50 Jahre
Pubertät
hochleben
lassen
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Maren Kroymann in der Comedia in Köln | Foto © Ansgar Skoda
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Bewertung:
Der Weltfrauentag sei eigentlich heute, also einen Tag verspätet, so begrüßte Maren Kroymann ihr Publikum. Schließlich besuche sie ja mit ihrer Band just an diesem Abend die Kölner Comedia. Die vierhundert Sitzplätze im Roten Saal waren restlos ausverkauft. Tatsächlich war der Frauenanteil im Publikum deutlich erhöht. Die Schauspielerin, Sängerin, Kabarettistin und Hörbuchsprecherin wirbelte keck mit einer musikalischen Zeitreise in ihre Jugend über die Bühne. Das zu ihrem energiegeladenen Bühnenprogramm erschienene, bewusst doppeldeutig betitelte Musikalbum In my sixties ist bereits von 2013. Doch auch dieses Jahr tourt die mittlerweile 69jährige mit ihrer vierköpfigen Band und dem 60er-Jahre-Sound durch Deutschland. Die gebürtige Niedersächsin performte viele Songs ihres musikalischen Vorbilds Dusty Springfield, einer der erfolgreichsten Sängerinnen Großbritanniens und einer Stil-, Soul- und Pop-Ikone ihrer Jugend. Neben „Wishin‘ and hopin‘“, „I only want to be with you“ und „In the middle of nowhere“ sang und parodierte Kroymann jedoch auch einige schwelgerische deutsche Schlagerschmonzetten wie „Geh nicht vorbei“ von Christian Anders oder „Ein romantischer Mann“ von Mireille Mathieu.
Natürlich durfte auch ein Seitenhieb auf Annegret Kramp-Karrenbauers jüngst vieldiskutierten, platten und unsäglichen Karnevalsschmankerl zum dritten Geschlecht nicht fehlen: „Ich gehe davon aus, dass wir hier doch alle wissen, ob wir im Stehen oder im Sitzen Pinkeln müssen“ erklärte Kroymann augenzwinkernd. Später ging sie auf geschmacklose Frauenwitze ein, die, als sie noch klein war, oft einer ihrer vier Brüder am heimischen Esstisch erzählte. Soviel sei verraten, die Witze handelten oft von alleine durch den Wald gehende Nonnen oder Jungfrauen, die von Männern heimgesucht werden. Solcherart Humor sei auch der Grund, warum sie bald selbst eigene Witze erfand und heute Kabarettistin sei, so die Allround-Künstlerin. Einige dargebotene, deutschsprachige Songs der damaligen Zeit, die dem veröffentlichten Album geflissentlich vorenthalten wurden, behandelten auch die Unberechenbarkeit der Frauen. Diese Songs wurden als Kuriositäten präsentiert, auch um einem Zuviel an Nostalgie hinsichtlich der 1960er vorzubeugen.
Maren Kroymann hauchte alten Schlagern, welche oftmals weibliche Unterwürfigkeit und Ergebenheit zum Thema haben, gesanglich verspielt mit subtilen, ironischen Nuancen neues Leben ein. Das schwungvolle musikalische Programm wurde regelmäßig durch unterhaltsame oder persönliche Anekdoten Kroymanns unterbrochen. Mal schwärmte sie von tiefen Männerstimmen, sang sogleich selbst erstaunlich tief und wurde darüber hinaus ausdrucksstark und vielstimmig vom Backgroundgesang dreier ihrer Instrumentalisten [Besetzung s. u.] begleitet. Kroymann erinnerte sich an ihre 1910 geborene Mutter. Diese habe ihr mal mit Nachdruck zu verstehen gegeben: „Lass das mal mit den Männern. Du hast das doch nicht nötig.“ Tatsächlich setzte Kroymann nicht nur hinsichtlich ihres künstlerischen Schaffens bald neue Schwerpunkte. Irgendwann unterbrach sie das Bühnenprogramm, um eine Frage zu stellen, die sie scheinbar schon sehr lange umtrieb: „Stimmt es eigentlich, dass viele Lesben kurzsichtig sind? Dusty war auch kurzsichtig. Oje, jetzt habe ich sie geoutet.“ Und spätestens, als es hieß „Ich mache euch jetzt die Domina“, heizte sie dem Saal gehörig ein. Auch für das Auge bot der zweieinhalbstündige Abend so einiges. Schwungvolle Solis der vierköpfigen Band bereiteten fliegende Garderobenwechsel der schillernden Grand Dame oder koketten Diva vor.
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Maren Kroymann mit Gitarrist Ralf Lehmann in der Comedia in Köln | Foto © Ansgar Skoda
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Ansgar Skoda - 11. März 2019 ID 11272
MAREN KROYMANN: IN MY SIXITIES (Comedia Theater Köln, 09.03.2019)
Bandbesetzung:
Matthias Binner, Klavier
HD Lorenz, Bass
Ralf Lehmann, Gitarre
Marcin Lonak, Schlagzeug
WeitereTourneedaten:
28.03. | Savoy Düsseldorf
29.03. | Kulturetage Oldenburg
09.-14.07. | Bar jeder Vernunft Berlin
03.09. | Burgfestspiele Bad Vilbel
14.11. | Sapperlot Lorsch
15.11. | Louis Bührer Saal der KSK-Ludwigsburg
16.11. | Lustspielhaus München
Weitere Infos siehe auch: http://marenkroymann.de/
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