26./27. April 2008, Sächsische Staatskapelle Dresden
LUCIA DI LAMMERMOOR mit Edita Gruberova u. a.
Frauenkirche und Semperoper
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Edita Gruberova, hier in einem Szenenbild aus der Oper Barcelona, singt LUCIA DI LAMMERMOOR seit Jahrzehnten. Sie war und ist die Größte ihres Faches, und sie wird es in Erinnerungen bleiben... wohl für alle Zeit! - Foto (C) Antoni Bofill
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Rückgekehrte Nachtigallen
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In dem Dresdner Stadtteil Kaditz, wo die Elbe etwas schmaler und vor allem viel viel ruhiger fließt - die Schifffahrtsrouten Richtung Pillnitz usw. gehen rechts entlang, ab Altstadt (Kaditz liegt dann wohl mehr links) - kann man vom Flussufer herauf die Nachtigallen singen hören. Sie sind erst seit ein paar Tagen wieder da. Die Männchen, und solange sie noch keine neue Partnerin gefunden haben, singen ohne Unterlass. Ihr Balzgesang währt allerdings nur "bis zum Ziel". Sobald ein Nachtigallenweibchen auf die Werbung reagiert und beide sich so fänden, wäre Schluss mit ihrem Musizieren. Also zwei, drei Tage noch, vielleicht... bis Ende Juni, spätestens, hätte man hin und wieder dann Gelegenheit, die eine oder andre Nachtigall vom Elbufer herauf zu hören. Wunderlich und wunderbar zugleich!!
So wie im wahren Leben halt:
Man pfeift und singt, wenn's einem gut geht.
In der Oper pfeift und singt man freilich auch, wenn's einem nicht so gut geht. Meistens sind es dann die allerschönsten Stellen, Weisen oder Arien, die zu hören sind: Gesang aus lauter Liebes(un)glück, Liebesleid...
Lucia di Lammermoor, zum Beispiel, geht es so: Nachdem ihr böse Mitmenschen den Liebsten generell und ein für alle Male madig machten und sie, gegen ihren Willen, einen andern "nehmen" musste, kann sie dieses fürchterliche Unglück nur noch wahnsinnshalber (für sich) kompensieren. Also kommt sie somnambulisch - blutbespritzt ihr schönes weißes Hochzeitskleid; sie hat den "aufgezwungnen" Bräutigam ganz kurzerhand und nebenbei als ihr privates Schlachtopfer missbraucht - daher und zwitschert eine nachtigallengleiche Weise; und es ist die größte aller sog. Wahnsinnsarien, die es gibt! Dabei spielt nicht einmal ein Vögelchen hier irgendeine Rolle, und obwohl man pausenlos den Eindruck haben könnte, dass die Somnambulisierende den Flötentönen eines Völgelchens nachstellt, doch nichts dergleichen. Es ist lediglich der reinste Wirrsinn, der sich hier aus einer Frauenkehle - die mit dem Instrumentalpart einer Querflöte korrespondiert - erhören ließe. / Keine konnte oder kann das so wie sie: Edita Gruberova!!!
Wegen ihr, und höchstwahrscheinlich nur deswegen (ihretwegen), war und ist es zu der konzertanten Darbietung der Donizetti-Oper durch die Staatskapelle Dresden neuerdings gekommen; ja und keiner würde sich beschwert haben, warum nicht szenisch, nein... allein wohl wegen ihr, Edita Gruberova, reist man halt dorthin - - wo's den Naturschutz groß geschrieben gibt.
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Die Statskapelle Dresden, das älteste Opernorchester Deutschlands, spielt seit 1548. Etwas später freilich wurde erst die Frauenkirche erbaut, zerstört, wiedererrichtet. Hier spielt sie nun seit ein paar Jahren hin und wieder, wenn Sakrales, aber nicht nur das, den Spielplan ziert. Wie jüngst bei Schuberts Messe in Es-Dur, als Sir Charles Mackerras am Pult der Staatskapelle debütierte. - Foto (C) Staatskapelle Dresden
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Am Tag zuvor:
Sir Charles Mackerras - ein in der ganzen Welt gefragter und geschätzter Janacek-Experte, beispielsweise -debütierte (83jährig) bei der Staatskapelle Dresden. Und er wählte sich die größte der sechs Schubert-Messen, die nicht oft zu hörende "Messe Es-Dur".
Zur Seite standen ihm der exquisit von Paetzholdt einstudierte Staatsopernchor sowie Genia Kühmeier, Christa Mayer, Timothy Robinson, Oliver Ringelhahn und Methew Rose.
Die Akustik in der Frauenkirche ist, auch für die Darbietung sakraler Werke, außerordentlich wie problematisch. Freilich hat man hier einen authentisch anmutenden Klang. Doch alles "schwimmt". Der Nachhall ist beträchtlich, und die Ohren werden ob des Glaubwürdigen permanent auf ihre Hörproben gestellt.
Nichts desto Trotz: Sir Charles Mackerras ist eine kräftig zupackende, dennoch feinstens abgearbeitete, um nicht gar zu sagen zisilierte Sicht der Partitur gelungen. Fast schon opernhaft. Aber das Stück an sich sprengt ja auch jeden "herkömmlichen" religiösen Rahmen.
Übers Maß hin einprägsam.
(Dieses Konzert erscheint demnächst, life mitgeschnitten, als CD bei Carus.)
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Andre Sokolowski - red. / 29. April 2008 http://www.andre-sokolowski.de ID 3815
Weitere Infos siehe auch: http://www.staatskapelle-dresden.de
26. April 2008, Konzert in der Dresdner Frauenkirche:
Mozart: Vesperae solennes de Confessore KV 339
Schubert: Messe Nr. 6 Es-Dur D 950
Kühmeier, Mayer, Robinson, Ringelhahn, Rose
Chor der Sächsischen Staatsoper Dresden
(Choreinstudierung: Ulrich Paetzholdt)
Staatskapelle Dresden
Dirigent: Sir Charles Mackerras
27. April 2008, LUCIA DI LAMMERMOOR (konzertant) in der Semperoper:
Cavaletti, Gruberova, Jordi, Prieto, Eder, Ihle, Hupach
Chor der Sächsischen Staatsoper Dresden
(Choreinstudierung: Christof Bauer)
Staatskapelle Dresden
Dirigent: Stefan Anton Reck
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