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Und ewig lockt

das Lebkuchen-

haus



Hänsel und Gretel an der Oper Bonn | Foto © Thilo Beu

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Es war einmal ein junger Komponist namens Engelbert Humperdinck, Schüler Richard Wagners. Auf Wunsch seiner Schwester Adelheid schrieb er 35jährig ein Libretto zu dem Märchen Hänsel und Gretel der Gebrüder Grimm, das 1893 uraufgeführt wurde. Seine Märchenoper mit allerlei Volksliedfragmenten machte ihn schlagartig berühmt und war zeitlebens sein größter Erfolg. Das Märchen über eine Hexe in ihrem Pfefferkuchenhaus und zwei hungrige Kinder verlor jedoch in der Märchenoper zugunsten ungeteilten Harmoniebedürfnisses viel von dem Original der Gebrüder Grimm. Gab es bei den Gebrüdern Grimm in Hänsel und Gretel die eine oder andere unschöne Wendung - etwa die bittere Armut der Eltern, den Verrat der Mutter an den Kindern und das finale Versterben der Mutter – werden diese in der Märchenoper verklärt oder ganz getilgt.

Dieser Zauber einer heilen Märchenwelt wird auch an der Oper Bonn seit 1995 regelmäßig pünktlich zur Vorweihnachtszeit wieder aufgeführt - in einer recht braven, kindgerechten Inszenierung von Franziska Severin. Mit sehenswerten, wechselnden Bühnenbildern und einer detailreichen Ausstattung soll dem jungen Publikum die Faszination des Musiktheaters nahegebracht werden. In Bonn mutet die Ausstattung (Poppi Ranchetti) biedermeierlich-brav an. Eine ganze Mannschaft an Märchenfiguren (Schneewittchen und die sieben Zwerge, Rotkäppchen, der Froschkönig und Dornröschens Prinz) entführen die beiden Kinder im finsteren und undurchdringlichen Wald ins Traumland.

Kathrin Leidig verkörpert die Hosenrolle des quicklebendigen Hänsel knabenhaft und kess mit schillerndem Mezzosopran. Louise Kemény mimt die Gretel jungmädchenhaft mit farblich nuancenreich-lyrischem Sopran. Anjara I. Bartz, die bei der Premiere der Kinderoper 1995 noch den Hänsel spielte, verleiht nun der Mutter Gertrud eine wohltuende Frische und stimmliche Akkuratesse. Volltönend und lebendig als Vater Peter gibt Giorgos Kanaris eine lustig-heitere Performance. Johannes Mertes mimt eine spielfreudige, stimmlich kapriziöse, gar köstliche Knusperhexe. Erwähnt sei auch Brigitte Jung, die als Sand- und Traummännchen für höhenschwelgerischen Wohlklang sorgt. Auch der Kinderchor macht eine gute Figur und überzeugt mit stimmlich hellem Klang (Einstudierung: Ekaterina Klewitz).

Das sehr kindgerecht, rundum solide inszenierte Märchen vermag leider ohne wirklichen Tiefgang und einer nachvollziehbaren Figurenentwicklung das schon erwachsene Publikum nur bedingt mitzureißen.




Hänsel und Gretel an der Oper Bonn | Foto © Thilo Beu

Ansgar Skoda - 20. November 2018
ID 11054
HÄNSEL UND GRETEL (Oper Bonn, 16.11.2018)
Musikalische Leitung: Daniel Johannes Mayr
Inszenierung: nach Franziska Severin
Szenische Einrichtung: Mark Daniel Hirsch
Ausstattung: Poppi Ranchetti
Mit: Louise Kemény (Gretel), Kathrin Leidig (Hänsel), Giorgos Kanaris (Peter), Anjara I. Bartz (Mutter), Johannes Mertes (Hexe) und Brigitte Jung (Sandmännchen/Taumännchen)
Kinder- und Jugendchor des Theater Bonn
Beethoven Orchester Bonn
Weitere Termine: 23.11. / 01., 08., 25.12.2018


Weitere Infos siehe auch: http://www.theater-bonn.de


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