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Performance

Tristan-

Verarsche

und

(womöglich)

etwas mehr



Tristan und Isolde vom Theater HORA und dem Kollektiv HAUEN UND STECHEN | Foto (C) Thilo Moessner

Bewertung:    



Gerade mal steht Tristan und Isolde nicht (also nicht tagesaktuell) im Spielplan der Berliner Opernhäuser, was dann schon zu Besorgnis erregenden Entzugserscheinungen von eingefleischten Wagnerianern führte - und weswegen ein versprengter Teil der ihren gestern Abend ins Berliner Off hinabzusteigen sich bemüßigt sah; ich zählte ungefähr ein halbes Dutzend, das ich ins besagte "Umfeld" einzuordnen mich an dieser Stelle frech erdreisten willl; ansonsten freilich war der Festsaal der Sophiensaele, ungeachtet jener Minderheit an Fremdgängern, krachvoll; es galt einer Performance (frei nach Richard Wagners Handlung in drei Aufzügen) gefälligst beizuwohnen: Julia Lwowski führte die Regie, Yassu Yabara schuf die Ausstattung, und Roman Lemberg (am Klavier) war für das Musikalische verantwortlich:

Das Zürcher Theater HORA, "das [lt. Selbstaussage seiner Homepage] einzige professionelle Theater der Schweiz, dessen Ensemblemitglieder alle eine IV-zertifizierte 'geistige Behinderung' haben", stellte mit seinen SchauspielerInnen Remo Beuggert, Gianni Blumer, Caitlin Friedly, Matthias Grandjean, Julia Häusermann, Tiziana Pagliaro, Fredi Senn und Simon Stuber die agierenden Zentral-Stars dieses wahrlich völlig abgehob'nen Acts! Gleich zu Beginn erscheinen sie - auch parallel im gleichsam mitlaufenden Videofilm von Martin Mallon - als herbeirudernde Abordnung von Un-StatistInnen; der abgeschlag'ne (Kraut-)Kopf Morolds, Stein des Anstoßes und Initialzündstoff fürs Stück an sich, wird zelebriert - - und bis zum Schluss wird das Oktett, noch ehe es gesanglich in "Isoldes Liebestod "einstimmt, die eine oder andere der Opern-Rollen wechselseitig in Beschlag nehmen. Grandios!

Die beiden SängerInnen-Profis Armands Siliņš und Vera Maria Kremers brillierten mit diversen O-Einlagen.

Gina-Lisa Maiwald verstörte und erheiterte v.a. durch die kurzzeitige Vorführung des sog. "Judentums in der Musik" vermittels ihres giftig-bissigen Cosima Wagner-Monologs; das Künstlerehepaar galt, wie bekannt, als außerordentlich antisemitisch.

Die fast 3stündige Aufführung, welche zwar klar und deutlich der Dreiteilung ihrer Opernvorlage gehorchte, drohte ab und an - durch jede Menge Sub- und Zwischentexte und -aktionen (u.a. über den sog. "Nadryw") - etwas zu verfransen. Nicht ganz klar blieb bis zum bittren Ende, ob es sich nun lediglich um eine Art Verarsche Wagners resp. seines Tristans handelte oder ob etwas mehr dahinter steckte, was herauszufinden schlussendlich egal zu seien schien.

Das emotionale Resultat des Abends war enorm, das Publikum flippte fast aus.




Tristan und Isolde vom Theater HORA und dem Kollektiv HAUEN UND STECHEN | Foto (C) Thilo Moessner

Andre Sokolowski - 1. Mai 2019
ID 11384
TRISTAN UND ISOLDE (Sophiensaele Berlin, 30.04.2019)
Regie: Julia Lwowski
Bühne und Kostüme: Yassu Yabara
Musikalische Leitung: Roman Lemberg
Dramaturgie: Maria Buzhor
Sounddesign: Carola Caggiano
Video: Martin Mallon
Licht: Konrad Dietze
Produktion: Laura Hörold
Mit: Remo Beuggert, Caitlin Friedly, Simone Gisler, Matthias Grandjean, Sara Hess, Vera Maria Kremers, Gina-Lisa Maiwald, Julia Häusermann, Gianni Blumer, Nele Jahnke, Fredi Senn, Simon Stuber, Armands Siliņš, Edgar Wiersocki u.a.
Berliner Premiere war am 26. April 2019.
Eine Produktion von Theater HORA in Koproduktion mit dem Musiktheaterkollektiv HAUEN UND STECHEN, den Sophiensaelen Berlin und der Roten Fabrik Zürich


Weitere Infos siehe auch: https://www.sophiensaele.com


http://www.andre-sokolowski.de

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