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Osloer

Liebes-

trank



L´Elisire d´Amore an der Oper Oslo l Foto (C) Erik Berg

Bewertung:    



Den Liebestrank von Donizetti spielen die Musiktheater allzu gern. Er ist zwar nicht viel mehr als eine komische Vorwegnahme von Wagners Tristan und Isolde - nur dass halt jenes Gesöff hier nicht von Zauberin Brangäne flakoniert wurde, sondern dass es von Dulcamara, einem hochstaplernden Quacksalber, dem dummen Bauern Nemorino zum Vereinflößungszweck ausgehändigt wird, damit der seine Sexualblockade gegenüber "seiner" Pächterin, die er seit langem insgeheim begehrt, verliert; durchaus auch als Sozialklassiker à la Arm liebt Reich begreifbar, und warum auch nicht...

Die Oper Oslo hat das jetzt mit einer schier entwaffnenden und schwerelosen Spielwut ganz auf ihre zeitgemäße Art und Weise hergeheutigt sprich "modernisiert":

Die zwei Ausstatterinnen Annemarie Woods / Ilona Karas siedelten die Handlung in ein spießig anmutendes Hörsälchen zur Zeit der 1968er (in denen die durch jene insbesondere auf dem europäischen Festland tobenden Revolten der ersten Nachkriegsgeneration systembedrohliche Ausmaße erreichen sollten, was im nördlich angrenzenden Skandinavien resp. auch in Oslo höchstwahrscheinlich nicht in dieser jugendlichen Obsessionsdynamik spürbar wurde) an, will sagen: Junges und erwartungsvolles, aber ziemlich langweilig und doof dreinblickendes Menschvölklein in den Zwanzigern lässt sich von einem Tageslichtprojektor aus, mit irgendwelchem nichtsnutzigem Wissensmaterial "gefüttert", notdürftig bebilden sprich: Es wartet ungeduldig auf die Pausen oder auf was Anderes, was sonst vielleicht dann noch in seinem klitzekleinen Stadt-Studentenleben so passieren könnte... Regisseur Oliver Mears verwandelte sonach die vom (Studenten) Nemorino heimlich angehimmelte Adina in eine ganz hübsch bebrillte und ihrer Stundentenschar vorlesende Dozentin; und Jack Swanson, Claudia Boyle verkörpern jene Doppel-Schrägsicht auf das Allerköstlichste, mehr noch: sie müssen oftmals in den lustig-auffälligsten Positionen und artistischen Bewegungen ihre mitunter fast halbsbrecherischen Arien und Duette absingen - machen sie toll!! Auch (Fallschirmjäger) Belcore-Darsteller John Chest und (Chemie-Gastprofessor) Dulcamara-Darsteller Günes Gürle sind adäquat besetzt. Wie auch - oder vor allem - der vorzüglich singende und spielende Operakoret (Einstudierung: David Maiwald) absolute Exzellenz aufweist.

Daniele Callegari dirigiert das luftig-leicht aus dem Orchestergraben fabulierende Operaorkestret.

Herzlicher Applaus.




L´Elisire d´Amore an der Oper Oslo l Foto (C) Erik Berg

Andre Sokolowski - 2. Januar 2019
ID 11128
L'ELISIR D'AMORE (Opernhaus Oslo, 31.12.2018)
Musikalische Leitung: Daniele Callegari
Inszenierung: Oliver Mears
Bühnenbild: Annemarie Woods
Kostüme: Ilona Karas
Licht: Kevin Treacy
Besetzung:
Nemorino ... Jack Swanson
Adina ... Claudia Boyle
Belcore ... John Chest
Dulcamara ... Günes Gürle
Gianetta ... Adtrid Nordstad
Premiere am Den Norske Opera & Ballett: 24. November 2018
Weitere Termine: 08., 10., 12., 15., 17.01.2019


Weitere Infos siehe auch: https://operaen.no


http://www.andre-sokolowski.de

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