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Treuflammendes

Licht im

Dunkel



Peter Seiffert als Florestan und Anna Gabler als Leonore in Fidelio an der Oper Köln | Foto © Paul Leclaire

Bewertung:    



Ludwig van Beethovens einzige Oper Fidelio gilt nicht zuletzt wegen des effektvoll eingesetzten Gefangenenchors als große Befreiungsoper. Der ehemalige Kölner Opernintendant Michael Hampe erweist sich als ein Altmeister seines Faches, wenn er die Oper an der Kölner Ausweichspielstätte im Staatenhaus traditionell, klassisch konservativ und routiniert mit einer sicheren Personenführung inszeniert. Leider gerät die Vorführung jedoch dabei auch recht konventionell, biedermeierlich-brav und altbacken. Immerhin überzeugt gleich zu Beginn das Gürzenich-Orchester unter der musikalischen Leitung von Stefan Soltesz mit der sich, facettenreich-farbenfroh zerdehnenden dritten Leonoren-Ouvertüre. Statt der üblicherweise kürzeren Ouvertüre von 1814 führt hier Beethovens wesentlich längere und eher selten gespielte Fassung von 1806 in das sich auffächernde Geschehen ein.

Leonore hat sich als Mann verkleidet, um unter dem Namen Fidelio als Gehilfe im Gefängnis dem Kerkermeister Rocco zu dienen. Sie hofft, im Gefängnis ihren verschwundenen Ehegatten Florestan wiederzufinden. Sie vermutet, dass dieser hier zu Unrecht eingesperrt wurde. Bald kommt sie dahinter, dass der Gouverneur Don Pizzaro die Einkerkerung ihres Gatten verantwortet und ihr Gatte sogar in gar noch größerer Gefahr ist.

Der Kroate Darko Petrovic zeichnet sich für die eher klassischen Kostüme und die unprätentiöse Bühnenbilder des Gefängnishofes und des späteren Verlieses von Florestans verantwortlich. Den Bühnenhintergrund bilden hohe graue Mauern, die zuoberst mit Stacheldrahtrollen überzogen sind.

Der Gesang der Figuren wird durch gesprochene Dialoge unterbrochen, die teilweise etwas bemüht wirken. Auch bei den vorgetragenen Arien, den Duetten und Quartetten gibt es oft Licht und Schatten. In der Titelpartie schlägt sich die deutsche Sopranistin Anna Gabler expressiv, dramatisch ausdrucksstark und recht souverän. Im Duett mit Florestan sorgt der harmonierende Zusammenklang für zart-berückende Pianomomente. Peter Seifferts Florestan nimmt man es auch ob der fülligen Statur nicht ab, dass die lange Kerkerhaft bei Wasser und Brot den Hunger und die Einsamkeit so groß werden ließen, dass er seine Frau nicht mehr erkennt. Er spricht seine Frau wegen ihrer männliche Kleidung und dem kurzen Haar als Jüngling an. Er selbst hat sich in ihren Augen "natürlich" kaum verändert. Immerhin vermag Seifferts glanzvolle Tenorstimme bei der großen Arie zu Beginn des zweiten Aktes mit leidenschaftlichem Ausdruck und feiner Phrasierung Akzente zu setzen. Auch die Sopranistin Kathrin Zukowski lässt als Marzelline, die in Fidelio verliebte Tochter des Kerkermeisters Rocco, mit klar fokussierter und leuchtender Stimme voller dynamischen Nachdruck aufhorchen. Schlussendlich seien auch der Tenor Anton Kuzenok und der Bass Yunus Schahinger erwähnt, die mit ihren Soloauftritten im Gefangenenchor stimmlich ganz exzellent herausragen.

Während es der Inszenierung deutlich an Spannung und Dynamik fehlt, weil das Bühnengeschehen einfach zu behutsam-brav und routiniert erzählt wird, befriedet letztlich insbesondere die glänzend disponierte und harmonisch austarierte Instrumentierung des groß besetzten Orchesters mit der Vorführung.



Fidelio an der Oper Köln | Foto © Paul Leclaire

Ansgar Skoda - 29. März 2019
ID 11312
FIDELIO (Staatenhaus, 23.03.2019)
Musikalische Leitung: Stefan Soltesz
Inszenierung: Michael Hampe
Bühne, nach dem Konzept von John Gunter: Darko Petrovic Kostüme: Darko Petrovic
Licht: Andreas Grüter
Chorleitung: Rustam Samedov
Besetzung:
Don Fernando … Insik Choi
Don Pizarro … Heiko Trinsinger
Florestan … Peter Seiffert
Leonore … Anna Gabler
Rocco … Karl-Heinz Lehner
Marzelline … Kathrin Zukowski
Jaquino … Martin Koch
1. Gefangener … Anton Kuzenok
2. Gefangener … Yunus Schahinger
Chor der Oper Köln
Gürzenich-Orchester Köln
Premiere an der Oper Köln: 11. Juni 2017
Weiterer Termin: 29.03.2019


Weitere Infos siehe auch: https://www.oper.koeln


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