17 Männer
und 1 Frau
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Puccinis La fanciulla del West an der Staatsoper Unter den Linden | Foto (C) Martin Sigmund
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Bewertung:
La fanciulla del West (zu deutsch: Das Mädchen aus dem Goldenen Westen) zählt für mich zu den Puccini-Opern, mit denen ich so gut wie nichts am Hut habe - obgleich ihr Komponist der Meinung war, hiermit die beste aller seiner Opern hinterlassen zu haben, was womöglich musikalisch stimmt, auch weil er in ihr eines seiner üppigst besetzten Orchester, üppiger noch als in Turandot, beanspruchte. Als Christian Thielemann das Werk 2004, und zwar als seinen allerersten Giacomo schlechthin, am Hause in der Bismarckstraße dirigierte, meinte er bei seiner damaligen Erstentdeckung auf gestaffelt anderes gestoßen zu sein: "Neuartig an dem Werk ist sicherlich die bisweilen impressionistische Instrumentierung und die häufige Verwendung der Piano- und Pianissimo-Farbe." Bei Antonio Pappano, dem z.Z. fürs Dirigat der neuen Inszenierung Lydia Steiers an der Staatsoper Unter den Linden zuständigen Pultstar, hört sich's Mädchen - jedenfalls im Ersten Akt - betontermaßen beinemachend also ziemlich vorwärtstreibend an, kurzum: Da liegt Musike drin! (Ganz nebenbei bemerkt, nicht eine Nummer bleibt dem Ohr in der Erinnerung erhalten, doch es gibt hier auch nicht das, was man dann sonst bei dem Puccini Arien und/ oder Duette nennt.)
Und warum tu ich mich so furchtbar schwer mit diesem Girly?
17 Männer spielen und singen mit, bei, unter einer Frau, und fast im ganzen ersten Akt sind sie auch allesamt präsent, d.h. die Handlung ist unübersichtlich - und ich hatte keine Lust mich währenddem mit ihren "Männergeschichtchen" (auch nicht vor- bzw. nachbereitungsmäßig) auseinanderzusetzen. Eine Ansammlung testosterongesteuerter Heinis, nicht viel mehr, und mittendrin, wie schon der Titel sagt: Das Mädchen aus dem Goldenen Westen.
Die hemdsärmlige Anja Kampe ist fast wie geschaffen für die Rolle, sie singt kräftig und vor allem frei aus sich heraus und ist auch nicht darauf erpicht, mit irgendwelchem Schöngesang die Hörerschaften einzulullen. Ihre aufgesetzte Rampensäuigkeit und (mehr noch:) ihre gnadenlos sich gebende Beselbstmitleidung à la "Keiner hat mich wirklich lieb, was will ich eigentlich noch hier" prägen sich als ein Anlassstiftendes nachhaltig ein, weswegen diese Produktion auch einen echten Daseinsgrund zu haben scheint.
Michael Volle (der inzwischen an der Staatsoper so ziemlich alles, was man Hauptrolle zu nennen pflegt, absingt) ist als Jack Rance erlebbar.
Und mein insgeheimer Muntermacher-Favorit:
Stephan Rügamer, der als Nick eine der besten Transen, die ich jemals auf der Bühne sehen konnte, auf die Bretter legt; grandios gespielt!
Aus dem Orchestergraben klingt die Staatskapelle Berlin so frohgemut und forsch wie lange nicht "in echt" - und das, obgleich sie immer noch vom Personal her (lt. Corona-Abstandsregeln) reduziert am Musizieren ist.
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Blieb leider nur, aus rein gesundheitlichem Krampfgrund, bis zur Pause - das lag also nicht am Mädchen.
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Puccinis La fanciulla del West an der Staatsoper Unter den Linden | Foto (C) Martin Sigmund
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Andre Sokolowski - 26. Juni 2021 ID 12999
LA FANCIULLA DEL WEST (Staatsoper Unter den Linden, 24.06.2021)
Musikalische Leitung: Sir Antonio Pappano
Inszenierung: Lydia Steier
Ausstattung: David Zinn
Licht: Olaf Freese
Video: Momme Hinrichs
Stunt-Koordinator: Ran Arthur Braun
Choreinstudierung: Martin Wright
Dramaturgie: Benjamin Wäntig
Besetzung:
Minnie ... Anja Kampe
Dick Johnson ... Marcelo Álvarez
Jack Rance ... Michael Volle
Nick ... Stephan Rügamer
Sonora ... Łukasz Goliński
Ashby ... Jan Martiník
Jake Wallace ... Grigory Shkarupa
Trin ... Siyabonga Maqungo
Sid ... Jaka Mihelač
Bello ... Adam Kutny
Harry ... Florian Hoffmann
Joe ... Andrés Moreno García
Happy ... Viktor Rud
Larkens ... David Oštrek
Billy Jackrabbit ... Žilvinas Miškinis
Wowkle ... Natalia Skrycka
José Castro ... Frederic Jost
Ein Postillon ... Spencer Britten
Herren des Staatsopernchores
Staatskapelle Berlin
Premiere war am 13. Juni 2021.
Weitere Termine: 26.06., 02.07.2021
Weitere Infos siehe auch: https://www.staatsoper-berlin.de/
http://www.andre-sokolowski.de
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