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Die Zauberflöte (neu) an der Staatsoper Unter den Linden | Foto (C) Monika Rittershaus
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Bewertung:
Der letztes Jahr in Bayreuth aufgefallene, aber (noch) nicht so sehr im Großfokus der Presse stehende US-amerikanische Regie-Jungspund Yuval Sharon - "sein" Lohengrin interessierte die Journalia erstrangiger Maßen wegen der blausüchtig machenden Bebilderung durch Neo Rauch, dessen Genialität er nicht viel mehr als bisschen Menschverrückendes entgegnen konnte - hat jetzt eine neue Zauberflöte für die Staatsoper Unter den Linden inszeniert. Ja und als wenn womöglich eine Art von Auftraggeber-"Skepsis" zum Bestellten vorbestanden haben könnte, ließ die Intendanz besagte neue Zauberflöte (und wortwörtlich!) mit der großbuchstabigen Vokabel NEU apostrophieren, was im Umkehrschluss nichts anderes bedeutete, dass nämlich auch die alte Zauberflöte (Inszenierung: August Everding) vorsorglich weiterhin im Spielplan-Repertoire verbliebe, falls die neue nicht so funktionierte "wie gedacht" o.s.ä.
Die von mir besuchte 10. Vorstellung war jedenfalls, so wie ich das ersehen konnte, ziemlich voll besetzt, und auch die Reaktionen, die ich bis zur Pause (nach der Pause ging die neue Zauberflöte ohne meine Anwesenheit weiter) konstatierte, waren wohlgefällig und im Allgemeinen gut gelaunt - was nicht verwundert: Helles Licht und bunte Farben halten nun mal wacher als Verdunklungen oder Schwarzgrau.
Sharon ließ seine Zauberflöte marionettisieren, alle oder fast alle hingen als Kasperletheaterpuppen in und an den Seilen, und der mit ein bisschen sprachlich Heutigem ergänzte Schikaneder-Schwachsinnssprech wurde von Kinder- oder Jugendlichenstimmen absolviert; vielleicht wollte er so das unsäglich Freimaurer'sche der letzten Mozart-Oper ad absurdum führen, keine Ahnung ob und wie oder warum.
Julian Prégardien (Tamino) klang sehr schön und schmalzig, Serena Sáenz Molinero (Pamina) sang einschmeichelnd und wurde stellenweise etwas laut, der Singschauspieler Florian Teichtmeister gab "seinen" Papageno sprechsangig, Tuuli Takala ("Zum Leiden bin ich auserkoren") war als adäquate Königin der Nacht besetzt, der Koreaner Kwangchul Youn (Sarastro) tat erbarmungslos vibrieren, Florian Hoffmann musste den Monostatos schwarzkastig hin und her robotern...
Am erfreulichsten das Dirigat der Shooting-Starin Alondra de la Parra! Sie entwickelte den ausgewog'nen Klang der Staatskapelle Berlin bis hin zur Federleichtigkeit.
Ansonsten und an sich:
Ein völlig überflüssiges Produkt neuen Regietheaters.
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Die Zauberflöte (neu) an der Staatsoper Unter den Linden | Foto (C) Monika Rittershaus
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Andre Sokolowski - 13. März 2019 ID 11277
DIE ZAUBERFLÖTE (Staatsoper Unter den Linden, 12.03.2019)
Musikalische Leitung: Alondra de la Parra
Inszenierung: Yuval Sharon
Bühnenbild: Mimi Lien
Kostüme: Walter Van Beirendonck
Licht: Reinhard Traub
Videodesign: Hannah Wasileski
Sounddesign: Markus Böhm
Choreinstudierung: Anna Milukova
Dramaturgie: Krystian Lada und Benjamin Wäntig
Besetzung:
Sarastro ... Kwangchul Youn
Tamino ... Julian Prégardien
Pamina ... Serena Sáenz Molinero
Papageno ... Florian Teichtmeister
Papagena ... Sarah Aristidou
Königin der Nacht ... Tuuli Takala
Sprecher / Zweiter Priester ... Lauri Vasar
Monostatos ... Florian Hoffmann
Erste Dame ... Adriane Queiroz
Zweite Dame ... Cristina Damian
Dritte Dame ... Anja Schlosser
Erster Geharnischter ... Jun-Sang Han
Zweiter Geharnischter ... Erik Rosenius
Erster Priester ... Linard Vrielink
Drei Knaben ... Solisten des Tölzer Knabenchors
Staatsopernchor
Staatskapelle Berlin
Premiere war am 17. Februar 2019.
Weiterer Termin: 16.03.2019
Weitere Infos siehe auch: http://www.staatsoper-berlin.de
http://www.andre-sokolowski.de
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