"Nachwuchs"
en masse
Berlin Opera Academy präsentierte LE NOZZE DI FIGARO
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Bewertung:
Besonders in Berlin wird immer wieder augen- oder (besser:) ohrenscheinlich, wie es um den sängerischen "Nachwuchs" für die vielen E-Musik-Sparten weltweit und insbesondere im angelsächsischen bzw. deutschsprachigen Raum bestellt ist: nämlich gut. Und nicht allein die vielen aufgelisteten Akteure in diversen Aufführungen der drei hauptstädtischen Opernhäuser (welche allesamt mit hausinternen Studios, wo sie junges "neues" Personal nicht bloß pro forma einstellen, sondern auch rollenmäßig besetzen also hegen & pflegen, ausgestattet sind) fallen da auf, nein, auch in solchen Einrichtungen wie z.B. der Neuköllner Oper oder den zwei miteinander konkurierenden Musikhochschulen in Berlin werden der nachrückenden SängerInnen-Generation die Türen und die Tore weit geöffnet, dass sie sich mit ihren ersten Live-Präsentationen einem Fach- und (dies vor allem:) Liebhaber- und Laienpublikum aufs Deutlichste empfiehlt.
Zusätzlich gibt es von engagierten Initiatoren gegründete - und wohlwollend durch zahlkräftige Partner und Sponsoren mitgetragene - Projekte, die dann ebenso einen mit nichts zu unterschätzenden Beitrag zugunsten der karriereförderlichen SängerInnen-Elite der Zukunft zu leisten willens waren und sind; die international agierende und in dem schönen Köpenick'schen angesiedelte Berlin Opera Academy zählt sicherlich dazu! Das dritte Mal veranstaltet sie jetzt ihr OPERNFEST, ja und in diesem Jahr findet's im atmosphärischen Theater im Delphi statt:
"Hier kommen junge Talente aus 27 verschiedenen Ländern zusammen, viele von ihnen kommen von einigen der besten Ausbildungsstätten im Bereich der klassischen Musik, wie Juilliard School New York, Royal College of Music London oder Indiana University. Einige Teilnehmer haben das Studium bereits abgeschlossen, andere sind noch in der Ausbildung. Aber alle von ihnen sind hier, um sich weiterzubilden, auszutauschen, Kontakte zu knüpfen und natürlich um ihr Können vor Publikum zu präsentieren. Bevor es aber soweit ist, absolvieren die neuen Talente ein vierwöchiges Intensivprogramm an der Berlin Opera Academy. Hier erhalten sie von hochkarätigen Dozenten ein umfassendes Gesangs-, Theater- und Musikcoaching und studieren eine vollszenische Opernproduktion ein."
(Quelle: opernfest.com)
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Als erste der vier Opern-Inszenierungen (Die Zauberflöte, Don Giovanni und The Crucible von Robert Ward werden bis 16. August noch folgen) stand Le Nozze di Figaro auf dem Programm:
Wir erlebten die dritte der drei vollständig anders besetzten Aufführungen; und es war und ist demnach der reinste Zufall, dass wir uns auf DIESE (nachstehenden) Namen konzentrierten statt der möglich anderen.
Ignas Melnikas' stimmlich äußerst maskulin herbeipreschender und nicht minder gut aussehender Figaro eroberte in einem Streich sein Publikum! Und so vom Typ her hätte er womöglich besser noch als Graf gepasst; aber egal.
Freundin Susanna ward durch Karen Schriesheim [im vorigen Jahr noch Suor Angelica beim OPERNFEST] besetzt - auch sie, vom Stimmlichen her, ziemlich expressiv obgleich klar und beinahe scharf in ihren Höhen. Jedenfalls gefiel uns ihr "O säume länger nicht..." ganz exemplarisch gut.
Josi Ann Ellem & Kyungduk Kim verkörperten das gegenspielerische Aristokratenpaar: Sie hörte sich dann - im Vergleich zu ihm - ungleich viel dominanter also lauter an, entsprechend gewöhnungsbedürftig gestalteten sich ihre beiden (heiklen) Arien; auch vibrierte sie nach unserem Dafürhalten zu viel. Er wiederum, so hübsch und auch gediegen wie "es" bei ihm klang, kam, so vom ausstrahlenden Gleichgewicht her, nicht so recht an seine Rollengattin ran.
Der Cherubino Sarah Fleiss' entpuppte sich als sängerischer Komödiant mit einer Riesenherzpumpe; "sein" Wechselspiel zwischen der Sucht und gleichsam Riesenangst nach und vor Frauen tat die Interpretin kongenial vorspielen, und auch ihre materielle Röhre - ähnlich wie bei Ellem - schien für diese Rolle einen Deut zu groß.
Miguel Maduro-Dias (als Nebenrollen-Bartolo) war unsre Hauptentdeckung dieses Abends!!! Ja, sein Bass hätte zudem das Zeug zum Philipp aus Don Carlo oder Méphistophélès aus Gounods Faust oder zum Hagen aus der Götterdämmerung - wir sind gespannt, was uns mit ihm da in der Zukunft noch so alles blühen wird!!
Das phänomenale (und durch die Bank weg ebenfalls dann jung besetzte!) Orchester der Berlin Opera Academy musizierte unter der straffen und richtiggehend flott gemeinten Leitung Peter Leonards.
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Unfassbar, wieviel (nicht nur quantitativ messbarer) Klassik-"Nachwuchs", um es platt zu formulieren, mittlerweile existiert. Zum Zugreifen.
Entscheidungsträger - bitte vortreten!
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Ignas Melnikas (als Figaro) und Karen Schriesheim (als Susanna) in Le Nozze di Figaro | Foto (C) Benjamin Miner
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Andre Sokolowski - 14. Juli 2019 ID 11564
OPERNFEST: Le Nozze di Figaro (Theater im Delphi, 13.07.2019)
Musikalische Leitung: Peter Leonard
Inszenierung: Nina Brazier
Bühnenbild: Jeannie Chandler
Kostüme: Alexa Moore
Licht: Caitlyn Garrity
Choreografie: Felipe Ramos
Besetzung:
Susanna ... Karen Schriesheim
Gräfin ... Josi Ann Ellem
Cherubino ... Sarah Fleiss
Figaro ... Ignas Melnikas
Graf ... Kyungduk Kim
Bartolo ... Miguel Maduro-Dias
Basilio / Curzio ... Patrick Tsoi-A-Sue
Antonio ... Izaya Perrier
Ensemble und Orchester der Berlin Opera Academy
Premiere war am 12. Juli 2019.
Weitere OPERNFEST-Termine:
Die Zauberflöte am 17. + 18.07.2019
Don Giovanni am 10. + 11.08.2019
The Crucible am 15. + 16.08.2019
Weitere Infos siehe auch: https://www.opernfest.com
http://www.andre-sokolowski.de
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