzenpolitikern wie Donald Trump.

Auch das Konzertprogramm konnte mit einigen Höhepunkten aufwarten. Die Schottin KT Tunstall performte solo mit fliegend wechselnden Gitarren auf der weiträumigen Konzertbühne Hits wie „Suddenly I see“ und „Black horse and the cherry tree“. Mit einer verschwörerisch dunklen Stimme sorgte der Belgier Maarten Devoldere von Warhaus im Zeltraum für hypnotisches Gänsehaut-Feeling. Der britische Singer-Songwriter Mike Rosenberg von Passenger, der auf der Konzertbühne auch viel aus seinem Leben erzählte, war mit seinem Hit „Let her go“ ein Publikumshighlight. Belle & Sebastian, eine im Rahmen eines Sozialprogramms für Arbeitssuchende 1996 in Glasgow gegründete, nach dem Kinderbuch Belle et Sébastien (1965) der französischen Autorin Cécile Aubry benannte und heute enorm erfolgreiche Indiepop-Formation, war ein Hauptgrund für meine diesjährige Reise zum Festival. Die siebenköpfige Band holte während ihrer routinierten Performance ein rundes Dutzend Besucher aus dem Publikum auf die Bühne, die inmitten der Musiker zu zwei lässig-relaxten Songs abtanzen konnten. Als letzter Konzertact des Donnerstagabends heizte die schwedische Rockband Mando Diao dem Publikum schließlich mit Songs wie „Dancing all the way to hell“ gehörig ein.



Torpus & the Art Directors auf der Konzertbühne beim A SUMMER’S TALE in Luhmühlen | Foto © Ansgar Skoda


Freitags-Impressionen und ein krönender Abschluss am Samstag 
Das unabhängige Nachrichtenmagazin Der Postillon informierte teilweise mit schier haarsträubenden Zeugenberichten in einer Morgenschau darüber, wie gut Atombomben in der Stiftung Warentest abschneiden, über mittels Kohlekraft betriebene Windkraft und das neue Klettverschluss-Verfahren beim Einordnen im Kolonnenstraßenverkehr. Kathrin Weßling machte mit ihrer eindrücklichen Lesung im Grünen Salon auf ihren Roman Super, und dir? (Ullstein, 2018) neugierig.

Die junge Indie-Rockband Razz aus dem Emsland sprang kurzfristig mit kraftvoll-vitalen Rhythmen für die erkrankte Künstlerin Cloves ein. Für leise Folk-Klänge sorgte hingegen stimmungsvoll die Hamburger Band Torpus & the Art Directors. Marcus Wiebusch, Frontmann der Hamburger Band Kettcar, bewegte mit seiner Hymne „Der Tag wird kommen“ gegen Homophobie im Profi-Fußball. Das Londoner Alt-Pop-Duo Oh Wonder brachte mit gefälligen Popsongs das Publikum zum grooven. Die elfköpfige Techno-Marching-Band Meute ließ ihr Publikum mit rhythmusbetonten Stücken wiederholt Niederknien. Die Editors stellten ihr aktuelles Album Violence vor und waren mit ihrer lebendig-authentischen Performance ein kleines Festivalhighlight.

Die britische Ska-Band Madness, die Hannoveraner Rockband Fury in the Slaughterhouse und die Hamburger von Tocotronic performten schließlich beim diesjährigen A SUMMER’S TALE ihre legendären Hits vergangener Jahrzehnte und ausgewählte neuere Songs. Sie wurden nicht nur von den mit ihnen gealterten Fans, sondern auch von deren Kindern und Enkelkindern gebührend gefeiert. Ein gelungenes Festival, auf dessen Gelände man übrigens auch ein bisschen die Heideblüte bewundern konnte. Man darf gespannt sein auf eine hoffentlich ebenso facettenreiche Programmauswahl für 2019.



Tom Smith, Frontmann der britischen Indie-Rock-Band Editors (rechts), beim A SUMMER’S TALE in Luhmühlen | Foto © Ansgar Skoda


Ansgar Skoda - 7. August 2018
ID 10833
Weitere Infos siehe auch: http://www.asummerstale.de


Post an Ansgar Skoda

skoda-webservice.de

A SUMMER´S TALE 2017 (1)

A SUMMER´S TALE 2017 (2)



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