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nachDRUCK # 5

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Premierenkritik

Liebesgrüße

aus der

Mandschurei



Frühlingsstürme an der Komischen Oper Berlin | Foto (C) Iko Freese/drama-berlin.de

Bewertung:    



In zünftiger Vorbereitung zum anstehenden Jaromír Weinberger Festival vom 27. bis 29. März 2020 an der Komischen Oper Berlin gab's gestern Abend die Premiere der Frühlingsstürme, Weinbergers einziger Operette - und wir lesen diesbezüglich:


"Die 'letzte Operette der Weimarer Republik' kehrt zurück! Das Werk des zu seiner Zeit überaus erfolgreichen jüdisch-tschechischen Komponisten Jaromír Weinberger wurde am 20. Januar 1933, knapp einen Monat nach Paul Abrahams Ball im Savoy und zehn Tage vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Berliner Admiralspalast mit Richard Tauber als japanischem Offizier Ito und Jarmila Novotná als russischer Generalswitwe Lydia Pawlowska uraufgeführt. Am 12. März 1933 fiel endgültig und unwiderruflich der Vorhang." (Quelle: komische-oper-berlin.de)


Barrie Kosky gräbt seit seinem Amtsantritt am Hause in der Behrenstraße unermüdlich Operetten und Revuen aus, die bis dahin sehr lange (viel zu lange) unterirdischem Vergessen ausgesetzt gewesen waren und noch immer sind; das Gros dieser von ihm wiederentdeckten und -belebten Werke stammt von Komponisten jüdischer Herkunft, und für diese war dann halt während der Nazi-Diktatur kein Platz mehr, viele flohen (falls sie's rechtzeitig noch schafften) weg aus Deutschland...


"Während die Fackelzüge der Nationalsozialisten durch das Brandenburger Tor zogen, jüdische Künstler*innen ihre Anstellungen verloren und der Reichstag brannte, ließ man sich im Admiralspalast trotzig Abend für Abend von den Frühlingsstürmen ins weit entfernte China forttragen: Japanische Spione, als Chinesen verkleidet im Hauptquartier der russischen Heeresleitung, eine junge Witwe aus St. Petersburg, die das Blut der Offiziere in Wallung bringt und ein koddrig kalauernder deutscher Reporter, der die frech-vorlaute Tochter des befehlshabenden Generals zu umgarnen versucht – das sind die Zutaten dieser eigenwilligen, mitten im Japanisch-Russischen Krieg von 1904/05 angesiedelten Operette." (Quelle: dto.)


*

Die Handlung ist - wie meistens bei so Operetten und Barockopern - voll gaga, und die Hälfte der drei Stunden Spieldauer wird mit dem Absondern von Texten, deren punktuelle "Heutigungen" (die von wem dann eigentlich in das Libretto Gustav Beers hineingeschrieben worden waren?) noch viel peinlicher als das "historische Originalgeplapper" wirken, bis zum Ohrschmerz ausgewalzt; Herrgott, wo blieb dein Rotstift?!

Die Musik ist toll und bei Jordan de Souza, der sie mit dem alleskönnerischen Orchester der Komischen Oper Berlin zum Kochen und zum Schmelzen bringt, fast idealisch aufgehoben.

Sprech-Hauptrollenträger: Stefan Kurt; der war schon hie und da gelegentlich als Operetten- oder Robert-Wilson-Clown bestaunbar - diesmal fährt er, völlig überraschend, mehr und mehr zu Komödiantenhöchstform auf. Sein Kabinettstück mit der von ihm travestierten Lenski-Arie aus Eugen Onegin oder auch sein Tête-à-tête mit Vera-Lotte Boecker (die dann, außer dass sie vor und nach dem Dialog mit Kurt fantastisch singt, auch gut zu schauspielern versteht!) hat ihm gewiss der Kosky eingeredet oder aufgedrängt, und falls dem so gewesen sein soll, war und ist es maßgeschneidert (für den Kurt)!!

Alma Sadé / Dominik Köninger "nerven" gekonnt als zweites Liebespaar in diesem Stückchen, ja und Tansel Akzeybeks Tenor klingt lupenrein und gleichsam etwas flachbrüstig.

Von Otto Pichler ließen sich zwölf hin und wieder aufkreischende Tänzerinnen [Namen s.u.] ein paar hübsche Tänze auf den Gruppenleib choreografieren.

Und Klaus Grünberg stellte diesmal einen Riesenschrankkoffer ins Bühnenbild - selbiger wurde dann zu diesem oder jenem Binnenort der Handlung auf- bzw. zugeklappt. / Von Dinah Ehm warn die Kostümentwürfe.

* *

Vielen Dank für diese Frühlingsstürme - doch die Chose dauerte definitiv zu lang.




Frühlingsstürme an der Komischen Oper Berlin | Foto (C) Iko Freese/drama-berlin.de

Andre Sokolowski - 26. Januar 2020
ID 11959
FRÜHLINGSSTÜRME (Komische Oper Berlin, 25.01.2020)
Musikalische Leitung: Jordan de Souza
Inszenierung: Barrie Kosky
Choreografie: Otto Pichler
Bühnenbild und Licht: Klaus Grünberg
Kostüme: Dinah Ehm
Dramaturgie: Ulrich Lenz
Besetzung:
General Wladimir Katschalow ... Stefan Kurt
Tatjana ... Alma Sadé
Lydia Pawlowska ... Vera-Lotte Boecker
Roderich Zirbitz ... Dominik Köninger
Ito ... Tansel Akzeybek
Oberst Baltischew ... Tino Lindenberg
Großfürst Michailowitsch ... Luca Schaub
Shibato / Hotelconcierge ... Arne Gottschling
Kawa-Kami / Peter ... Yannik Heckmann
Rittmeister Strotzky ... Sascha Goepel
TänzerInnen: Alessandra Bizzarri, Claudia Greco, Marika Gangemi, Martina Borroni, Azzurra Adinolfi, Jaslyn Reader, Lauren Mayer, Sophie Merrison, Meri Ahmaniemi, Tara Randell, Livia Delgado, Sarah Stanley und Sara Pamploni
Orchester der Komischen Oper Berlin
Premiere war am 25. Januar 2020.
Weitere Termine: 29.01. / 08., 13., 23.02. / 01., 02., 28., 31.03. / 05., 10., 19.04. / 24., 30.06.2020


Weitere Infos siehe auch: https://www.komische-oper-berlin.de


http://www.andre-sokolowski.de

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