Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
Robin Ticciati
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Sally Matthews als Rusalka in der konzertanten Aufführung mit dem DSO beim Musikfest Berlin 2019 | Foto (C) Kai Bienert
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Bewertung:
Rusalka war und ist schon immer so was wie ein Publikumsmagnet gewesen, und die etwas ungeübteren will sagen nur gelegentlichen Opern- (also besser:) Opernwunschkonzertehörer kennen allenthalben ihr betörendes "Lied an den Mond" - auch ich als damals ungeübtes Opernkind hörte mir das zu meiner Zeit auf einer Langspielplatte an, dort war es neben "Ja, das Gold regiert die Welt" mit Gottlob Frick, der Carmen-Habanera und der Arie des Nadir aus Perlenfischer in die Scheibe eingerillt worden; für einen schönen Opernerstkontakt und mit dem Dvořák insbesondere reichte es allemal. Seither hatte ich sie in Gänze hie und da gesehen und gehört; aber noch niemals konzertant.
Robin Ticciati, der junge und sympathische Chefdirigent des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin, rückte dann gestern Abend (zusätzlich mit 11 GesangssolistInnen sowie dem Rundfunkchor Berlin) zu dem bis Sonntagnachmittag noch andauernden MUSIKFEST BERLIN an, um das Opernmärchen vorsingen und -musizieren zu lassen; somit tat das diesjährige Festival v.a. gleich mal mit drei konzertanten Opernaufführungen glänzen (Berlioz' Benvenuto Cellini unter Sir John Eliott Gardiner und Strauss' Die Frau ohne Schatten unter Vladimir Jurowski fanden ganz am Anfang bereits statt).
"In Rusalka entführt Dvořák den Hörer in eine Welt voller Mystik und Sehnsüchte, erzählt aber auch vom Einbrechen des Menschen in die Natur: Aus Liebe zu einem Prinzen sehnt sich die Wassernixe Rusalka nach einer menschlichen Gestalt. Doch diese Menschwerdung zahlt sie mit ihrer Fähigkeit zu sprechen und der Gefahr, fluchbeladen auf ewig im Wasserreich verdammt zu sein, sollte sie keine Liebe erfahren. Am Ende erfüllt sich Rusalkas Wunsch nicht, auf den Prinzen wartet der Tod – die menschliche Welt und die der Natur bleiben unvereinbar. Librettist Jaroslav Kvapil ließ sich für das 'Lyrische Märchen' von der slawischen Mythenwelt inspirieren und verband die Fouquéʼsche Undine mit Elementen aus der Melusinensage und Andersens Die kleine Meerjungfrau."
(Quelle: dso-berlin.de)
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Sally Matthews ist eine Ideal-Rusalka! Ihre glockenhelle und zu ausdrucksstarken Tief-Tönen fähige Stimme schwingt zwischen verschämt-lyrismisch und extrovertiert-dramatisch, und (gottlob!) vibriert sie nicht.
Klaus Florian Vogt, der Oberprinz von allen Opernprinzen [er verblüffte dieses Jahr erneut als Lohengrin par excellence in Bayreuth], steht als kurzfristig gecasteter "Ersatz" für Pavol Breslik auf dem Podium, und dort meistert er den Part, als wenn er nie zuvor und jemals einen anderen gesungen haben würde; dieser Sänger bleibt ein Phänomen.
Auffällig auch die Mezzosopranistin Patricia Bardon, die eine modernistische und voll "charakterloser" Aasigkeit gepaart mit weisheitlicher Tücke ausstaffierte Hexe Ježibaba singt und spielt.
Der Wassermann von Alexander Roslavets soll auch nicht unerwähnt bleiben, obgleich er sich mit seinem Bariton was schwerer als die anderen KollegInnen gegen das personelle Überaufgebot beim DSO behaupten muss.
Und überhaupt zieht Ticciati alle nur erdenklichen Register, um dem vollblütigen Klangteppich der Partitur effektreich, ja fast obsessiv gerecht zu werden - also weniger das "Leise" als der manifest gemachte Klang-Vollrausch an sich sind prägend für das konzertant gemachte Opern-Extra-Highlight dieses rein vom Hören her nicht unanstrengenden und etwas überlangen Abends.
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Klaus Florian Vogt als Prinz in der konzertanten Rusalka-Aufführung mit dem Deutschen Symphonie-Orchester unter Robin Ticciati beim MUSIKFEST BERLIN 2019 Foto (C) Kai Bienert
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Andre Sokolowski - 20. September 2019 ID 11690
MUSIKFEST BERLIN (Berliner Philharmonie, 19.09.2019)
Antonín Dvořák: Rusalka
Besetzung:
Rusalka ... Sally Matthews
Prinz ... Klaus Florian Vogt
Wassermann ... Alexander Roslavets
Hexe ... Patricia Bardon
Fremde Fürstin ... Zoya Tsererina
1. Elfe ... Noluvuyiso Mpofu
2. Elfe ... Anna Pennisi
3. Elfe ... Alyona Abramova
Heger ... Colin Judson
Küchenjunge ... Bethany Horak-Hallett
Jäger ... Georg Streuber
Rundfunkchor Berlin
Choreinstudierung: Michael Alber
Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
Dirigent: Robin Ticciati
Konzertante Aufführung
Weitere Infos siehe auch: https://www.berlinerfestspiele.de/de/musikfest-berlin/start.html
http://www.andre-sokolowski.de
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