Das Rheingold
auf dem
Parkdeck
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Erda-Szene aus Das Rheingold auf dem Parkdeck an der DOB, 2020 | Foto (C) Bernd Uhlig
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Bewertung:
In diesem Monat sollte an der Deutschen Oper Berlin mit Rheingold - als Saisonabschluss - der neue Ring des Nibelungen, der der 33 Jahre währenden und nicht nur daher legendären Inszenierung von Götz Friedrich folgen würde, starten; die zwei nächsten Teile standen schon terminlich fest (Die Walküre am 27. September, Siegfried am 24. Januar) - - ja und dann brach uplötzlich die Coronadämmmerung herein - - - alles wurde/ wird für die absehbare Zukunft aufgehoben oder angepasst; und die bestimmende Behördenfrage seither war und ist: Wie haltet ihr es mit den Abstands- und Hygienevorschriften?
Nur zum Vergleich: Die Hamburgische Staatsoper hat jetzt ihren realitätsnahen Spielplan für 2020/21 vorgestellt; dort werden beispielsweise keine Wagner-Opern angezeigt, und für die ersten Monate - denn keiner weiß, ob und wie sehr uns dann die Pandemie ab Herbst wieder mit Wucht erreicht - sind "dünn" und "schmal" besetzte Werke oder Werklein anberaumt, aber Nagano fiel bisher auch niemals mit dem Bau von irgendwelchen Luftschlössern groß auf...
Es ist halt wie es ist, und trotzdem wird es irgendwie mit irgendwas vernünftig Hör- und Zeigbarem - auch an der DOB - schon weiter gehen; nützt ja nix.
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Im Gegensatz zu ihren beiden schockstarrigen Schwestern (KOB und Lindenoper), die bisher dann lediglich durch Video-on-demand- oder gelegentliche Streams mehr oder weniger auf ihr de facto Überhaupt-noch-Dasein, ohne großartige Live-Liebe zu ihrem ebenso ja völlig ausgehungerten und von ihnen verlass'nem Publikum zu demonstrieren, querverwiesen, hat das Westberliner erste Haus am Platz es außerordentlich sympathisch krachen lassen mit:
Das Rheingold auf dem Parkdeck!
Hier (sprich auf dem Parkdeck) fand 2014 schon mal - und in seuchenfreier Zeit - ein Freiluft-Highlight mit der Oresteia von Xenakis statt, und wir erinnerten uns augenblicklich gern daran. Gut, dass die DOB so ihre praktischen Erfahrungen von damals an das Sonder-Sperrzonige jetzt modifizierend anpassen konnte.
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Abstandsvorschriften in Zeiten von Corona: Auf die schwarzen Stühle durfte man sich setzen, auf die weißen nicht... Ein Blick vom Zuschauerplatz zur Rheingold-Bühne auf dem Parkdeck der Deutschen Oper Berlin, konkret am 18. Juni 2020, um 18.41 Uhr | Foto: Andre Sokolowski
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Donald Runnicles und Regisseur Neil Barry Moss griffen auf die längst Kult gewordne Kurzfassung der sog. Ring Saga von Vick & Dove, einem Auftragswerk der Birmingham Opera Company von 1990, zurück; das Orchester der Deutschen Oper Berlin spielt also in 18er Stärke, die Oper ist um zirka eine Stunde kürzer und v.a. um den Mime-Handlungsstrang "erleichtert", auch fehlt Froh, der Nebengott.
Thomas Blondelle ist ein erotisch aus sich raus knisternder Loge; wie er seine allwissenden und nicht minder tückischen Infos & Ratschläge zu seinem Lehnsherrn (Derek Welton alias Wotan) und die Umstehenden transportiert, wäre an eindringlicher Suggestion kaum noch zu überbieten; hochgrandios der Mann!
Auch Bariton Philipp Jekal (alias Alberich) muss hier die vordergründigste Erwähnung finden - nicht nur wegen seiner fulminanten Textverständlichkeit; auch bricht das "Menschliche" dieser von vorn herein ja völlig negativ belasteten Figur sich durch das stark impulsgelad'ne Auf- und Abbrausen des Rollenträgers nach und nach dann Bahn - ich kriegte echtes Mitleid mit dem letztlich voll verarschten und völlig vermaledeiten armen Zwerg.
Die andern Mitwirkenden [Namen s.u.]: elitär.
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Riesen-Szene aus Das Rheingold auf dem Parkdeck an der DOB, 2020 | Foto (C) Bernd Uhlig
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Andre Sokolowski - 19. Juni 2020 ID 12308
DAS RHEINGOLD AUF DEM PARKDECK (Parkdeck der Deutschen Oper Berlin, 18.06.2020)
Musikalische Leitung: Donald Runnicles
Konzept, Szenische Einrichtung und Kostüme: Neil Barry Moss
Bühne: Lili Avar
Dramaturgie: Dorothea Hartmann und Patricia Knebel
Besetzung:
Wotan ... Derek Welton
Donner ... Padraic Rowan
Loge ... Thomas Blondelle
Alberich ... Philipp Jekal
Fasolt ... Andrew Harris
Fafner ... Tobias Kehrer
Fricka ... Annika Schlicht
Freia ... Flurina Stucki
Erda ... Judit Kutasi
Woglinde ... Elena Tsallagova
Wellgunde ... Irene Roberts
Flosshilde ... Karis Tucker
Mitglieder des Orchesters der Deutschen Oper Berlin
Open-Air-Premiere war am 12. Juni 2020.
Weitere Termine: 19., 20., 21.06.2020
Weitere Infos siehe auch: https://www.deutscheoperberlin.de/
http://www.andre-sokolowski.de
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